Außenminister Péter Szijjártó meldete sich von seinem Krankenlager. Foto: Screenshot

Außenminister Maas und Szijjártó eröffnen digitales 30. Deutsch-Ungarisches Forum

Umverteilung der Weltwirtschaft hat begonnen

„Versuchen Sie, das Coronavirus zu meiden, es ist sehr schlimm“, mahnte Außenminister Péter Szijjártó zum Auftakt des Deutsch-Ungarischen Forums am 12. November. Der erkrankte ungarische Außenminister hatte es sich aber trotzdem nicht nehmen lassen, gemeinsam mit seinem deutschen Kollegen Heiko Maas das Forum persönlich und live zu eröffnen.

„Ich wünsche Dir wirklich, dass Du schnellstmöglich wieder gesund wirst – und zwar vollkommen gesund – und dass Du alles gut überstehst. Die Tatsache, dass Du trotzdem hier heute in der Konferenz mit dabei bist, spricht eigentlich für sich. Auch dafür will ich mich bei Dir ganz herzlich bedanken. Ich hoffe, dass es bald wieder möglich ist, dass wir uns auch persönlich treffen können. Alles Gute, lieber Péter“, wünschte Maas seinem Kollegen.

Das besondere Wesen der europäischen Solidarität

Seine Grußworte leitete er auf Ungarisch mit dem Sprichwort „jobb adni, mint kapni“ (dt.: es ist besser zu geben, als zu nehmen) ein und erläuterte, dass es sich dabei um ein ganz besonderes Wesen der europäischen Solidarität handelt: „Sie ist nämlich keine Einbahnstraße. Wer heute seinem Nachbarn hilft, der kann morgen darauf vertrauen, dass auch ihm geholfen wird. Dass dies nicht nur leere Worte sind, das haben wir, glaube ich, innerhalb der Europäischen Union in den letzten Monaten ganz gut bewiesen. Anders als in der Euro- und in der Finanzkrise oder beim Umgang mit Flucht und Migration ist Europa in der Corona-Krise eben nicht in unterschiedliche Lager zerfallen. Stattdessen haben wir das größte Finanzpaket in der Geschichte der Europäischen Union aus der Taufe gehoben“, sagte Minister Maas.

„Alles Gute, lieber Péter!“: Außenminister Heiko Maas nutzte die Möglichkeit für einen virtuellen Krankenbesuch. Foto: Screenshot

Szijjártó betonte, dass ein globales Rennen um die Umverteilung der Weltwirtschaft begonnen habe und Ungarn dank der äußerst engen Zusammenarbeit zwischen der ungarischen und der deutschen Wirtschaft gut abschneiden könne. „Deutsche Unternehmen haben in den letzten sechs Jahren eine wichtige Rolle für den Erfolg ungarischer Investitionen und die Exportleistung des Landes gespielt. In Ungarn sind 6.000 deutsche Unternehmen mit 300.000 Beschäftigten tätig. Der Handelsumsatz erreichte fast 57 Milliarden Euro und die ungarischen Exporte nach Deutschland überstiegen im vergangenen Jahr 30 Milliarden Euro“, zählte der Minister auf.

Maas und Szijjártó dankten dem Deutsch-Ungarischen Jugendwerk und der Andrássy-Universität für die Durchführung des Forums und würdigten ihre Rolle als Brückenbauer. Gerade jetzt seien die Treffen und der Austausch wichtiger denn je – auch wenn sie derzeit nur virtuell stattfinden. Maas hob hervor, es sei ein Glück, dass sich so viele junge Menschen für die ungarisch-deutschen Beziehungen engagieren würden.

Moderner aus der Krise kommen

Das virtuelle Panel zum Thema „Deutsch-ungarische Kooperationen als Motor der europäischen Wettbewerbsfähigkeit und Innovation“ führte zum Kern der Zusammenarbeit. Tamás Menczer, Staatssekretär im ungarischen Außenhandelsministerium, betonte die Solidarität Ungarns mit den südlichen EU-Ländern sowie die wirtschaftlich starke Stellung der V4-Länder, die ein höheres Handelsvolumen mit Deutschland aufweisen, als der Handel zwischen Deutschland und Frankreich ausmacht.

„Wir brauchen eine Modernisierungs­agenda mit Investitionen in Forschung und Entwicklung, so dass wir moderner aus der Krise kommen, als wir hineingegangen sind“, betonte Andreas Peschke, Leiter der Europaabteilung des Auswärtigen Amts, im Rahmen der Panel-Diskussion. Er würdigte, dass Ungarn seinen Anteil an Forschung und Entwicklung bereits gesteigert hat und Deutschland noch auf dem Weg dahin ist.

„Nach Corona ist Speed notwendig“, meinte Markus Hilken, Geschäftsführer SAP Labs Hungary, und forderte, den Gedanken der Europäischen Union noch stärker zu leben und die Zusammenarbeit noch enger zu knüpfen. „Nur die schnellen Fische werden überleben, die langsamen werden gefressen“, sagte Hilken. Jörg Bauer, CEO von Tungsram, mahnte die Politik, die Rahmenbedingungen richtig zu setzen und auch auf mittelständische Unternehmen zu achten. „EU-Förderprogramme sind häufig viel zu kompliziert und können nur von großen Unternehmen genutzt werden“, kritisierte Bauer.

STIMMEN ZUM FORUM:

„Gerade von jungen Leuten kann eine Innovations- und Modernisierungskraft für unseren Kontinent ausgehen, die wir zur Überwindung der Pandemie und ihrer Folgen brauchen. Erinnerung ist gut und wichtig, jetzt müssen wir eine positive Agenda für die Zukunft unserer beiden Länder und damit für ganz Europa fortschreiben und – wo nötig – neu entwickeln. Aus dem Forum muss in den nächsten Jahren ein Zukunftsforum werden.“
Maren Schoening, Vorsitzende des Deutsch-Ungarischen Jugendwerks

„Wer an dieser Veranstaltung in den letzten Jahren teilgenommen hat, ist immer be­reichert nach Hause gegangen, hat neue Dinge über Deutschland, Ungarn und die Be­ziehungen der beiden Staaten gelernt.“
Prof. Dr. Dietmar Meyer, Rektor der Andrássy-Universität Budapest

„Das Deutsch-Ungarische Forum ermöglicht einen wichtigen Austausch zwischen Ungarn und Deutschland, insbesondere unter jungen Menschen! Die Ideen, Hoffnungen und Erwartungen der jungen Generation können hier in bilateralen Gesprächen zum Ausdruck kommen. Junge Frauen und Männer werden u.a. die Gelegenheit bekommen, ihre Meinung mit Argumenten zu vertreten und konstruktive Debatten zu führen.“
Beate Martin, Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung, Budapest:

„Die wirtschaftliche Entwicklung in den Mittelpunkt des Deutsch-Ungarischen Forums zu stellen, war richtig und wichtig: Zur Überwindung der Folgen der Corona-Krise in unseren Ländern werden die grenzüberschreitende Kooperation sowie die gemeinsamen Investitionen in neue Technologien, Digitalisierung und Innovationen der entscheidende Faktor sein. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit ist und bleibt der Motor der partnerschaftlichen deutsch-ungarischen Beziehungen.“
Frank Spengler, Leiter Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Budapest

„Es freut mich, dass es trotz widriger Umstände gelungen ist, das DUF auch in diesem Jahr abzuhalten. Das Forum ist eine einmalige Gelegenheit, die Kontakte zwischen den Freunden Ungarns in Deutschland und den Freunden Deutschlands in Ungarn am Leben zu erhalten und zu stärken. Gerade in diesen Zeiten ist der persönliche, offene und vertrauensvolle Austausch besonders wichtig. Das DUF bietet hierfür eine ideale Chance.“
Gabriel A. Brennauer, Geschäftsführender Vorstand der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer

Das Deutsch-Ungarische Forum findet jährlich statt und ist im Vertrag über freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft zwischen Ungarn und der Bundesrepublik Deutschland aus dem Jahr 1992 verankert. Seit 2017 wird das Forum vom Deutsch-Ungarischen Jugendwerk und der Andrássy-Universität ausgerichtet.

Hier können Sie sich die fast zweiständige Eröffnungsveranstaltung ansehen.

Nächste Paneldiskussion:
Dienstag, 8. Dezember, 11.00-12:30 Uhr
Thema: Next Generation EU – Perspektiven für Europa als global Player
Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.jungesforum.eu

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