Holocaust-Gedenktag
Geschichte lässt sich nicht auslöschen
„Es ist uns ein wichtiges Anliegen in Ungarn, dass sich die Juden in Sicherheit fühlen, heute, morgen und auch übermorgen noch“, erklärte Bence Rétvári, Staatssekretär des Innenministeriums, im Holocaust-Gedenkzentrum in der Budapester Páva utca. Mit gesundem Menschenverstand sei nicht zu begreifen, wie eine Ideologie den Tod von Millionen einkalkulieren und dazu führen kann, dass diese Opfer dann massenweise in Todeslager verschleppt werden. Kein Kapitel der Geschichte lasse sich auslöschen, und niemand dürfe auch nur danach streben. Die durch den Holocaust zugefügten Wunden sind nicht verheilt und werden auch nie verheilen.
Italien, Ungarn und Dänemark am sichersten
„Der Schutz des Lebens ist zu jeder Zeit unsere Pflicht“, betonte der Politiker, der an die Tätigkeit von Margit Slachta erinnerte, die erste Frau im ungarischen Parlament, die als katholische Nonne mit ihrem Verein „Schwestern des Sozialdienstes“ während des Zweiten Weltkrieges etwa tausend verfolgte Juden rettete. In diesem Sinne verwies er auf eine Erhebung von Jewish Policy Research, die Ungarn heute als zweitsichersten europäischen Staat für Juden hinter Italien und vor Dänemark einstuft. Viele europäische Länder würden derweil im Zuge der erstarkenden illegalen Einwanderung mit einer neuen Welle des Antisemitismus konfrontiert, mit Juden- und Israel-Feindlichkeit. Deutschland verzeichne täglich fünf judenfeindliche Straftaten, in den Niederlanden wurde ein Holocaust-Denkmal geschändet, in Frankreich wurden wiederholt Schüsse auf Synagogen abgefeuert.
Ungezählte getarnte Formen des Judenhasses
Der Kuratoriumsvorsitzende des Holocaust-Dokumentationszentrums, Andor Grósz, begrüßte die deklarierte Nulltoleranz der Orbán-Regierung gegenüber Antisemitismus. Gleichzeitig warnte er vor „ungezählten getarnten Formen“ der Judenfeindlichkeit, „wenn Versuche unternommen werden, die öffentliche Meinung unterhalb des Radars zu beeinflussen“. Und er stellte klar: „An den Deportierungen hatten zweifellos die Nazis den Hauptanteil. Der Antisemitismus schwappte aber nicht erst mit der deutschen Besatzung nach Ungarn über.“
An der offiziellen Gedenkveranstaltung nahmen auch Israels Botschafter in Ungarn, Yakov Hadas-Handelsman, der Vorsitzende des Verbandes der Jüdischen Glaubensgemeinschaften Ungarns (Mazsihisz), András Heisler, sowie weitere Botschafter teil. Die Orbán-Regierung richtete den Gedenktag für die ungarischen Opfer des Holocaust durch einen Parlamentsbeschluss im Jahre 2001 ein. Anlass war der 16. April 1944, als in Transkarpatien die Errichtung von Ghettos für Juden begann.