Krieg
Ministerpräsident Viktor Orbán: „In einem Krieg, in dem es an Klarheit über die Kriegsziele mangelt, kann man sich sehr leicht verirren." Foto: Ministerpräsidentenamt/ Zoltán Fischer

Orbán im Kossuth-Radio

Auch Ungarn sterben in diesem Krieg

"Der Krieg in der Ukraine kann militärisch nicht gewonnen werden. Deshalb ist so schnell wie möglich ein Waffenstillstand nötig", so Premier Orbán.

Danach könnten Friedensverhandlungen beginnen, betonte Ministerpräsident Viktor Orbán am Freitag in einem Interview gegenüber Kossuth-Rádió. Die am Donnerstag von der UN-Vollversammlung angenommene Resolution, in der zum Frieden in der Ukraine aufgerufen wird, sei ein „friedensfreundlicher Text“ und die Mehrheitsmeinung zu diesem Konflikt in der Welt.

„In einem Krieg, in dem es an Klarheit über die Kriegsziele mangelt, kann man sich sehr leicht verirren. Denn es gibt nichts, woran man die Entscheidungen messen kann, die man auf Kosten der eigenen Nation und der eigenen Bürger trifft.“

Russland könne den Krieg nicht gewinnen, weil der Westen so viele Waffen, Energie und Geld hinter der Ukraine mobilisiere, dass es nach menschlichem Ermessen unwahrscheinlich sei, einen offenen militärischen Konflikt gegen eine solche Macht zu gewinnen.

Doch auch das Gegenteil sei der Fall; jeder, der glaube, dass die Atommacht Russland geschlagen werden könne, liege falsch. „Keine Seite kann diesen Krieg gewinnen. Nur die Zahl der Opfer wird weiter steigen, um Hunderte, Tausende, Zehntausende“, sagte Orbán.

NATO ist Verteidigungsbündnis!

Die Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO sei problematisch. In der NATO-Charta steht, dass ein im Krieg stehendes Land nicht aufgenommen werden kann. Zudem sei die NATO ein Verteidigungs- und kein Angriffsbündnis. Ein britischer Historiker habe kürzlich in einem Interview mit einer ungarischen Zeitung gesagt, Europa müsse die Russen zurückdrängen, selbst um den Preis eigener Opfer.

Dazu erklärte Orbán, George Soros habe bereits Anfang der 1990er Jahre, in der postkommunistischen Ära, geschrieben, dass Russland nicht nur politisch, sondern auch militärisch besiegt werden muss. Und da die westlichen Demokratien „den Verlust von Menschenleben nur schwer ertragen, müssten die Mitteleuropäer eingesetzt werden, um Russland zu besiegen“.

Das Wichtigste sei derzeit, zu verhindern, dass noch mehr Menschen sterben und weitere Länder in den Krieg hineingezogen werden. Die Ungarn in Transkarpatien seien längst Teil dieses Prozesses, und selbst im öffentlichen Diskurs in Ungarn werde nicht genug darüber gesprochen, dass „Hunderte von Ungarn sterben“. Ungarn gehöre zu den Opfern, das müssten Brüssel, Kiew und auch Washington endlich akzeptieren.

Bedenken der Türkei berücksichtigen

Anschließend sprach Orbán über den NATO-Beitrittsprozess Schwedens und Finnlands, der bereits vor einigen Monaten vom ungarischen Parlament hätte ratifiziert werden sollen. Die Bedenken der Türkei sollten berücksichtigt werden, aber er persönlich habe die Fidesz-Fraktion gebeten, den Beitritt der beiden Länder zu ratifizieren. Die Abgeordneten zeigten sich jedoch gespalten. Ein Teil von ihnen vertritt den Standpunkt, dass durch den Beitritt Finnlands eine lange Grenze zwischen der NATO und Russland entstehen wird, die ein hohes Kriegspotenzial in sich birgt.

Andere fordern einen Dialog mit Schweden und Finnland, denn es könne nicht sein, dass sie Lügen über Ungarn verbreiten und laufend die ungarische Demokratie sowie Rechtsstaatlichkeit kritisieren. „Ich sehe, dass das Parlament in diese Richtung geht. Ich gehöre zu jenen, die für Ruhe plädieren“, betonte Orbán. Er stimme mit der Position überein, dass mit Schweden und Finnland nicht alles in Ordnung sei, aber dass der Beitritt grundsätzlich unterstützt werden sollte. Allerdings könne es nicht schaden, wenn sich die Parlamente über diese Meinungsverschiedenheiten konsultieren.

Hinter Sanktionen stehen erhebliche westliche Wirtschaftsinteressen

Orbán wies dann darauf hin, dass hinter den Sanktionen und dem Vorgehen gegen Russland erhebliche westliche Wirtschaftsinteressen stehen. Er nannte auch George Soros namentlich als einen derjenigen, die von den wirtschaftlichen Folgen des Krieges stark profitieren würden. Ungarn hat im vergangenen Jahr aufgrund des sanktionsbedingten Anstiegs der Energiepreise 4.000 Mrd. Forint mehr für die gleiche Energiemenge gezahlt als im Jahr zuvor.

 

„Die Spekulanten, George Soros und viele andere haben sich an den Sanktionsbeschlüssen der EU gesund gestoßen. Lassen Sie uns glauben, dass es keine Absprachen zwischen den politischen Entscheidungsträgern und den Spekulanten gab.“

 

Er wiederholte seine frühere Aussage, wonach der „Impfstoff gegen das Inflationsvirus“ bereits verabreicht worden sei. Der Preisanstieg werde sich in den kommenden Monaten verlangsamen und bis zum Jahresende im einstelligen Bereich liegen.

Pintér muss sich erklären

Zum aktuellen Pädophilie -Skandal sagte Orbán, dass Kinder in Ungarn heilig und unantastbar sind, weshalb Ungarn über das strengste Kinderschutzsystem in Europa verfügen müsse. Er erwarte, dass Innenminister Sándor Pintér eine „sehr klare Antwort auf die Frage gibt, wo die Staatsdiener waren, deren Aufgabe es ist, sich um unsere Kinder zu kümmern. Ich erwarte auch, dass alle diese Fälle untersucht werden; das sind sehr peinliche, sehr schmerzhafte Fälle, aber wenn wir diese unter den Teppich kehren, wird ihre Zahl zunehmen.“

Der Ministerpräsident betonte: „Wir können unsere Kinder nur vor der Gender-Ideologie schützen, wenn wir auf die damit verbundenen Gefahren hinweisen; hier ist der Staat in der Pflicht.“ Jeder, der den Eltern die Möglichkeit nimmt, über die Erziehung und Sicherheit ihrer Kinder zu bestimmen, verstoße gegen die in Ungarn verbreiteten Moralvorstellungen.

 

Mehr zu den Ansichten von Premier zum Ukraine-Krieg finden Sie in diesem BZ-Interview.

6 Antworten auf “Auch Ungarn sterben in diesem Krieg

  1. “Dazu erklärte Orbán, George Soros habe bereits Anfang der 1990er Jahre, in der postkommunistischen Ära, geschrieben, dass Russland nicht nur politisch, sondern auch militärisch besiegt werden muss. Und da die westlichen Demokratien „den Verlust von Menschenleben nur schwer ertragen, müssten die Mitteleuropäer eingesetzt werden, um Russland zu besiegen“.”

    Falls Soros hier die amerikanische Position wiedergibt, sollten wir die USA aus Europa rausschmeißen.
    Dass Soros ein Teufel auf Erden ist, steht sowieso fest. Einige andere amerikanische Geostrategen haben ähnliches geschrieben oder geäußert. Alles bekannt.

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    1. Soros in 1993 ” Neue Weltordnung” Zugang glich . Einsatz billige osteuropäische Arbeitskrafte und Soldaten verringelt die Totensäcke in Westen.
      Nachzulesen.
      Die ” Westen erträgt keine hässliche Bilder” Merkel sagte auch in 2015 bez.Invasion von illegalen, zum Teil bewaffneten Migranten an die Grenzen.

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  2. Russland ist ein europäisches Land. Kultur, Religion Verflechtung mit Europa präsent. Um diese europäische Kultur zu berwahren, ein Gegenpol Fernosten zu organisieren, hätte die Westen mit Russland verbünden sollen. Wenn Russland hier ausgestoßen wird, wird die USA ihr Status egen China vielleicht für paar Jahre verlängern können. Dumm sind die USA und die EU ist genau so dumm. Biden will als nicht ganz komplett im Kopf Obama Krieg zu Ende führen.

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  3. Propaganda in Reinform:
    Laut Orban wird Pädophilie also dadurch gefördert, dass man den Kindern verwehrt, etwas über unterschiedlichen Geschlechterrollen zu erfahren.
    Sollen sich ungarische Mädchen keine Gedanken über ihre soziale Geschlechterrolle machen dürfen?

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    1. Sie wissen es vielleicht nicht, aber die machen sich schon von selbst Gedanken über ihre Rolle, wenn sie das entsprechende Alter erreicht haben. Ich vermute mal, Sie haben keine Kinder, sonst würden Sie nicht so einen Schmarrn schreiben.
      Kleinkinder schon mit diesem Gender-Zeug zu verstören, kann man wohl kaum als human bezeichnen. Früher gab es für Kinder Peter Lustig, heute gibt es Vorträge über ausgedachte Geschlechter und Putin-ist-böse-Lektionen…
      Wo bleibt da der Einspruch der Kirchen? Ach ja, da gab es doch dieses mysteriöse Treffen…
      ähm, wie es heißt, der Papst und eine Lady Lynn…, aber pssst, nicht weitersagen…

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