Genau vor einem Jahr gewann das Architekten-Konsortium Grimshaw-Nautes die Ausschreibung zur umfassenden Erneuerung des Westbahnhofs (Nyugati pu.). Verkehrsminister János Lázár legte das „Prestigeprojekt“ nun zu den Akten. Foto: www.nyugatitervpalyazat.hu

Bahnprojekte

Bedauerlicher Verzicht

„Ich kann nur hoffen, dass wir so schnell es geht aufhören, die Hauptstadt gegen das Land auszuspielen.“ Mit diesen Worten verknüpfte der Verkehrsexperte Dávid Vitézy eine Kritik an Bau- und Verkehrsminister János Lázár.

Der Minister hatte in einem Interview für das konservative Wochenblatt „Mandiner“ differenzierter erklärt, es sei in Ordnung, die S-Bahn zu modernisieren und das südliche Ringbahnprojekt so gut es geht zu verwirklichen. Für einen Tunnel unter der Donau, um den West- mit dem Südbahnhof zu verbinden, seien Umstände wie die Energiekrise und der Ukraine-Krieg aber hinderlich. Den vormaligen Verkehrsstaatssekretär Vitézy störte, dass Lázár in diesem Zusammenhang von „Prestige-Investitionen“ spricht.

Strategisches Denken gefragt

Bei der Modernisierung der Bahn müsse man ähnlich strategisch wie beim Bau von Schnellstraßen denken: Die Südbrücke der Ringautobahn M0 bei Csepel sei ja auch nicht für die Budapester Anwohner gebaut worden, sondern ein wichtiger Teil des landesweiten Verkehrsnetzes. Die Kapazitäten des Westbahnhofs (Nyugati pu.) auszuweiten, indem der Status als Kopfbahnhof durch die Anbindung nach Süden liquidiert wird, sei ebenso weit mehr, als nur eine Maßnahme für die Budapester.

Keine Hilfe für die Provinz

Vitézy reklamierte beim amtierenden Minister konkret den Verzicht auf EU-Gelder: Ungarn hatte von Brüssel Planungsgelder für die Zukunft des Nyugati pu. erhalten, die nach (unbegründeter) Aufkündigung der einschlägigen Verträge durch das Lázár-Ministerium zurückgegeben wurden. „Wer die Modernisierung und Entwicklung des verkehrsreichsten Bahnhofs in Ungarn verhindern will, hilft damit am wenigsten der Provinz, sich gegenüber der Hauptstadt zu positionieren, sondern behindert ganz allgemein die Zukunft der Bahn“, beklagte der anerkannte Verkehrsexperte, der nach der Neustrukturierung der Regierungsaufgaben 2022 eben durch den heutigen Verkehrsminister aus seiner Funktion als Staatssekretär gedrängt wurde.

Ein Gedanke zu “Bedauerlicher Verzicht

  1. Wenn die unterirdische Verbindung zwischen Déli und Nyugati nun ad acta gelegt ist, sollte man sich wieder auf das konzentrieren, was oberhalb der Erde passiert und eine Lösung für den hässlichsten Torso in Ungarn finden: den déli-pályaudvár !!
    Gigantische Projekte wie das von Grimshaw-Architukten sind meist zum Scheitern verurteilt. Die Engländer haben den Krieg in der Ukraine befeuert. Die müssen nun zuhause bleiben. Das Geld wird anderswo benötigt.

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