Geschichte
Deutscher Einmarsch in Ungarn
Im Jahre 1938 begann Ungarn eine Revisionspolitik, die auf die Möglichkeiten territorialer Expansion in jener Zeit abzielte. Diese Politik wertete der Historiker Sándor Szakály, Generaldirektor des Historischen Forschungsinstituts und Archivs VERITAS am Mathias Corvinus Collegium (MCC), als Erfolgsgeschichte. Ein Verzicht auf Expansion wäre demnach politischer Selbstmord gewesen. Allerdings führte eben diese Politik zu einer engen Bindung an Deutschland und schränkte den Handlungsspielraum der ungarischen Außenpolitik erheblich ein. Laut dem Historiker Pál Pritz von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA) schlug sich Ungarn endgültig auf die Seite der Deutschen, als es 1940 dem sogenannten Dreimächtepakt beitrat.
Teheran-Konferenz besiegelte Ungarns Schicksal
Nach dem Desaster der Zweiten Ungarischen Armee am Don versuchte die ungarische Führung, sich im Westen vor allem an den Briten zu orientieren. Dabei spielte die Ernennung von Miklós Kállay 1943 zum Ministerpräsidenten eine entscheidende Rolle. Für die Führung in Deutschland war dies inakzeptabel und führte so zu den Ereignissen im März 1944. Die Invasion begann in den späten Abendstunden des 18. März und hatte weitreichende Folgen für das Land. Sie zielte nicht nur auf die Entlassung des Ministerpräsidenten ab, sondern auch auf die „Endlösung der Judenfrage“.
Bis dahin hatten die rund 800.000 Juden in Ungarn trotz der bereits geltenden Judengesetze in Sicherheit gelebt. Doch unmittelbar nach der Besetzung setzte eine schnelle und tragische Wende ein: Die Deportation der Juden begann unverzüglich, was eine dunkle Phase in der Geschichte Ungarns markierte. Die Historiker waren sich einig, dass das Schicksal Ungarns bereits auf der Konferenz von Teheran 1943 entschieden wurde, auf der fast ausschließlich der Wille des US-Präsidenten Roosevelt und des Sowjetführers Stalin vorherrschte und auf der der britische Premierminister Churchill nur eine nachrangige Rolle spielte.
Horthys umstrittene Rolle
Pritz hob hervor, dass sich die geschichtliche Wahrnehmung von Reichsverweser Miklós Horthy möglicherweise geändert hätte, wenn er während der deutschen Besatzung zurücktritt und sich auf sein Landgut Kenderes zurückzieht. So hätte er sich demonstrativ gegen die Politik der Nationalsozialisten stellen können. Pritz hält es für einen Fehler, die Zeit von 1920 bis 1944 als „Horthy-Regime“ zu bezeichnen. Eher handelte es sich um ein autoritäres System, das noch von Ministerpräsident István Bethlen eingerichtet wurde.