Bahnmisere
Auf dem Abstellgleis
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Mit Wirkung vom 1. August legte die Orbán-Regierung zehn Nebenstrecken still, die fortan durch Volán-Busse abgedeckt werden. Das sei ein schwerer Schlag für den ländlichen Raum, insbesondere im Osten Ungarns, beklagte der MSZP-Vize László Varga auf einer Online-Pressekonferenz am Donnerstag. Der Oppositionspolitiker erinnerte an das Wahlversprechen Viktor Orbáns, früher von den Sozialisten und Liberalen aus Wirtschaftlichkeitsgründen geschlossene Strecken wiederzubeleben, mit dem der Fidesz die Parlamentswahlen 2010 gewann. In Wirklichkeit rollten auch nachher kaum Züge über die verwaisten Strecken, die Regierungspartei enttäuschte über Jahre hinweg ihre Wähler. Diese Einstellung des Fidesz sei tragisch, weil sich viele Menschen auf dem Lande kein Auto leisten können und auf eine zuverlässige Eisenbahn angewiesen seien.
Minister: Im Moment kein Geld da
Diese Probleme sieht allerdings auch Verkehrsminister János Lázár. Am Donnerstagmorgen sagte der Fidesz-Politiker dem Radio7, eine moderne Bahn sei notwendig, denn dies sei das Verkehrsmittel für 5 Mio. Bürger des Landes. Sein Fachressort lege ein zehnjähriges Programm für die Modernisierung der Schienenwege und des Fahrzeugparks vor. Gleichzeitig räumte der Minister ein, aktuell stehe im Staatshaushalt kein Geld für diese Ziele bereit. Unterdessen würden Verspätungen und die Risiken für Unfälle bzw. Havarien zunehmen. Die Schließung der Nebenstrecken zum 1. August rechtfertigte Lázár mit fehlendem Personal.
Während er den Modernisierungsbedarf auf insgesamt 6.000 Mrd. Forint (mehr als 15 Mrd. Euro) bezifferte und dabei die wichtige Rolle der EU-Fördermittel hervorhob, verteidigte der Minister die Priorität des Großprojekts Bahnstrecke Budapest-Belgrad, das alleine ein Finanzierungsvolumen von 2,2 Mrd. USD erreicht.
Bahn durch Busse zu ersetzen, ist falsch
Der Verkehrsexperte Dávid Vitézy kritisierte die Streckenschließung ebenfalls scharf. Die Bahn durch Busse zu ersetzen sei von Grund auf falsch, schrieb der erst im vorigen Jahr abgelöste Staatssekretär. Mit einer besseren Fahrplangestaltung würden mehr Reisende für die Bahn gewonnen. Volánbusz bringt die Menschen auf dem Lande nun mit teils erheblich gestiegenem Zeitaufwand an ihr Ziel. Vitézy mahnte: Die Strecke Dombóvár-Komló im Süden wurde schon einmal von den Sozialisten geschlossen; Ersparnisse brachte auch jene Fehlentscheidung nicht. Regelrecht unsinnig erscheine, dass im Rahmen des Programms „Ungarisches Dorf“ viele Stationen auf der Strecke zuletzt aufwendig verschönert und herausgeputzt wurden. Noch krasser ist aber das Beispiel der stillgelegten Nebenstrecke Balassagyarmat-Ipolytarnóc im Norden, wo gerade erst das Gleisbett ausgebessert wurde.

Janos Kóka? sagte in der Gyurcsany Regierung, dass man die Bahn schließen soll – jeder fährt mit Auto? Oder Bainai Verkehrsminister?
Die Schiene soll man nicht im Stande halten – es kommt AUTO! Ich wundere mich, warum jetzt das Gegenteil vom Opposition gesagt wird? Nein, ich bin für Bahn. Wenn eine Linie irgendwie im Betrieb gehalten kann, soll auch. Die Bahn – wenn sie gut funktioniert – ist KULTURGUT. Deutschland hat schon das Ziel aufgegeben, irgendwann gut, pünktlich und sicher zu sein.
“Ich wundere mich, warum jetzt das Gegenteil vom Opposition gesagt wird?”
Das ist nun mal die Aufgabe der Opposition, s. Fidesz vor 2010! Ansichten wie die eines parteiunabhängigen Vitézy sind da weitaus relevanter.