Staatsbahnen MÁV
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„Leider haben sich auf der Bahnstrecke Budapest-Wien außerordentlich schwerwiegende technische Probleme ergeben“, räumte der Minister auf einer Pressekonferenz ein, die er zum Thema Investitionen in Schnellstraßen abhielt. Auf dem Streckenabschnitt zwischen Biatorbágy und Tata, also auf mehr als 55 km habe die MÁV Geschwindigkeitsbegrenzungen einführen müssen. Der Minister echauffierte sich über die Haltung des Bahnmanagements, die benötigten 32 Mrd. Forint für die Streckenrekonstruktion noch nicht freigesetzt zu haben.
Sicherheit der Reisenden wichtiger
Genau das habe er nun als verantwortlicher Minister angeordnet, der die Eigentümerrechte bei allen staatlichen Verkehrsgesellschaften wahrnimmt. Mit dem Geld ließen sich die Probleme binnen drei oder vier Monaten beheben. „Wenn wir heute nicht eingreifen, wird die Geschwindigkeit auf diesem Abschnitt bis auf 40 km/h gesenkt werden müssen.“ Das würde die Fahrtzeit von Budapest bis zum Grenzort Hegyeshalom Richtung Wien um eine halbe Stunde erhöhen. Eigentlich ist die Strecke für max. 140 km/h ausgelegt, wird aber derzeit im kritischen Abschnitt mit max. 100 km/h befahren. Die MÁV müsse alle verfügbaren Ressourcen auf die Wiederherstellung eines reibungslosen Betriebs der Hauptstrecke konzentrieren, forderte Lázár. Die Sicherheit der Reisenden sei wichtiger, als finanzielle Aspekte – abgerechnet werden könne auch später.
Eigentlich wollte Bahn schneller werden
Die ungarische Ausgabe des Senders „Freies Europa“ meldete am Dienstag, die MÁV habe nicht ausreichend Geld, um ihre Infrastruktur instand zu halten. Für das Gesamtnetz mit mehr als 7.000 km stünden insgesamt in diesem Jahr nur 42 Mrd. Forint bereit. Der Vorstandsvorsitzende Zoltán Pafféri soll János Lázár in einem Schreiben um mehr Geld gebeten haben, weil andernfalls nicht mehr nur Nebenstrecken, sondern unter Umständen sogar Hauptstrecken betroffen wären, wo die Spitzengeschwindigkeit um 20-40 km/h gedrosselt werden müsste. (Die Hiobsbotschaft des Ministers, wonach die maximale Geschwindigkeit nur noch 40 km/h erreichen würde, könnte einer Fehlinterpretation geschuldet sein.)
Die R-Kord Kft., ein Unternehmen der Mészáros-Gruppe, gelangte über eine Ausschreibung Anfang 2021 an staatliche und EU-Gelder, um den Streckenabschnitt von Győr bis zur Grenze zu modernisieren. Diese Arbeiten dauern im Moment noch an, die technische „Übergabe“ der Strecke verzögert sich und wird wohl nicht vor Jahresende realisiert. Abgestimmt mit der Partnerbahn ÖBB sollen Züge dann am Grenzort Hegyeshalom keinen Halt mehr einlegen müssen. Das Projekt wurde vor drei Jahren mit dem Versprechen angekündigt, die Fahrtzeit zwischen Budapest und der Grenze um 15 Minuten zu verkürzen. „Freies Europa“ merkt dazu an, dass die Wirklichkeit die Verkehrsplaner bei der MÁV und im Verkehrsministerium eingeholt habe – als ob man 2020 bei den Staatsbahnen nicht davon gewusst hätte, in welch miserablem Zustand sich die Schienen befinden.
