Yoga
Julia Reti vor dem indischen Wahrzeichen Taj Mahal: „Als Yoga-Lehrerin muss man sich darüber im Klaren sein, wer man im Moment ist und was man geben kann.“

Yoga-Lehrerin Julia Reti im Porträt

Den inneren Weg zu sich selbst finden

Yoga ist etwas für Menschen, die sich nach Sicherheit und Gesundheit sehnen. Als Lebensstil bietet es einen inneren Weg zu sich selbst. Die Budapester Zeitung sprach mit der Yoga-Lehrerin Julia Reti über ihren Werdegang und wie sie dank Yoga die Bedeutung des gesunden inneren Weges erkannte.

Yoga, ein Wort aus dem Sanskrit, eine Sprache, die heute nicht mehr gesprochen wird, bedeutet „Einheit“. Die Einheit zwischen Körper und Geist, aber auch die Einheit zwischen Lebewesen und Umwelt. Laut Julia geht es beim Yoga immer um die Verbindung zwischen allen lebenden Organismen.

Mit allem eins werden

Das größte Ziel ist die sogenannte Befreiung (das Moksha) – mit allem eins werden. Dieses Ziel verfolgt auch die 29-Jährige in ihren Yoga-Stunden, die sie in Budapest anbietet. „Ich möchte, dass meine Gäste über die Yoga-Übungen einen gesunden Körper und Geist erhalten. Sie sollen zu sich selbst finden und dadurch auch mit den äußeren Einflüssen eine klare Verbindung schaffen können“, erläutert Julia.

Die indischen Traditionen in ihren Yoga-Stunden beizubehalten, ist Julia sehr wichtig. Sie ist sich sicher, dass etwas, das seit über 7000 Jahren praktiziert wird und nicht in Vergessenheit geraten ist, von existenzieller Wichtigkeit ist. Auf die Frage, welche Sprache sie in ihren Stunden bevorzugt, antwortet sie: „Egal, ob auf Englisch, Deutsch oder Ungarisch und egal, ob in Tübingen oder Budapest, Yoga unterrichten zu dürfen, ist ein Segen in meinem Leben.“

„Wer atmen kann, kann auch Yoga“

Gefragt nach ihren Zielen antwortet Julia: „Wir bewegen uns von Augenblick zu Augenblick. Im Alltag ist man oft zu einem normalen menschlichen Leben mit Plänen, Enttäuschungen und Sehnsüchten gezwungen. Ziel ist es aber, immer wieder zurückzukommen. Wie? Durch Atmen.“

Das Atmen ist ein Prozess, der über den Körper die Verbindung zum Ich herstellt. Luftholen geschieht immer im Moment. „Die Atmung und auch der Körper können nicht zeitreisen. Sie binden uns an den jeweiligen Moment“, beschreibt Julia.

An diesem Punkt bittet uns Julia, kurz innezuhalten und fünf tiefe, bewusste Atemzüge zu nehmen. „Soeben haben Sie Yoga gemacht. Denn wer Atmen kann, kann auch Yoga“, erläutert die junge Lehrerin lächelnd.

Jeder Yoga-Stil kann individuell angepasst werden und ist nicht an ein Alter gebunden.

Das ganze wissenschaftliche System des Yogas verfolgt das Ziel, den Menschen in Körper und Geist gesund zu halten. Julia formuliert es so: „Wir sind Yoga.“

Jeder Yoga-Stil kann individuell angepasst werden und ist nicht an ein Alter gebunden. „In meinen Hatha-Yoga-Kursen für Anfänger ist der Jüngste elf und der Älteste 76.“ In ihren fortgeschrittenen Vinyasa-Yoga-Kursen erlebt man wiederum die komplette Verschmelzung zwischen Atmung und Bewegung. Durch Yin-Yoga kann man schließlich durch die Atmung einen meditativen Zustand des Auflösens der Körpergefühle erlangen.

„You are not the body, you are not the mind“

„In Indien erwähnten sie fast täglich: You are not the body, you are not the mind“, erinnert sich Julia zurück. Damit ist gemeint, dass es wichtig ist zu verstehen, dass der Körper Teil der Außenwelt ist. Der Körper ist so gesehen „nur“ ein Kommunikationskanal zwischen dem wahren Ich und der Außenwelt.

Durch Julias Yoga-Einheiten wird der Körper auf individuelle Art trainiert, um als effektiver Kommunikationskanal funktionieren zu können. „Hierbei fokussiere ich mich auf bestimmte Körperteile und Organe wie die Wirbelsäule, Hüfte, Lunge, Nervensystem, das Lymphsystem oder die Muskulatur“, erklärt sie. Jedes Organ wird einer bestimmten Emotion zugeordnet. Beispielsweise ist die Leber für das Glücksgefühl zuständig. Je nach Gefühlslage kann Julia bestimmen, welcher Körperteil in der Yoga-Stunde am meisten Aufmerksamkeit erhalten soll.

Von Deutschland nach Sri Lanka

Die gebürtige Tübingerin wuchs in einem ungarischen Elternhaus auf. Durch ihren Freundeskreis wurde sie schon in jungen Jahren mit verschiedenen Kulturen konfrontiert. Aufgrund ihrer emphatischen Art begann sie mit der Suche nach der wahren Identität des Menschen und dessen Bedürfnissen.

„Deshalb studierte ich Kindheitspädagogik in Bayern, und so öffnete sich für mich auch die Tür nach Sri Lanka“, erzählt Julia. Dort unterrichtete sie auf freiwilliger Basis Deutsch und Englisch.

„Die buddhistische Kultur ist uneigennützig, selbstlos und voller Mitgefühl. Diese Lebensweise empfinde ich als inspirierend“, erklärt sie auf eine Frage nach dem Buddhismus.

Während ihrer Zeit in Sri Lanka lernte sie einen buddhistischen Mönch kennen, den sie damals voller Naivität um Unterricht in Meditation bat. Der Mönch lud Julia für den nächsten Morgen um fünf in seinen Tempel ein, welcher auf einer Insel lag. Der Tempel war nur bei Ebbe gut zugänglich. Julia erinnert sich an den warmen Morgen zurück, als sie während des Sonnenaufgangs die Küste entlang radelte.

Bei ihrer Ankunft im Tempel war außer einem Eichhörnchen niemand vor Ort. Sie setzte sich hin und wartete eine Stunde. Endlich kam der Mönch mit einem zufriedenen Lächeln. „Gemütlich stellte er einen großen Teller voller Reis auf den Boden. In kurzer Zeit kamen Vögel, Mäuse, Eichhörnchen, Insekten und begannen, den Reis zu fressen“, erinnert sie sich.

Anschließend führte der Mönch Julia nicht wie erwartet in den Tempel, sondern zeigte ihr einen Weg durch dichte Mangroven. Als sie diesen kleinen Dschungel hinter sich gelassen hatten, eröffnete sich ein zauberhafter Anblick. „Am Felsenrand der kleinen Insel angekommen, hoch über dem Meeresspiegel, sah man nur den endlosen Ozean, welcher in den frischen Farben des Sonnenaufgangs glänzte.“

Der Weg nach innen

Der Mönch bat Julia, sich auf einen Stein niederzulassen, die Augen zu schließen und nur den Wellen zu lauschen. Sie tat wie geheißen und gab sich voll und ganz dem Rauschen des Ozeans hin.

„Nach gefühlten 30 Minuten, welche wohl eher nur drei Minuten waren, wollte ich fragen, wie es nun weiterginge. Doch als ich die Augen öffnete, war von dem Mönch keine Spur zu sehen.“

Julia Reti lebt und arbeitet in Budapest: „Yoga unterrichten zu dürfen, ist ein Segen in meinem Leben.“

Was von außen einfach aussehe, ist meist schwerer als man denke. „Nichts tun ist die Kunst des Vertrauens und ich vertraute dem Mönch, denn aus seinem Teller fraßen Tiere unterschiedlichster Art auf friedliche Weise“, erinnert sie sich.

In Deutschland zurück fühlte sie sich etwas fehl am Platze. „Es gab kein Wellenrauschen mehr. Wie meditiere ich jetzt? Ich fand heraus, dass man Asanas (Körperhaltungen) üben sollte, welche aus dem Wissen des Yoga stammen.“ So wurde Yoga 2013 ein Teil von Julias Leben.

Rishikesh ist das Mekka des Yoga. Die Stadt in Indien, wo Yoga geboren ist, liegt am Fuße des Himalaja direkt am Ganges. „Es heißt, ein Bad im Ganges segnet dich für dein ganzes restliches Leben“, erklärt Julia. Natürlich hat auch sie im Ganges ihr Morgenbad genommen. „Mit seinen etwa sieben Grad war es ein sehr erfrischendes Bad für Körper und Geist.“ Aber das war nur ein Vorgeschmack auf die dortige Ausbildung zur Yoga-Lehrerin.

Morgens um 5 Uhr startete der Tag und endete erst gegen 22 Uhr abends. „Die Zeit in Rishikesh war extrem intensiv“, erzählt sie. Es dreht sich rund um die Uhr alles um Yoga, Spiritualität und den Weg nach innen.

Sie empfindet die Arbeit mit sich selbst als ein Privileg, obwohl es ihrer Meinung nach zur Selbstverständlichkeit gehören sollte. „Ich denke, vor allem als Yoga-Lehrerin muss man sich darüber im Klaren sein, wer man im Moment ist und was man geben kann“, erläutert Julia.

Heute lebt die Yoga-Lehrerin und Thai-Masseurin in Budapest und unterrichtet Yoga auf Ungarisch, Englisch und Deutsch. „Ich treffe jeden Tag ganz unterschiedliche Leute mit ganz unterschiedlichen Lebenswegen und ebenso inneren Wegen.“ Für manche führt der Weg über die mobilisierenden und dehnenden Bewegungen zum ersehnten Wow-Moment.

Andere erfahren im Hatha-Yoga Standhaftigkeit und Durchhaltevermögen. Wieder andere erleben durch das disziplinierte Vinyasa-Yoga Stärke und Sicherheit. Doch welches Yoga auch immer, stets steht bei Julia die individuelle Person im Vordergrund.

Wer mit Julia gerne eine Reise nach innen antreten möchte, der kann sie hier kontaktieren: Tel.: (+36-70) 228-5506  |  E-Mail: jogajuli.email@gmail.com

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