1956
Hanna Hittner, Ungarns Generalkonsulin in Düsseldorf, bei ihrer Begrüßung. Foto: Screenshot

Düsseldorfer Generalkonsulat / DUG / Erinnerung an die Revolution von 1956

„Im Geiste zusammen feiern!“

Große Veranstaltungen zum Jahrestag des Ungarischen Volksaufstands von 1956 haben in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf eine lange Tradition. Bedingt durch die Corona-Pandemie setzte die neue Generalkonsulin Hanna Hittner dieses Jahr auf ein Online-Format. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Die Gedenkveranstaltungen zum 23. Oktober 1956 sind für die Ungarnfreunde im Rheinland immer ein Anlass für festliche Begegnungen. Im vergangenen Jahr waren auf Einladung des Düsseldorfer Generalkonsulats und der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland (DUG) mehr als 140 Gäste in die Landeshauptstadt gekommen. Wegen des starken Anstiegs der Corona-Erkrankungen mussten die Planungen in diesem Jahr kurzfristig umgestellt werden.

Hanna Hittner: „Feiertag der Freiheit“

Ungarns Generalkonsulin Hanna Hittner machte aus der Not eine Tugend und lud die Festredner in ein improvisiertes Aufnahmestudio in Düsseldorf ein – aus Gründen des Gesundheitsschutzes ohne Publikum. Aus Budapest zugeschaltet wurde die Ansprache von Kanzleramtsminister Gergely Gulyás. Wie Hanna Hittner hielt er seine Rede auf Ungarisch, ergänzt durch eine deutsche Textfassung. DUG-Präsident Gerhard Papke, NRW-Staatssekretär Mark Speich und der polnische Generalkonsul Jakub Wawrzyniak sprachen auf Deutsch.

DUG-Präsident Dr. Gerhard Papke: „Das ungarische Volk braucht keine arroganten Belehrungen von uns Deutschen, schon gar nicht zum Thema Freiheit.“    Foto: Screenshot

Abgerundet wurde das Programm durch ein kurzes Zeitzeugengespräch, das Gerhard Papke mit Gábor Benedek führte. Benedek, Goldmedaillengewinner für Ungarn bei den Olympischen Spielen 1952 (!), hatte auf dem Weg zu den Spielen 1956 in Melbourne zu Protesten gegen die sowjetische Unterdrückung aufgerufen und war daraufhin nach seiner Rückkehr regelrecht geächtet worden.

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Goldmedaillengewinner Gábor Benedek im Gespräch mit Dr. Gerhard Papke.   Foto: Screenshot

Hanna Hittner brachte bei ihrer Begrüßung ihre Hoffnung zum Ausdruck, mit den Videobotschaften der Veranstaltung möglichst viele in Deutschland lebende Ungarn und an Ungarn interessierte Deutsche zu erreichen: „Obwohl wir persönlich nicht zusammen sein können, können wir im Geiste zusammen feiern.“ In den aktuell schwierigen Zeiten, „in denen uns eine Pandemie gefangen hält“, solle man daran denken, dass der Nationalfeiertag am 23. Oktober ein „Feiertag der Freiheit“ sei.

Gergely Gulyás: „Heutige Freiheit unserer Revolution von 1956 entsprungen“

Kanzleramtsminister Gulyás machte in seiner Rede deutlich, welch herausragenden Stellenwert die Revolution von 1956 bis heute für das Selbstverständnis des ungarischen Volkes besitzt. Er erinnerte daran, dass sowohl das Grundgesetz von Ungarn als auch der erste Beschluss der frei gewählten Nationalversammlung betonen, „dass unsere heutige Freiheit unserer Revolution von 1956 entsprungen ist“. „Wir sind frei“, sagte Gulyás, „weil viele Menschen bereit waren, für die Freiheit zu kämpfen und dafür Opfer zu bringen“.

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Kanzleramtsminister Gergely Gulyás: „Wir sind frei, weil viele Menschen bereit waren, für die Freiheit zu kämpfen und dafür Opfer zu bringen.“   Foto: Screenshot

Heute gehe es darum, die kulturelle Identität der ungarischen Nation und die Vielfalt des europäischen Kontinents zu bewahren. Man müsse zudem denjenigen entgegentreten, die das Glück gehabt hätten, niemals eine Diktatur erlebt zu haben, aber jetzt den Kämpfern gegen den Kommunismus erklären wollten, was Freiheit bedeutet.

Diesen Gedanken griff DUG-Präsident Gerhard Papke in seinem Redebeitrag aus deutscher Sicht auf. Deutschland solle sich davor hüten, der ungarischen Politik die Lauterkeit abzusprechen, nur weil diese Politik nicht in die Ideologie der politischen Linken passe. Das ungarische Volk, meinte Papke, „braucht keine arroganten Belehrungen von uns Deutschen, schon gar nicht zum Thema Freiheit“. Papke erinnerte daran, welch bedeutende Rolle Ungarn bei der Überwindung der deutschen Teilung gespielt habe: „Dafür verdient Ungarn Dank und Respekt.“

Für die musikalische Begleitung sorgte der preisgekrönte Gitarrist Ferenc Snétberger.   Foto: Screenshot

Fazit

Die positive Resonanz auf die Videobotschaften der gelungenen Gedenkveranstaltung unterstreicht, dass man aus der Corona-Not durchaus neue Veranstaltungsformate schaffen kann, die über das Internet für alle zugänglich sind.

Hier finden Sie das Video der gesamten, überwiegend ungarischsprachigen Veranstaltung und hier speziell die Rede DUG-Präsident Dr. Gerhard Papke.

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