ELTE-Skandal
Brisanter Streit um einen PhD
Balázs Orbán möchte Anfang Dezember seine Dissertation zum Thema nationale Souveränität an der ELTE verteidigen. Wie das Nachrichtenportal index.hu schrieb, hätten im zuständigen Gremium nur fünf von acht Professoren der Disputation zugestimmt. Gewöhnlich sind einstimmige Beschlüsse.
Für den eigentlichen Skandal sorgte jedoch der Leiter des ELTE-Lehrstuhls für Medien und Kommunikation. Prof. Gábor Polyák findet es beschämend, dass sich ein hochrangiger Vertreter jener Regierung, die der Universität tagtäglich ihre Missachtung entgegenbringe, zur Verteidigung seines PhD an die ELTE traut. „Mögen (Kulturminister) Balázs Hankó und seine Bande noch so viel lügen, in allen internationalen Ranglisten gehört die ELTE – die am meisten unterfinanzierte Universität in ganz Europa – auch weiterhin zu den besten ungarischen Hochschulen“, schrieb Polyák in den Sozialmedien. Als Hochschuldozent verbitte er sich, dass sich ausgerechnet jener Balázs Orbán, den er als „Herr über das ideologiegetriebene Mathias Corvinus Collegium“ titulierte, mit einem PhD-Titel der ELTE schmücken will.
Die ELTE reagierte auf diesen „Offenen Brief“ mit dem Hinweis auf die Wissenschaftsfreiheit. Es könne keine Ausgrenzung geben, schon gar nicht auf politisch-ideologischer Basis. Solche Äußerungen schaden der hohen Reputation der Universität, auch wenn deren Autoren damit nur ihre private Meinung kundtun wollen. Wissenschaftliche Leistungen seien ausschließlich aufgrund ihrer fachlichen Qualität zu beurteilen, und nicht nach der Person des Autors.