Budapester Bürgerschaft
Ein Vize ist schon raus
Die Liberale Anett Bősz wirft nicht nur in der Kommunalpolitik das Handtuch, wie sie am Montag bekanntgab. Sie zieht sich komplett aus der Politik zurück und tritt aus der DK aus, die den Liberalen in den jüngsten Jahren ein politisches Zuhause geboten hatte. Bősz war als Vize-OB für die Bereiche Soziales und Kultur zuständig.
OB: Unklare Strategie der Tisza-Partei
Unterdessen droht der Párbeszéd-Politiker Gergely Karácsony seinen Rivalen, er wolle bei der konstituierenden Sitzung der neuen Bürgerschaft von Budapest überhaupt keinen Vorschlag bezüglich seiner Stellvertreter unterbreiten. Damit reagiert der Oberbürgermeister auf die seiner Meinung nach destruktive Haltung der Tisza-Partei, die in der Hauptstadt plötzlich seinen Herausforderer (den im Wahlkampf offiziell unabhängigen, nur von der grünen LMP, am Ende aber auch vom Fidesz unterstützten) Dávid Vitézy für den Posten eines Vize-OB favorisiere.

Von den 33 Mandaten in der Bürgerschaft halten die Tisza-Partei und Fidesz-KDNP jeweils 10 Mandate, die Vitézy-Liste bringt es auf 3 Sitze, die Linke insgesamt auf 7 Sitze. Im Interview für das linksliberale Nachrichtenportal telex.hu beklagte Karácsony die für ihn „schwer nachvollziehbare politische Strategie der Tisza-Partei in der Hauptstadt“. Wegen des scheinbaren Patts in der Budapester Bürgerschaft hatte der zum Bürgermeister im 12. Stadtbezirk gewählte Chef der Satirepartei des zweischwänzigen Hundes, Gergely Kovács, Neuwahlen binnen eines Jahres prophezeit. Der linke OB ist sich seinerseits sicher, die zweite Amtszeit von fünf Jahren zu absolvieren.
Péter Magyar kontert
Dávid Vitézy warf dem Amtsinhaber vor, die Schuld wie gewohnt immer nur bei anderen zu suchen. In Wirklichkeit gehe es Karácsony darum, Politikern aus der Gyurcsány-Ära das Überleben zu sichern. Der parteilose Kommunalpolitiker und Verkehrsexperte dementierte zugleich, sich um das Amt als Vize-OB „beworben“ zu haben.
Péter Magyar konterte das Interview von Gergely Karácsony mit der Vermutung, dieser finde gar nicht mehr aus dem Gewirr seiner Lügen heraus. Der OB habe die Tisza-Partei erpresst, sie solle seine Kandidaten akzeptieren, weil er andernfalls sämtliche Vorschläge blockieren werde. Auch der Vorwurf, die neue Formation würde nur von der Seitenauslinie zuschauen, sei nicht korrekt: Man habe sich im Rathaus von Budapest um zwei Positionen beworben, darunter die Aufgabe, sämtliche kritischen Verträge von Kommunalunternehmen zu durchleuchten.