Grassalkovich-Schloss Gödöllő
Ein beispielloser Schulterschluss

Den Beitrag der OTP Bank würdigte Bau- und Verkehrsminister János Lázár bei der Ankündigung am Montag als größte Verpflichtung für das Gemeinwesen, die ein privates Unternehmen in den letzten hundert Jahren einging. Von den Flächen der riesigen Schlossanlage werden nun 6.000 m2, deren Wartung seit Jahrzehnten vernachlässigt wurde, aufwendig restauriert und modernisiert.
Dazu gehören der sog. „Musiker“-Gebäudeflügel (das Schloss unterhielt einst ein eigenes Orchester!), die weitläufige Parkanlage und das historische Brauhaus. Das kündigte Sándor Csányi an, der nicht nur die OTP führt, sondern zugleich Vorsitzender des Kuratoriums der Trägerstiftung der Agraruniversität MATE in Gödöllő ist. Seit 2021 unterhält und nutzt die MATE das Grassalkovich-Schloss mit Gesamtflächen von 17.000 m2. Die Bauarbeiten zur Wiederherstellung des Originalzustandes weiter Teile der Anlagen sollen sich bis 2035 hinziehen. Die erste große Rekonstruktion des Grassalkovich-Schlosses wurde bis 2011 vollzogen, um eine stolze ungarische Ratspräsidentschaft zu präsentieren.
Den Großen nacheifern
Ministerpräsident Viktor Orbán gab seiner Hoffnung Ausdruck, Ungarn möge wieder Geschäftsleute erleben, die ihren großen Vorgängern nacheifern, denen ihr Privatvermögen nicht zu schade war, um dem Land zu Ruhm zu verhelfen. „Das 20. Jahrhundert war kein Zeitalter der Mäzene, doch das ist nun Geschichte. Wir haben wieder wohlhabende Ungarn und große nationale Unternehmen, die sich imstande sehen, ihr Vermögen in den Dienst der nationalen Sache zu stellen“, würdigte Orbán, der an die traurigen Jahrzehnte erinnerte, in denen im historischen Schloss Sowjetsoldaten einquartiert waren.
Wie einst Königin Sissi
Die nationalkonservative Regierung geht seit anderthalb Jahrzehnten daran, das wertvolle Kulturerbe Ungarns wiederherzustellen. Der Ministerpräsident zählte in dieser langen Reihe stellvertretend u. a. das Palastviertel der Budaer Burg, Musikakademie und Oper in der Hauptstadt, die Zitadelle von Visegrád, den Győrer Dom, die Basilika von Esztergom, die Benediktinerabtei von Tihany sowie mehrere Schlösser im Karpatenbecken auf. Allein Städte und Gemeinden hätten im Zusammenschluss mit örtlichen Firmen Denkmalschutz im Wert von 66 Mrd. Forint betrieben. Unter Führung von Bauminister Lázár wurde ein Investitionsrahmen festgestellt, der über 35 Jahre hinweg insgesamt 162 Mrd. Forint (ca. 400 Mio. Euro) für vier Dutzend Burgen, Schlösser und Kurien vorsieht.
Im vergangenen Jahr zählten Ungarns Schlösser und Burgen 2,5 Mio. Besucher, von denen 350.000 das Grassalkovich-Schloss in Gödöllő aufsuchten. Der Ministerpräsident hofft, dass die Bürger des Landes und ihre Gäste schon in naher Zukunft das Schloss und die Gartenanlage wieder so erleben können, wie es einst Königin Sissi im Jahre 1867 vergönnt war. Und um die Ausgaben von Milliardenbeträgen zu verteidigen, erwähnte Orbán den Bayernkönig Ludwig, der zu seiner Zeit schweren Kritiken wegen der Schlossbauten ausgesetzt war – das heutige Deutschland aber darf eben dieses historische Erbe zu seinen größten Schätzen zählen.


