BZ-Serie „30 Jahre Wende“ / Der Streit um das Paneuropäische Picknick
Paneuropäisch versus Paneuropa
Am 19. August 1989 konnten während einer dreistündigen, symbolischen Grenzöffnung schätzungsweise 660 DDR-Flüchtlinge über die österreichisch-ungarische Grenze bei Sopron in den Westen fliehen. Das Ereignis ist heute einer der Meilensteine auf dem Weg der friedlichen Revolution von 1989. Bernd Posselt, Präsident der Paneuropa-Union Deutschland e.V., CSU-Mitglied und ehemaliger Europaparlamentarier, der sich nach der Veröffentlichung des BZ-Interviews mit László Nagy an die Redaktion gewandt hatte, erklärte, dass die Paneuropa-Union Mitorganisator und Initiator des Picknicks gewesen sei.
Genau dies wird von den ungarischen Organisatoren jedoch heftigst bestritten. Bei der Auseinandersetzung fällt auch ins Auge, wie selbst die Wikipedia-Artikel über die Veranstaltung voneinander abweichen. Wird in der ungarischen Version des Artikels ein genauer Bericht über die Organisation seitens der ungarischen Opposition gegeben, findet man beispielsweise auf der deutschen, englischen, französischen oder tschechischen Seite meist gleich am Anfang die Information, dass das Ereignis eine „Friedensdemonstration der Paneuropa-Union“ gewesen sei, oder aber es wird behauptet, sie wäre der Hauptorganisator gewesen.
Streit um die Urheberschaft
Auf der einen Seite steht die Version der Paneuropa-Union, dass die Idee maßgeblich von Otto von Habsburg im Gespräch entwickelt wurde. Mit wem dieser Dialog elfolgte, weicht in den verschiedenen Versionen voneinander ab. Erzsébet Gelsey, ehemalige Sekretärin von Otto von Habsburg, schreibt in einer Mitteilung, das Gespräch habe mit seinen Kindern Walburga und Georg als auch Szabó Lukács, einem ehemaligem Mitglied des Ungarischen Demokratischen Forums (MDF), stattgefunden. Sohn Georg erzählte kurz nach der diesjährigen Jubiläumsfeier von der Ideenfindung: „Wir [mein Vater Otto und ich] unterhielten uns über die Situation und da fragten wir uns, warum wir nicht einfach ein Picknick an der Grenze veranstalten.“ Im Interview mit dem Kossuth-Radio nennt er das MDF als Beteiligten nicht einmal. Bernd Posselt berichtet in dem Artikel „Laufmasche der Freiheit“, dass „in einem Gespräch mit dem Paneuropa-Präsidenten [Otto von Habsburg] und seinem Sohn Georg von Habsburg die Bürgerrechtler Lukács Szabó und Mária Filep den Plan entwickelten, eine Protestveranstaltung gegen den rumänischen Diktator Nicolae Ceausescu als grenzüberschreitendes Picknick zwischen Ostungarn und dem rumänischen Siebenbürgen durchzuführen.“
Hierzu ist sogleich anzumerken, dass Mária Filep bei diesem Abendessen gar nicht anwesend war. Sie erinnert sich ganz anders an die Ereignisse. Der Debrecener Architektin ging nach eigenen Worten, „das Messer in der Tasche auf“, als Otto von Habsburg Anfang der 90er Jahre bei einem Vortrag an der Debrecener Universität behauptete, dass er die Idee zum Picknick gehabt habe.
Augenzeugenberichte und Studien zum Thema weisen ganz klar auf eine andere Faktenlage hin. Manche unter ihnen sprechen gar von Geschichtsverfälschung und Lügen seitens einiger Mitglieder der Paneuropa-Union und der Habsburger.
Ein legendäres Abendessen
Tatsache ist, dass Otto von Habsburg vom Debrecener im Juni 1989 für einen Vortrag vor Ort eingeladen wurde. Die Anfrage stellte Lukács Szabó. Habsburg sprach vor einer großen Menschenmenge auf dem Platz vor der Universität über die Rolle Ungarns in Europa und davon, wie der Eiserne Vorhang auch die Ideologien trenne. Laut Filep gefiel den Oppositionellen des MDF diese Rede aufgrund ihrer gesamteuropäischen Denkrichtung. Anschließend fand das erwähnte Abendessen in der Gaststätte „Zum goldenen Stier“ statt, bei dem die Idee des Picknicks, das hier noch als Dialog an der Grenze benannt wurde, entstand.
Zugegen waren in jedem Falle Otto von Habsburg samt einiger Angehöriger und von MDF-Seite Lukács Szabó, Ákos Gali sowie der Dichter Ferenc Mészáros. Laut den Protokollen von Gali und Mészáros ging es im weiteren Gespräch um den erforderlichen Dialog zwischen Ost und West und die unhaltbare Situation, in der sich Ungarn aufgrund der zahlreichen Flüchtlinge aus Rumänien befände. Des weiteren besprach man, dass der Eiserne Vorhang im Osten bereits abgebaut werde, ohne dass die Weltöffentlichkeit wirklich Notiz davon nehme. Auch die zivilen Oppositionellen müssten ein Zeichen setzen. So schlug Mészáros, wie Ákos Gali und er selbst bezeugen, vor, den „Dialog doch an der österreichisch-ungarischen Grenze bei einem gemütlichen Grillabend“ fortzusetzen. Otto von Habsburg sollte seine Freunde auf der österreichischen Seite einladen, sie würden die Debrecener und Ungarn mobilisieren. Laut Gali musste Mészáros für diese Schnapsidee anschließend seitens des MDF noch einige „Witze auf seine Kosten einstecken“, denn „die Mehrheit des MDF hielt es für unwahrscheinlich, solch ein Ereignis stemmen zu können“. Diese Version der Urheberschaft wird von allen Hauptverantwortlichen des Picknicks unterstützt.
Ein oft vergessener Löwenanteil aus Debrecen
Vergessen wird im heutigen Diskurs gerne, dass Debrecener Aktivisten an diesem Ereignis überhaupt und sogar maßgeblich beteiligt waren – eine Ausnahme bilden hier die Schilderungen von László Nagy, der auch der BZ gegenüber ausführlich auf die Rolle der Debrecener MDF-Mitglieder eingegangen ist. Doch bei den diesjährigen Jubiläumsfeierlichkeiten blieb das Debrecener Engagement, laut Ferenc Mészáros, „größtenteils unsichtbar“. Weder Viktor Orbán noch Angela Merkel erwähnten in ihren Reden Debrecen. Das ist natürlich einerseits zu verstehen, denn natürlich ist Sopron als Schauplatz an sich klar dominant. Jedoch wäre es laut Filep in Zukunft wünschenswert, die Beteiligung beider Städte stärker hervorzuheben und den Dialog zwischen ihnen hinsichtlich des Ereignisses zu stärken. Filep weist darauf hin, dass in Debrecen keinerlei Gedenken an das Picknick mehr stattfinden würden. Ihr scheint, dass die Paneuropäische Stiftung hier eine gemeinsame Arbeit und einen verstärkten Dialog mit den Stiftungsmitgliedern jenseits von Sopron leisten muss, um das vollständige Bild der Veranstaltung zu erhalten.
Denn 1989 war es niemand anderes als Mária Filep, die das Ganze in Debrecen zum Leben erweckte. Allein sie konnte sich auf der MDF-Sitzung für die Idee eines „grenzübergreifenden Grillabends“ von Mészáros“ begeistern. Unterstützt von diesem, der vor allem die Texte verfasste, entwarf sie das Konzept für das „Paneuropäische Picknick“, wählte die Schirmherren aus und kontaktierte Behörden und Partner. Von heute aus betrachtet, mobilisierte sie ungeheure Kräfte, um mit spärlichsten Kommunikationsmitteln und kärglicher Unterstützung ein riesiges Ereignis aus dem Boden zu stampfen. Filep war sowohl die Namensgeberin als auch die Hauptorganisatorin, die die Idee von Mészaros letztlich umsetzte.
Auch Gali bescheinigt, dass die beiden den „Löwenanteil der Organisationsarbeit“ leisteten. Staunend sah Fileps Freundin Márta Magos mit an, wie Filep mit „übermenschlichen Kräften“ die Dinge ins Rollen brachte, ihr Büro in eine Organisationszentrale umwandelte, die Erlaubnis für die ungarische Grenzöffnung organisierte und bei allem ihren Job und ihre Freiheit riskierte. Wenn sie sie fragte „wie um alles in der Welt sie das alles bewerkstelligen wolle“, gab Filep zurück: „Was die Kommunisten können, können wir doch auch, oder?“
Die Ortsgruppe des MDF in Debrecen als auch die später angefragte Budapester MDF-Zentrale duldeten zwar ihre Bemühungen, aber Hilfe erhielt sie kaum. Auch der oppositionelle Runde Tisch in Debrecen versagte ihr die Unterstützung; die damalige Fidesz-Fraktion lehnte es ab, an diesem „kommunistischen Ereignis“, dessen Schirmherr Imre Pozsgay von der Staatspartei war, mitzuwirken. Im Gegensatz dazu halfen in Sopron später alle oppositionellen Gruppierungen, insbesondere der SZDSZ.
Von Bernd Posselt und Habsburg-Sekretärin Erzsébet Gelsey wird hingegen Lukács Szabó als einer der Hauptorganisatoren in Debrecen genannt. Laut Mária Filep und anderen MDF-Augenzeugen soll er jedoch vor allem das Telefongespräch mit dem Büro von Otto von Habsburg bezüglich der Schirmherrschaft geführt und einen Brief an ihn geschickt haben, da er bereits Kontakte zu den Habsburgern hatte.
Habsburg-Schirmherrschaft oder Mitorganisatorenschaft der Paneuropa-Union?
Weder Filep noch Mészáros wussten laut eigenen Angaben von der Existenz einer Paneuropa-Union, wie auch Nagy schon berichtete. Dies steht im Widerspruch zu Posselts Aussagen, der von einer „Sympathiewelle für den Paneuropa-Präsidenten“ in Ungarn schreibt, nachdem Anfang 1989 ein Film über Otto von Habsburg in den ungarischen Kinos gelaufen sei. Angeblich „wusste jeder um die Paneuropa-Union und ihre Zielsetzungen“.
Mária Filep bestreitet dies. Sie hätte Otto von Habsburg als Schirmherren aufgrund seiner Tätigkeit als Europa-Abgeordneter angefragt, da er sich dort für die ungarischen Interessen stark gemacht hätte. Wenn er nicht zugesagt hätte, hätte das Picknick trotzdem stattgefunden. Die Schirmherrschaft sei nicht mit einer Organisatorenfunktion gleichzusetzen. Mária Filep stand laut ihrer eigenen Aussagen zwar anschließend im regelmäßigen Kontakt mit der Sekretärin Gelsey, die sie über ihre organisatorischen Schritte auf dem Laufenden hielt, aber nicht mit der Paneuropa-Union.
Posselt jedoch behauptet, das Picknick wäre gemeinsam mit der Paneuropa-Union geplant worden, dessen gesamtungarischer Dachverband unter János Szentágothai sich noch vor der Wende im Budapester Hotel Gellért bildete. Auch er selbst habe „damals monatelang sein Hauptquartier dort aufgeschlagen, wo heute noch eine Gedenktafel neben dem Frühstücksraum an die Paneuropa-Aktivitäten erinnert,“ und wo die „entscheidenden Besprechungen über das Paneuropa-Picknick“ stattgefunden haben sollen. Bei diesen Gesprächen versuchte Posselt „auszuloten, ob sich nun der Flügel in der ungarischen Regierung durchsetzen würde, der der von uns angestrebten zeitweiligen Grenzöffnung zustimmte, oder jener, der in Treue zum DDR-Bruderstaat immer noch am Schießbefehl festhielt.“
Die Debrecener und Soproner Organisatoren, die Posselt nie persönlich kennengelernt haben, wussten davon aber gar nichts. Erst während der Organisation hätten sie von der Paneuropa-Union erfahren. Aus einem frühen Organisationsplan von Filep geht hervor, dass sie von Anfang an mit der Hilfe von vier Gruppen rechnete: MDF Budapest (blieb größtenteils aus), MDF Debrecen (duldete die Aktivitäten, aber half kaum), MDF Kőszeg/Sopron (Kőszeg meldete sich nicht, MDF Sopron erledigte vor allem die lokale Organisation, gemeinsam mit den restlichen Parteien des oppositionellen Runden Tisches, laut Nagy verrichteten dabei das Gros der Arbeit die Freien Demokraten (SZDSZ) und der MDF zu gleichen Teilen) und das „Lager der Schicksalsgemeinschaft“ (Sorsközösségi Tábor), das im weiteren Verlauf des Textes noch einmal vorkommt. Von der Paneuropa-Union als geplantem Partner ist in ihren Protokollen nichts zu lesen.
Im Programm des 19. August werden zwei Redner der Paneuropa-Union aufgeführt und auch die Berichte über die paneuropäischen Flaggenverteilung von „Hans Kijas vom Münchener Paneuropa-Büro“, der, wie Posselt schreibt „auf den verwaisten Wachttürmen Paneuropa-Fahnen pflanzte“, stimmen auf beiden Seiten überein. László Nagy fügte zu diesem Punkt an, dass es vor Ort eine Übereinkunft gab, keinerlei Parteisymbole oder Fahnen zu verwenden. Er selbst musste ein SZDSZ-Mitglied bitten seine Parteiflagge doch wieder einzustecken. Die angereisten Aktivisten der Paneuropa-Union jedoch ließen sich, laut seinen Berichten, nicht vom Anbringen ihrer Fahnen abbringen.
Die wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2005 von Anette Weichel zur Bedeutung des Paneuropäischen Picknicks stellt fest: „Anstatt zuzugeben, dass sie nicht an den Vorbereitungen beteiligt waren, ziehen es einige Mitglieder der Paneuropa-Union vor, vorzugeben, dass sie das Paneuropäische Picknick im Namen der Paneuropa-Union organisiert hätten. Diese Behauptung kann einer tieferen Untersuchung aber nicht standhalten, denn sie sind nicht in der Lage, Einzelheiten über ihre vorbereitenden Aktivitäten klar zu benennen.“
DDR-Flüchtlinge und das Lager der Schicksalsgemeinschaft
Ob die DDR-Flüchtlinge erwartet wurden, wie Posselt klar beschreibt, und wenn ja von wem, wird wohl noch eine Zeit lang offen bleiben. Mária Filep und die MDF-Mitglieder geben an, dass sie in erster Linie an die Symbolik der nachbarschaftlichen Begegnung dachten und eine Flucht von DDR-Bürgern nicht erwartet hatten. Ihre Unwissenheit wird ihnen auch in der Studie von Anette Weichel als glaubhaft bescheinigt.
Hierbei ist auch noch die Rolle des Soproner Schicksalsgemeinschafts-Lagers auszuführen, das heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Die Verbindung des Lagers mit dem Picknick war die Idee von Filep. Im Gespräch hebt sie die Bedeutung des Lagers hervor, das in einer Art selbstorganisierter Sommerakademie einen Treffpunkt der oppositionellen Intellektuellen aus dem ganzen Ostblock darstellte, die extra hierfür nach Ungarn anreisten. Passenderweise lautete das Thema des 1989-er Lagers „Suche nach einem Ausweg in der Mitte Europas“. Dort wurde von der Dissidenten-Vorhut schon im Sommer 1989 ganz konkret über das bevorstehende Ende der Sowjetunion nachgedacht, wie sich am Seminarprogramm ablesen lässt. Die Dissidenten nahmen aktiv am Picknickprogramm, unter anderem mit Redebeiträgen, teil. Die Veranstalter wollten durch diese Repräsentation mehrerer Ostblockstaaten ein größeres Zeichen setzen.
Habsburg-Sekretärin Erzsébet Gelney als auch andere Paneuropa-Union-Mitglieder verweisen darauf, dass ohne die Paneuropa-Union die Grenzöffnung von österreichischer Seite nicht hätte durchgeführt werden können. Des weiteren hätte die Union die Busse für die DDR-Flüchtlinge schon von Vornherein organisiert. Gegenteilig dazu äußerte sich der mittlerweile verstorbene Andreas Waha, damals Bürgermeister des Grenzörtchens St. Margarethen, das sich auf der österreichischen Seite des Soproner Übergangs befindet.
Da die Grenzöffnung von Österreich noch nicht bewilligt war, fuhr das Soproner MDF-Mitglied Pál Csóka am 11. August 1989 über die Grenze, um einen Kontakt auf der österreichischen Seite zu finden. Er stieß dabei auf Waha, der gerade ein Weinfest eröffnete und konnte ihn für die Idee des Picknicks begeistern. Bürgermeister Waha half ihnen daraufhin mit der Grenzöffnung und erkundigte sich, welche Papiere in Eisenstadt und Wien eingereicht werden mussten. Erst am 17. August – also zwei Tage vor dem Picknick! – erteilten die österreichischen Behörden dem MDF Sopron eine mündliche Erlaubnis.
Als Waha am 19. August nachmittags die DDR-Flüchtlinge über die Grenze fliehen sah, kehrte er laut eigener Aussagen nach St. Margarethen zurück, um in seinem Ort Verpflegung und Unterkunft für die Flüchtlinge sicherzustellen. Außerdem verständigte er die westdeutsche Botschaft und forderte Busse nach Wien an.
Fazit
Ein Zeichen der Vereinnahmung seitens der Paneuropa-Union ist im Übrigen, dass in vielen Texten und Interviews mit Mitgliedern derselben stets vom „Paneuropa-Picknick“ die Rede ist, wahrscheinlich um es verbal näher an die Union zu rücken. Der offizielle Titel der Veranstaltung lautet jedoch „Paneuropäisches Picknick“. Des weiteren sollen den ungarischen Organisatoren des MDF Ende der 90er Jahre hohe Leitungsposten innerhalb der Paneuropa-Union angeboten worden sein, was natürlich nachträglich eine brillante Verschmelzung für diese gewesen wäre.
Mária Filep arbeitet derzeit an einem Buch über das Picknick, wobei sie auch Nachforschungen über die Verwicklung des Geheimdienstes in die Ereignisse anstellt, beispielsweise bei der Informierung der DDR-Flüchtlinge.
Offene Fragen und unterschiedliche Erinnerungen gibt es noch etliche. Sie würden aber den Rahmen dieses Artikels deutlich sprengen. Ob die Regierenden mit einer Eskalation des Picknicks rechneten, ob Árpád Bella verpflichtet gewesen wäre zu schießen, wie aus der Dokumentation von László Nagy hervorgeht, oder dies gar nicht gedurft hätte, wie Mária Filep erläutert, und warum sich die beiden Schirmherren bei dem Ereignis, Otto von Habsburg und Imre Pozsgay, nur vertreten ließen und selbst fernblieben – ob sie, wie Posselt angibt, „eine Eskalation vermeiden wollten“ oder, wie andere schreiben, „eine Eskalation fürchteten“ oder schlichtweg andere Termine hatten – bleiben weiterhin umstrittene Punkte.
Mária Filep und auch Ferenc Mészáros wünschen sich für die zukünftigen Jubiläumsfeiern eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen Werte des Picknicks. Anstatt der Politiker sollen mehr Historiker an der im Rahmen der Feierlichkeiten stattfindenden Konferenz teilnehmen. Interessant wäre es, verschiedene Augenzeugen zu hören, den Dialog zu fördern und ein entspannteres und weniger repräsentatives Ereignis zu gestalten. Dabei sollte, laut Filep, insbesondere mit denjenigen das Gespräch gesucht werden, mit denen man nicht einer Meinung ist. Auch Ferenc Mészáros spricht sich für eine „Entparteipolitisierung“ des Ereignisses aus, denn das Picknick sei in erster Linie ein Zeichen für Zivilcourage gewesen.
Mária Filep ist auch heute noch davon überzeugt, dass man als „einfacher Bürger die Welt verändern kann, wenn man über gute Absichten, Mut und klaren Verstand verfügt“.