Hunderte protestierten gegen die Ablösung „ihres“ Direktors. Foto: MTI/ Zoltán Balogh

Demo für Direktor

Ein Mythos verblasst

„Hier stehe ich und kann nicht anders.“
30. August 2024 12:41

Mit diesem Luther-Zitat verabschiedete sich der Direktor des Budapester Madách-Gymnasiums, dem das rigorose Handy-Verbot an den Schulen zum Verhängnis wurde.

Csaba Mészáros muss sein Amt nach zweieinhalb Jahrzehnten erfolgreicher Tätigkeit abgeben, weil dem Innenministerium missfiel, wie er die im August gefassten strengeren Regeln zum Umgang mit digitaler Technik von Schülern auslegte. Am Donnerstag verabschiedete er sich in den Sozialmedien mit dem Luther-Zitat auf Deutsch und der (wieder ungarisch gestellten) Frage, was an diesen Machthabern noch national und was christlich sei?! Leider sei dieser Mythos verblasst.

Fidesz-Direktoren tun das Gleiche

Er wolle aber in Zukunft als Lehrer weiter am Madách-Gymnasium tätig sein, versprach Mészáros. Denn er sei nicht aus dem Schuldienst entlassen, sondern „nur“ seines Amtes enthoben worden. Ohne den Medienrummel um den zivilen Ungehorsam gegen die unsinnige Maßnahme des Handy-Verbots wäre all das nicht geschehen. Er kenne persönlich viele Fidesz-Direktoren, die der Anordnung ebenfalls nicht Folge leisten werden.

Smartphone ist Alltag

Am Mittwochabend versammelten sich mehrere hundert Menschen, vor allem jetzige und vormalige Schüler, vor „ihrem“ Gymnasium, um gegen die Ablösung des beliebten Direktors zu protestieren. Bei dem Protest wurde der liberale Ansatz unterstrichen, an Stelle von Verboten den Jugendlichen den richtigen Umgang mit dem Smartphone beizubringen, das nun mal Bestandteil unseres heutigen Alltags ist.

Unterdessen machen sich die Gewerkschaften der Pädagogen für den seines Amtes enthobenen Direktor stark. Die strittige Rechtsnorm trete erst zum 1. September in Kraft, das Innenministerium berufe sich bei seiner Sanktionierung also auf noch gar nicht geltendes Recht. Im Übrigen habe das Gymnasium nicht gegen die Vorgaben verstoßen, sondern im Gegenteil die neuen Regelungen flexibel auszulegen versucht.

2 Antworten auf “Ein Mythos verblasst

  1. Schüler, Eltern und einige Lehrer DEMONSTRIEREN dagegen, dass die Schule ihr Auftrag erfüllt, nämlich lehren. Also: für erschwerte Arbeit für Lehrer und gegen Disziplin den Schüler. Na super. Es gibt also ein Recht für NICHT Lehren UND NICHT Lernen?
    Spielen auch Lehrer mit ihren Handys wehrend Unterricht, Ärzte wehrend OP, Autobusfahrer wehrend Fahrt? Und so weiter?

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    1. Es geht nicht ums “Spielen mit Handys”, Jugendliche können durchaus mit logischen Argumenten in die gewünschte Richtung gelenkt werden.
      Was schon bisher an Grundschulen galt und dort durchaus nachvollziehbar ist, sollte an Mittelschulen einvernehmlich geregelt werden können.

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