Tourismus
Booking.com im Visier
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Bekanntlich hat die Wettbewerbsaufsicht GVH ein Verfahren mit Dringlichkeit eingeleitet, nachdem die holländische Unterkunftsplattform booking.com über Monate Zahlungsrückstände gegenüber ungarischen gewerblichen Unterkunftsstätten aufhäufte. Parallel hat die staatliche Tourismusagentur MTÜ den Dienst eines Rechtsbeistands für die betroffenen Betriebe eingerichtet.
Am Dienstag kam der Unterausschuss für Tourismus des Wirtschaftsausschusses im Parlament zu einer Sondersitzung zusammen, um Schritte zu beraten, damit sich nicht wiederholen kann, dass ein Multi Milliardenschulden aufhäuft und dabei seine marktbeherrschende Position missbraucht. Der Fidesz-Politiker Kristóf Szatmáry wies Meldungen zurück, wonach booking.com in der Zwischenzeit alle Rückstände beglichen hätte. Die Politik werde solange Druck ausüben, bis die Angelegenheit für alle betroffenen Betriebe des Gastgewerbes zufriedenstellend gelöst ist. Sollte die bis Anfang kommender Woche gesetzte Frist ergebnislos verstreichen, sei auch eine weitere Sitzung des Unterausschusses denkbar.
Es würden Möglichkeiten für Gesetzesänderungen geprüft, um Rechtsverletzungen dieser Art in Zukunft das Wasser abzugraben. Dazu gehörte die Fragestellung, wie ein Unternehmen der Dimension von booking.com ohne ungarischen Kundendienst unterhalten werden dürfe. Es sei merkwürdig, warum die IT-Systemumstellung, auf die sich der Multi zur Rechtfertigung der Zahlungsverzögerungen beruft, ausgerechnet auf die Sommersaison gelegt wurde.
Wegen aggressiver Vertriebspraktiken hatte die GVH booking.com schon 2020 einmal ernsthaft belangt: Damals wurde mit 2,5 Mrd. Forint die höchste Aufsichtsstrafe aller Zeiten für ein einzelnes Unternehmen ausgesprochen. In den jetzigen Skandal sind mindestens 3.000 ungarische Unterkunftsanbieter involviert. Booking.com vertröstet die überwiegend kleinen Betriebe mit immer neuen Zahlungszielen.