Gedenktag für die vertriebenen Deutschen
Eine Tragödie der Nachkriegszeit
Die Siegermächte vereinbarten auf der Potsdamer Konferenz 1945, dass die in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn verbliebene deutsche Bevölkerung zumindest teilweise in „geordneter und humaner Weise“ nach Deutschland umgesiedelt werden sollte, wobei eine verhältnismäßige Aufteilung auf alle Besatzungszonen erfolgen sollte. Die Frage der Umsiedlung wurde in der Tschechoslowakei und in Polen den dortigen Regierungen, im besiegten Ungarn dem Alliierten Kontrollkomitee (SZEB) überlassen.
Pro und Kontra
In Ungarn war diese Frage Gegenstand von Auseinandersetzungen zwischen den Koalitionsparteien und in der Provisorischen Nationalregierung. Denn einerseits herrschte in der neuen politischen Elite eine starke antideutsche Stimmung, andererseits war vielen klar, dass es wirtschaftlich ein großer Schlag wäre, eine fleißige und kapitalkräftige Volksgruppe zu vertreiben.
Ein weiteres Argument für die Massendeportation war der Bedarf an Wohnraum für die flüchtenden Ungarn aus Bácska (Jugoslawien), die Ungarn aus der Tschechoslowakei, die im Rahmen eines Bevölkerungsaustauschs umgesiedelt werden sollten, und die Szekler-Ungarn aus der Bukowina (Rumänien), die auf abenteuerliche Weise ankamen.
Im August 1945 forderte der Leiter des Alliierten Kontrollkomitees, Sowjetmarschall Woroschilow, die Regierung auf, die Zwangsaussiedlung von 400.-450.000 Deutschen vorzubereiten, und bis Anfang November hatte die Regierung eine detaillierte Liste mit 303.000 Namen erstellt. Das Gesetz, das auf dem Grundsatz der kollektiven Verantwortung der deutschen Minderheit in Deutschland beruhte, sah als Ausweisungsgrund alle Personen vor, die sich zum Zeitpunkt der Volkszählung von 1941 zur deutschen Nationalität oder zur deutschen Muttersprache bekannt hatten. Wer Mitglied der nationalsozialistischen Organisation namens „Volksbund“ war, oder wer „in irgendeiner Weise hitlertreue Organisationen unterstützte“, war ebenfalls von der Ausweisung betroffen.
Viele Persönlichkeiten sprachen sich gegen die Ausweisung aus, darunter auch Erzbischof József Mindszenty (da die meisten deutschen Gläubigen katholisch waren) und die Sozialdemokratische Partei. Letztere schützte die deutschstämmigen Bergleute und Fabrikarbeiter, da die Partei mit ihnen Stimmen verloren hätte.
Hunderttausende betroffen
Gemäß einem Erlass vom 15. Januar 1946 durfte der Anteil der von der Evakuierung ausgenommenen Personen 10% der deutschen Bevölkerung des Ortes nicht überschreiten. Den Deportierten wurde die Staatsbürgerschaft entzogen, ihr Eigentum dem Staat übertragen. Die Verschleppung begann am 19. Januar 1946 mit der Abfahrt des ersten Zuges aus Wudersch/ Budaörs und wurde in mehreren Wellen fortgesetzt.
Die immer wieder unterbrochenen Transporte endeten am 15. Juni 1948. Zu diesem Zeitpunkt waren etwa 130.-150.000 Menschen in die amerikanische Besatzungszone und 50.000 in die Sowjetzone gebracht worden, so dass sich die Zahl der nach Deutschland Verschleppten, einschließlich der früher Geflüchteten, auf 220.000 bis 250.000 belief. Etwa 40.-70.000 Deutsche wurden in die Sowjetunion deportiert, von denen ein Drittel in den Arbeitslagern starb. Die Deportation wurde am 11. Oktober 1949 durch einen Regierungserlass offiziell beendet. Doch das Schicksal der Daheimgebliebenen war noch nicht geklärt.
Erst im November 2007 entschuldigte sich Katalin Szili, die damalige Präsidentin der Nationalversammlung, auf einer internationalen Konferenz im Parlament für die Vertreibung der Ungarndeutschen. An verschiedenen Orten im Lande wird regelmäßig der Vertreibung der ungarischen Staatsbürger deutscher Nationalität gedacht.
Der Link auf “Malenkij robot” ist ja hier auch dabei: Die Deportation in die Sowjetunion seit Weihnachten 1944 war noch schlimmer als nach Deutschland.