TG Italiano im V. Bezirk
Der Italiener, dem die Promis vertrauen
Nur einen Steinwurf von der Basilika entfernt, handelt es sich beim TG Italiano um ein trendy Innenstadtlokal, dem dank eines tollen Konzepts und einer verlässlich hohen Qualität das Kunststück gelungen ist, auch zehn Jahre nach seiner Eröffnung jeden Abend alle Tische zu füllen. Und das, obwohl das Restaurant mit beinahe 100 Sitzplätzen im Inneren sowie weiteren circa 80 Sitzplätzen auf der gerade erneuerten Straßenterrasse nicht gerade als klein gelten kann.
Internationaler Chic statt Folklore
Tatsächlich gibt es vieles, das für das italienische Restaurant spricht. Zu allererst wäre hier das Innendesign zu nennen: Mit seinem eklektischen Materialmix vermittelt es den charmanten Eindruck des kreativen Chaos: Rustikale Holzlatten an der einen, Ziegelstein an der anderen Wand, industriell angehauchte Deckenlampen über dekadenten Ledercouchen und eine moderne offene Küche, deren Herzstück jedoch ein traditioneller Steinofen ist.
Die Kombination dieser scheinbaren Gegensätze lässt aber auch erkennen, dass das TG Italiano keineswegs eine landestypische Trattoria ist. Vielmehr erinnert das Pester Lokal, dessen Decke mit allerlei italienischer Bonmots bekritzelt ist, an eines jener hippen italo-amerikanischen Restaurants, die sich etwa noch heute in Little Italy in New York finden lassen. Aus den Lautsprechern schmettert es aber unterdessen: „Volare, oh oh, cantare, oh oh oh.“ Der Ohrwurm macht das italienische Ambiente komplett.
Von der Fusion- zur italienischen Küche
Obwohl das TG Italiano seine eigene Eröffnung auf das Jahr 2009 beziffert, reichen die Wurzeln des Restaurants wesentlich weiter zurück. Bereits 2001 eröffnete an derselben Stelle das Vorgängerrestaurant „Tom & George“, ein elegantes Fusion-Restaurant, das verschiedenste Weltküchen miteinander vermengte. Auch dieses Lokal erfreute sich vieler Stammgäste.
Doch wie uns Tamás Sztanó, einer der beiden Besitzer des damaligen wie heutigen Restaurants, erzählt, änderte sich alles schlagartig als die Finanzkrise 2008 auch Ungarn erreichte. Damals hätten die Leute natürlich zuallererst beim Restaurantbudget zurückgeschnitten. „Es gab plötzlich eine gewisse Berührungsangst, weil die Leute dachten, wir seien zu elegant. Sie fürchteten sich vor hohen Preisen“, erinnert sich Sztanó. Er und sein Geschäftspartner, György Lefkovits, hätten daraufhin beschlossen, ein neues Konzept zu erarbeiten, das keine Abstriche an der Qualität machen, dafür aber breitere Bevölkerungsschichten ansprechen sollte.
Ähnlich wie in Deutschland, erfreut sich die italienische Küche auch in Ungarn großer Beliebtheit, und auch Sztanó und Lefkovits selbst sind große Fans, sodass die Wahl sehr schnell auf die mediterrane Küche fiel. Das TG Italiano war geboren. Das „TG“ im Namen, das für die Initialen seiner Besitzer steht, erinnert noch heute an die Anfänge des Restaurants.
Alles frisch aus Italien
Zu einem echt italienischen Restaurant gehört natürlich auch ein echt italienischer Chefkoch. Von Anfang an sorgt Kreativkoch Sergio Viti dafür, dass es der Küche des TG Italiano nicht an Authentizität fehlt. Die Speisekarte füllt er vor allem mit italienischen Klassikern – von Pizza und Pasta bis hin zu komplexen Fisch- und Fleischgerichten.
Seit Februar diesen Jahres hat Viti Unterstützung durch Chefkoch Mario Palermo – ein Italiener wie er im Buche steht mit eindeutig italienischen Ansichten: Gute Küche, so der Koch, brauche Emotionen. „Am besten koche ich, wenn ich frisch verliebt bin“, scherzt er.
Palermo ist bereits seit 2013 in Ungarn und hat hier schon in mehreren italienischen Lokalen gearbeitet. An seinem neuen Arbeitsplatz schätze er insbesondere, dass beinahe alle Zutaten, mit denen das TG Italiano arbeitet, aus Italien stammen. Zwei bis drei Mal die Woche käme eine große Lieferung aus seiner Heimat, darunter Käse, Schinken, Oliven, aber auch – darauf ist Palermo besonders stolz – fangfrischer Fisch aus der Adria. Selbst Miesmuscheln und andere Meeresfrüchte gehören zu den echt italienischen Spezialitäten des Hauses.
Weitere Zutaten, zum Beispiel Ente, Huhn und Lamm, beziehe das Lokal wiederum aus Ungarn und auch bei den Steaks verlasse sich das TG Italiano lieber auf die Experten in Süd- und Nordamerika.
Die Pasta ist ein Muss
Eine Antwort auf die Frage, welche Gerichte aus dem umfangreichen Menü des Restaurants besonders zu empfehlen seien, fällt Palermo sichtlich schwer. Eine Empfehlung hat er dann aber doch: „Wenn du in ein italienisches Restaurant kommst, musst du probieren die Pasta“, sagt er und unterstreicht die Aussage mit einer entschiedenen Handbewegung.
Besonders legt Palermo den Besuchern seine Pasta Carbonara ans Herz. Eigentlich ein einfaches Gericht, das man außerhalb Italiens aber nur selten nach Originalrezept erhalte. Denn wie der TG-Italiano-Chefkoch erklärt, gehöre zu einer echten Carbonara nicht etwa eine Sahnesauce, sondern neben guter italienischer Pasta nur Eigelb, Pancetta (ein luftgetrockneter Schinken), Pfeffer und Salz sowie Pecorino-Käse (im TG Italiano in Form eines 36 Monate gereiften Schafskäses).
Als weitere Besonderheiten hebt Mario Palermo die im Ofen überbackene Aubergine in Tomatensauce mit einer knackigen Parmesanschicht sowie die Pizza des Hauses hervor. Letztere ist neben einer fein würzigen Tomatensauce auch mit dünnen Streifen zarter Entenbrust, Zwiebeln, Parmesan und Chili belegt.
Keine „Magyarisierung“ der italienischen Rezepte
Obwohl die Ungarn die italienische Küche allgemein sehr schätzen würden, halte die Arbeit in Budapest doch so manche Herausforderung bereit: „Es muss noch viel dafür getan werden, den Leuten zu zeigen, was authentische italienische Küche wirklich ist“, findet Palermo. Besonders unter den Stammgästen beobachte er, dass viele von Besuch zu Besuch mutiger würden und sich etwa von „sicheren Klassikern“ zu weniger bekannten Gerichten durchkosten würden.
Zwar richte man sich bei der Auswahl der Gerichte durchaus nach dem ungarischen Gaumen, eine „Magyarisierung“ der Rezepte wie man es in manch anderen Lokalen vorfände, gebe es im TG Italiano allerdings nicht. Wenn ein ungarischer Gast etwa nach Ketchup zur Pizza verlange, dann werde ihm dieser Wunsch zwar nicht ausdrücklich abgeschlagen: „Allerdings versuchen wir sie oder ihn davon zu überzeugen, dass dann der authentische Geschmack verloren geht.“ Zum Glück, so Palermo, kämen solche Fälle jedoch nicht all zu oft vor.
Fazit
Das TG Italiano erfreut sich aufgrund seiner Lage sowohl bei Touristen als auch bei Einheimischen großer Beliebtheit. Zwar nicht für jeden Geldbeutel geeignet, ist es darüber hinaus praktisch ein Restaurant für jede Tageszeit und Gelegenheit. Das merkt man auch daran, dass bereits zur Mittagszeit hektische Betriebsamkeit herrscht.
Dabei entfaltet das schick gestaltete Lokal seinen vollen Charme eigentlich erst nach Einbruch der Dunkelheit. Dann verbreiten die schummrigen Lichter ein romantisches Ambiente, während ein DJ im Hintergrund dezent für musikalische Untermalung sorgt.
Wer dem Lokal am Abend einen Besuch abstatten möchte, sollte sich allerdings schon vorab eine Tischreservierung sichern. Am besten im hinteren Bereich des Gastraumes, nahe der „Wall of Fame“, die Bilder und Widmungen all jener Promis zeigt, die dem Lokal im Laufe der Jahre bereits einen Besuch abgestattet haben.
TG Italiano
Budapest, V. Bezirk, Október 6. utca 8
Öffnungszeiten: täglich 12 Uhr bis Mitternacht
Reservierungen unter +36-1-266-3525
Weitere Informationen finden Sie auf www.tomgeorge.hu
Preise
Vorspeisen und Salate: 1.800 bis 6.500 Forint
Hauptgerichte: 2.100 bis 15.000 Forint
Beilagen: 750 bis 1.900 Forint
Desserts: 1.650 Forint