Budapest
Nach dem Rückzug von Alexandra Szentkirályi gibt es nun ein Kopf-an-Kopf-Rennen dieser beiden Spitzenkandidaten. Fotomontage: BZ / Jan Mainka

Budapest-Wahlen

Nun ein Zweikampf um das Rathaus

Die Spitzenkandidatin des Fidesz für das Budapester Rathaus ist am Freitagmorgen zurückgetreten. Unter ihren Rivalen kommentierte der unabhängige Dávid Vitézy, dies sei sein erster Sieg, der zweite werde am Sonntag folgen. Der amtierende OB Gergely Karácsony erklärte wie sein „Mentor“, DK-Chef Ferenc Gyurcsány, damit sei das Theaterspiel beendet, Vitézy der wahre Kandidat des Fidesz.

Während Ministerpräsident Viktor Orbán sein übliches Interview für das Kossuth-Radio gab, teilte Alexandra Szentkirályi über die Sozialmedien ihren Rücktritt als Spitzenkandidatin des Fidesz für die Hauptstadt mit. Gleichzeitig bat sie ihre Anhänger, nun für Dávid Vitézy zu stimmen. „Für mich bleibt das Hauptziel, dass Budapest nicht länger von Ferenc Gyurcsány und Gergely Karácsony geführt wird“, erklärte die vormalige Regierungssprecherin ihren Schritt, die zugleich weiterhin die Liste von Fidesz-KDNP in Budapest anführt.

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Alexandra Szentkirályi (M.) setzt ihren Wahlkampf auch am Wochenende fort, nur halt nicht mehr als Spitzenkandidatin des Fidesz für das Oberbürgermeisteramt. Foto: Facebook/ Alexandra Szentkirályi

Etappensieg für Vitézy

„Das ist der erste Sieg für uns, der zweite folgt am Sonntag“, reagierten Dávid Vitézy und die hinter ihm stehende grüne LMP auf Facebook. Vitézy erklärte, er nehme den Rücktritt der Fidesz-Spitzenkandidatin zur Kenntnis. Szentkirályi habe eingesehen, dass sie nach ihrer Fehlentscheidung, nicht an der TV-Debatte der Spitzenkandidaten teilzunehmen, nur noch auf Platz 3 im Rennen um das Oberbürgermeisteramt gehandelt wurde. Die Debatte habe gezeigt, dass er der einzige echte Herausforderer für OB Karácsony sei. Der unabhängige Kandidat betonte einmal mehr, er werde als Stadtoberhaupt weder mit dem Fidesz noch mit der DK eine Koalition eingehen. „Wir brauchen keine Parteikader, sondern Fachleute für die Führung der Hauptstadt“, hielt Vitézy fest. Er werde das Rathaus von den Gyurcsány-Leuten säubern und den Orbán-Schlepp nicht hineinlassen.

Später ergänzte Dávid Vitézy auf einer Pressekonferenz, über den möglichen Rücktritt von Alexandra Szentkirályi habe ihn im Vorfeld niemand informiert, es habe keine Konsultationen gegeben. „Ich denke, man hat beim Fidesz eingesehen, besser auf den garantierten dritten Platz zu verzichten.“ Er bat die Wähler des Fidesz-Lagers, nicht nur ihn als OB-Kandidat, sondern auch seine Liste zu unterstützen. Vitézy meinte aber auch, berechtigter wäre ein Rücktritt von OB Karácsony gewesen, der sich in fünf Jahren im Amt durch Untätigkeit auszeichnete und seine Wahlversprechen nicht einhalten konnte.

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Der unabhängige Kandidat Dávid Vitézy: „Budapest darf nicht die Beute von Fidesz oder DK sein.“ Foto: MTI/ Robert Hegedüs

Karácsony: Das war alles inszeniert

„Das Theaterstück endete, wie von uns vorausgesehen: In einem dunklen, zynischen Handel hat der Fidesz Dávid Vitézy zu seinem Kandidaten erkoren“, kommentierte der amtierende OB Gergely Karácsony auf Facebook den Rücktritt von Alexandra Szentkirályi. Der Fidesz habe damit seine Wähler genauso verraten, wie die Regierung seit fünf Jahren die Hauptstadt verrate. Dávid Vitézy und die LMP wollen nun den Bürgern vorschwindeln, sie stünden in Opposition zum Fidesz. „Wählen Sie am Sonntag mich und die Liste des Linksbündnisses, denn der Fidesz wird bei Vitézy den Preis für den Handel einfordern!“

Später hielt auch Gergely Karácsony eine Pressekonferenz ab, wo der Párbeszéd-Politiker nochmals klarstellte: „Dávid Vitézy ist in Wahrheit der Kandidat des Fidesz!“ Es war von vornherein klar, dass Alexandra Szentkirályi den Wahlkampf nicht bis zum Ende bestreiten wird. „Indem der Fidesz seine Spitzenkandidatin zurückzieht, verrät er doch nur, keine Botschaft für die Budapester zu haben.“ Immerhin könnten die Bürger nun eindeutig zwischen zwei alternativen Kandidaten entscheiden. Es gebe nur einen Fidesz und den vertrete nun Dávid Vitézy, wie es ein freies Budapest nur mit ihm, Gergely Karácsony, geben könne.

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OB Gergely Karácsony: „Der Fidesz hat einmal mehr gezeigt, dass für ihn Frauen in der Politik nicht mehr als Schachfiguren sind, die man einfach vom Brett nehmen kann.“ Foto: MTI/ Zoltán Máthé

Der Mentor meldet sich zu Wort

„Der Vorhang ist gefallen, die Vorwahlen des Fidesz hat offenkundig Dávid Vitézy gewonnen“, kommentierte der DK-Vorsitzende und Ex-Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány die Entwicklungen vom Freitag. Auch der „Mentor“ des amtierenden OB, dessen DK in der Budapester Bürgerschaft Dominanz erlangt hat, gab eine Pressekonferenz, um den Rücktritt von Alexandra Szentkirályi zu reflektieren.

Dabei verwies Gyurcsány auf die Vergangenheit von Dávid Vitézy und Péter Magyar von der neuen Tisza-Partei, die beide sehr wahrscheinlich Steigbügelhalter des Fidesz sein werden. „Der Fidesz will mit Vitézy in Budapest und mit Magyar landesweit die Opposition spalten“, konstatierte Gyurcsány. Das Eintreten von Magyar in die Politik habe dem Fidesz rein gar nicht geschadet, und nun wolle Vitézy mit Hilfe von Fidesz-Wählern das Rathaus von Budapest erobern.

DK-Chef Ferenc Gyurcsány: „Trauen Sie ruhig Ihren Augen: Der Fidesz will mit Schein-Oppositionellen in Budapest und landesweit die Wahlen beeinflussen.“ Foto: MTI/ Tamás Purger

2 Antworten auf “Nun ein Zweikampf um das Rathaus

  1. Ferenc Gyurcsány 2006 in seiner berühmten Lügenrede:
    Wir haben keine große Wahl. Weil wir es verfickt haben. Nicht ein bisschen, sondern sehr. Sowas Beklopptes, was wir getan haben, hat sich in Europa noch kein einziges Land erlaubt. Man kann es erklären. Es ist offensichtlich, dass wir in den letzten anderthalb bis zwei Jahren durchweg gelogen haben. Es war uns klar, dass das, was wir sagen, nicht wahr ist. Wir sind so weit über die Möglichkeiten des Landes hinausgegangen, wie wir uns das vorher nicht vorstellen konnten, dass die gemeinsame Regierung der Ungarischen Sozialistischen Partei und der Liberalen dies jemals tun würde. Ansonsten haben wir vier Jahre lang nichts gemacht. Nichts. Ich kann keine einzige Regierungsmaßnahme nennen, worauf wir stolz sein könnten,…

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  2. OB Karácsonyt sagte sinngemäß vor seinem vorheriger Wahl: Wenn er nicht OB Busapest wird, wird man ihn in Zuglo: Bezirk in Np.wo er früher Bürgermeister war- lebendig unter die Erde bringen, weil er dort so schlecht war. Und jetzt? ( vielleicht erinnert sich jemand an seine damalige Ausssge)?

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