Hochwasser
Die Donau schwillt bis Samstag an
Ministerpräsident Viktor Orbán sagte am Montag sämtliche Auslandsreisen für diese Woche (darunter einen Auftritt vor dem Europaparlament in Straßburg, eine Vatikan-Reise und seine Teilnahme an der UNO-Vollversammlung in New York) ab. Der Krisenstab unter Leitung von Innenminister Sándor Pintér erklärte am Montag, die Lage an den Flüssen sei angespannt, aber unter Kontrolle.
Ungarn kommt glimpflich davon
In Ungarn hielten sich die Regenfälle zurück, die Niederschlagsmengen sind letztlich weit entfernt von den düstersten Prognosen in Verbindung mit dem Tief „Boris“. Am Montag kamen insbesondere im Raum zwischen Donau und Theiß sowie in Südungarn rund 20-30 mm Regen hinzu, während in Österreich wieder das Doppelte an Regenmassen herunterprasselte. Hierzulande kamen über das lange Wochenende, in dem „Boris“ das Wetter der Region bestimmte, nirgendwo 100 mm zusammen, in den Katastrophengebieten Österreichs, Tschechiens und Polens derweil 250-400 Liter/m2.
Das Hochwasser an der Donau wird die Experten der Wasserwirtschaft aber noch auf Tage beschäftigen. Tausende Freiwillige helfen den Kommunen aktiv beim Füllen von Sandsäcken, um die kritischen Bereiche längs des Stroms abzusichern. Der Katastrophenschutz wird aber auch von mehreren tausend Soldaten unterstützt. Ab Dienstag wird die Donau bei Komárom mit gut 7 Metern voraussichtlich die III. Hochwasser-Warnstufe übersteigen, worauf der Pegel bis Freitag weiter auf mehr als 8 Meter ansteigen soll. Die Anwohner des Donauknies müssen sich ab Mittwoch auf das extreme Hochwasser vorbereiten; der höchste Pegel wird am Freitag in Esztergom bei 7,80 m erwartet. Für Budapest trifft die oberste Warnstufe ab Donnerstag zu, am Samstag könnte die Donau hier bis auf 8,60 m anschwellen.
Südlich der Hauptstadt erwarten die Experten eine weniger dramatische Flutwelle, wenngleich der Pegel bei Baja in die Nähe von 9 Metern gelangen könnte. Beim vermutlich schlimmsten Donau-Hochwasser aller Zeiten auf dem Gebiet der heutigen Hauptstadt wurden im März 1838 in Pest 9,29 m gemessen. Beim schwersten Hochwasser dieses Jahrhunderts wurde im Juni 2013 in Budapest ein maximaler Pegelstand von 8,91 m erreicht.
Wasser schränkt Verkehr ein
Nördlich von Győr musste bei Vámosszabadi ein Grenzübergang zur Slowakei geschlossen werden. Die Staatsbahnen MÁV melden noch keine witterungsbedingten Verkehrsstörungen, die Sturmschäden vom Wochenende wurden beseitigt. Allerdings sind Bahnreisen nach Österreich und Tschechien mit großen Fragezeichen verbunden, von denen deshalb allgemein abgeraten wird. Die Fähren auf der Donau verkehren bislang noch im Donauknie und nördlich von Budapest, werden ihren Betrieb aber in den nächsten Tagen sukzessive einstellen. Den Verteidigern der Deichkronen wird ab Wochenmitte die Sonne zur Hilfe kommen, die dann wieder 20-25°C verspricht.