Kritik am Orbán-System
Ein Topmanager packt aus
Nachdem wegen des Skandals um einen begnadigten Pädagogen nicht nur Staatspräsidentin Katalin Novák, sondern auch die damals als Justizministerin gegenzeichnende Judit Varga zurücktreten musste, ging deren geschiedener Mann in die Offensive. Péter Magyar trat von allen Positionen im Management regierungsnaher Gesellschaften zurück und übte scharfe Kritik am Orbán-System.
Die Rolle von Antal Rogán klären!
Die im Parlament vertretene rechte Mi Hazánk fordert daraufhin die Einrichtung eines Sonderausschusses, um insbesondere die Rolle von Antal Rogán zu klären. Dem Kabinettchef des Ministerpräsidenten wird von Magyar die Veruntreuung öffentlicher Gelder beim Betreiben der Regierungs-PR ebenso vorgeworfen, wie ein Missbrauch von Inlandsgeheimdiensten zu persönlichen und Parteizwecken. Unklar sei zudem seine Rolle im Skandal um den vormaligen Präsidenten der Gerichtsvollzieher, György Schadl. Der muss sich wegen bandenmäßiger Korruption gemeinsam mit dem früheren Staatssekretär des Justizministeriums, Pál Völner, vor Gericht verantworten.
Magyar erklärte nun, Judit Varga habe sich als Ministerin schon lange vor dem Ausbrechen dieses Skandals von dem korrupten Staatssekretär trennen wollen, was der Ministerpräsident jedoch lange Zeit nicht zugelassen hätte. Er betonte seine Überzeugung, die Mehrheit der Leute im Fidesz handle engagiert im Interesse der Heimat und für das Glück der Bevölkerung, im Gegensatz zu Figuren vom Schlage eines Antal Rogán, die sich nur selbst bereichern wollen. Warum der bisherige Chef der Zentrale für Studentendarlehen (DHK) gerade jetzt auspackte, der auch im Aufsichtsrat der halbstaatlichen MBH Bank saß, begründete Magyar mit den geschmacklosen Angriffen der durch Rogán gesteuerten Medien des Regierungslagers gegen die Staatspräsidentin. Da sich seine Ex-Frau nun vollständig aus der Politik zurückziehe, sah er den Zeitpunkt gekommen, sein Schweigen zu brechen. Der eigentliche Skandal bestehe für ihn darin, dass die beiden Frauen als Bauernopfer herhalten mussten, während sich die wahren Verantwortlichen feige wegduckten.
Verzweifelte Attacken?
Als ob sie die bloßstellenden Behauptungen von Péter Magyar bestätigen wollten, erklärten verschiedene Fidesz-Politiker und Ministerien übereinstimmend, man befasse sich nicht mit „verzweifelten Attacken von Leuten in hoffnungsloser Lage“. Das Interview von Péter Magyar auf der Videoplattform Partizán wurde seit Sonntag 1,4 Mio. Mal (!) aufgerufen – seine Lage erscheint demnach alles andere als hoffnungslos. Er freue sich schon auf die Rede des Ministerpräsidenten am Samstag zur Lage der Nation, für die er gerne Themen beisteuern möchte, schrieb Magyar am Dienstag in den Sozialmedien.
Er spricht doch nur aus, was schon lange bekannt war.
Vielleicht eine Chance auf Reinigung?!
Mi Hazánk wird Stimmen vom Fidesz abgreifen können. Der linke Westen wird hingucken und glauben, was er will. DK und co werden kaum profitieren. Der Druck kommt jetzt von Rechts.
Eine Aufarbeitung durch aktive abhängige Fidesz-Mitglieder wird es schon alleine deshalb nicht geben, weil es nicht sein kann, dass der Ministerpräsident überhaupt nichts davon gewusst hat.
Man muss sich vor Augen halten, wer den Ministerpräsidenten angreift, der greift die Machtbasis der Partei frontal an, also das Wohl und Wehe aller Parteimitglieder und der von der Partei Abhängigen. Die Frage lautet also, wer will schon freiwillig und selbstverursacht aus Amt und Würden scheiden oder den Ast absägen, auf dem er selber sitzt?
Ehrlichkeit gibt es in der Politik – bis auf sehr wenige Ausnahmen – nicht, nur ein Streben nach persönlicher Macht und damit nach Geld und gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Einfluss. Hinzu kommt eine notwendige Manipulation des Wahlvolks, damit dieses den dahinterliegenden Egoismus der Politiker nicht erkennt!
In nächster Zeit wird der Fidesz einfach versuchen, den Ball flach zu halten! Weitere Bauernopfer sind nicht auszuschließen.