Corona
Gemeinsam auf Corona-Patrouille, am Montagvormittag auf dem Budapester Jászai Mari tér: Seit gestern unterstützt das Militär nicht nur die Polizei, sondern auch das medizinische Personal in 93 Kliniken. Foto: MTI / Noémi Bruzák

Neues von der Corona-Front

Orbán: „Hut ab vor den Ärzten, Schwestern und Lehrern!“

Am Montagmorgen bedankte sich Ministerpräsident Viktor Orbán in einer Video-Schalte von der Beratung des Krisenstabes bei den Mitarbeitern des Gesundheitswesens und des Bildungswesens. „Hut ab vor den Ärzten, Schwestern und Lehrern!“

Noch seien die Kapazitäten nicht erschöpft, gut 13.000 Bettenplätze für Corona-Patienten seien derzeit leer. Von knapp 1.650 Intensivbetten seien aktuell ca. 600 belegt.

Die aktuellen Corona-Zahlen

Kurz danach wurden die Montagzahlen bekannt, wonach es seit Sonntag 6.500 Neuinfektionen gibt – ein neuer Rekord. Von annähernd 150.000 Corona-Infektionen erwiesen sich 3.200 als tödlich. In Kliniken werden mittlerweile 7.250 Corona-Patienten behandelt, doppelt so viele wie vor zwei Wochen.

Logistische Unterstützung für Krankenhäuser

Seit Montag entsendet die Armee Soldaten in 93 Kliniken, um das dortige Personal im Kampf gegen das Coronavirus logistisch zu unterstützen. Wie Verteidigungsminister Tibor Benkő am Sonntagabend im staatlichen Nachrichtenfernsehen M1 sagte, gehe es um die Entlastung des medizinischen Personals. Als Beispiele nannte er körperliche Tätigkeiten, aber auch das Fiebermessen.

Spezialeinheiten der Armee setzen derweil die in den Herbstferien begonnenen Desinfektionen von Bildungseinrichtungen fort. Die geplanten umfangreichen Tests von Pädagogen sollen wiederum Medizinstudenten vornehmen. Studenten anderer Fachrichtungen der gleichen Universitäten (Semmelweis, TU Budapest, Universitäten von Miskolc, Debrecen, Pécs und Szeged) werden als Fahrer eingesetzt.

Mittlerweile haben mehr als 150 Städte und Gemeinden die Maskenpflicht auch für bestimmte öffentliche Plätze und Orte verhängt. Die Polizei spricht allgemein Ermahnungen aus und sanktioniert Verstöße vorläufig nur in eklatanten Fällen, sagte der Vizechef der operativen Einsatzleitung, Róbert Kiss.

DK: Die Corona-Daten sind „frisiert“

Die DK von Ex-Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány zieht die offiziellen Corona-Statistiken in Zweifel. Sie fordert die Herausgabe der Todesfalldaten aller Kliniken für die Monate Oktober und November, weil zu befürchten stehe, dass die Daten „frisiert“ sind, um geheimzuhalten, wie viele Menschen täglich am Coronavirus verstorben sind.

Die offiziellen Statistiken hätten in den jüngsten Wochen eine weltweit einmalige Anomalie gezeigt, erklärte DK-Sprecher Balázs Barkóczi auf einer Online-Pressekonferenz am Montag. „Es wäre zu schön, um wahr zu sein, aber die Entwicklung der Epidemie zeigt überall, dass mit steigenden klinischen und Intensivfällen auch steigende Todeszahlen einhergehen.“ Insbesondere bei Personen über 65 Jahren würden andere chronische Krankheiten als Todesursache vorgeschoben, um die Corona-Statistik zu verschönern.

Bezahlen mit Karte: Limit bleibt bei 15.000 Forint

Die Wertgrenze bei Bezahlungen mit der Bankkarte ohne PIN-Code verbleibt auch künftig bei dem erhöhten Wert von 15.000 Forint. Das gab die Ungarische Nationalbank (MNB) am Montag bekannt; sowohl die Kreditkartengesellschaften als auch die Handelsbanken hätten dem neuen Standard zugestimmt. Die ursprüngliche Wertgrenze von 5.000 Forint wurde wegen des Coronavirus im Frühling angehoben, um schätzungsweise 90% der Transaktionen von der Pflichteingabe des Codes zu befreien. Weil sich die Zahl der Missbrauchsfälle entgegen den Erwartungen nicht mehrte, bleibt es beim erhöhten Limit, das den elektronischen Zahlungsverkehr befördert.

Aus der gestrigen Parlamentsdebatte zum Thema Corona:

„Diese Regierung wandte im Frühjahr zur Abwendung von 200.000 Arbeitslosen insgesamt 200 Mrd. Forint auf, die Firmen von Orbán-Freund Lőrinc Mészáros aber erhielten zur gleichen Zeit staatliche Zuwendungen von 186 Mrd. Forint. Das ist kein Krisenmanagement! Österreich ersetzt 90% der Lohnausfälle, bitte schön, da könnten Sie gerne dem Beispiel Österreichs folgen!“

„Die Regierung hat sich nicht auf die zweite Corona-Welle vorbereitet. Sie hatte im Sommer nichts anderes im Sinn, als Yachturlaub, Balaton und Fußball.“

„Was diese Regierung tut, ist ein Spiel mit den Zahlen, und noch viel schlimmer: ein Spiel mit Menschenleben. Was um alles in der Welt haben Sie den ganzen Sommer lang gemacht?“

„Etwas mehr Bescheidenheit bitte! Die Linke ist doch vor 2010 bei sämtlichen Krisen gescheitert. Wir haben die erste Welle erfolgreich abgewehrt. Das Gesundheitswesen ist auf die zweite Welle vorbereitet; Ungarn ist Spitzenreiter bei der Zahl der Beatmungsgeräte und Dritter in der EU bei der Zahl der Krankenhausbetten.“

„In den einzelnen Ländern unterscheiden sich die Corona-Statistiken. Ungarn ist das Land, in dessen Statistik jeder unabhängig von der Todesursache aufscheint, bei dem eine Corona-Infektion vorlag. Wir wenden also die unvorteilhafteste Methodik an. Was würde die Opposition sagen, wenn sie in Belgien, Spanien, Italien oder Frankreich im Parlament sitzen würde?“

„Es ist schon pikant, wenn uns Parteien der Lügen bezichtigen, deren Ministerpräsident einst Lügen von morgens bis abends eingestand. Wenn Sie in Zweifel ziehen, wie das Land auf die Virusabwehr vorbereitet ist, stellen Sie die Qualität der Tätigkeit von Ärzten und Schwestern in Frage.“

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