Unterwegs in Bozsok und Umgebung
Traditionspflege am Alpen-Ostrand
Obwohl die erste Erwähnung der Siedlung „Villa Bosuk“ auf das Jahr 1277 (andere Quellen nennen 1273) datiert, weisen Funde im Tal am Goldbach sogar auf Besiedelungen seit der Steinzeit hin. Die Hutsteine (Kalapos-kövök) sollen prähistorische Kult- und Opferstätten sein.
In römischer Zeit wurde die Stadt Savaria, heute Sombathely, über steinerne Kanäle mit Wasser aus dem Quellgebiet des Gebirgszuges bei Bozsok versorgt. Einwohner, Gäste und Kundige aus der Umgebung nutzen noch heute das saubere, mineralreiche Quellwasser, das schon die Römer schätzten. Die Wälder sind reich an Höhlen, geschützter Flora und Fauna sowie Wild.
Die meisten Höhlen des Kőszeger Gebirges, insgesamt 17, befinden sich im Bozsoker Revier. Ort und Umgebung sind ein touristisches Kleinod, Ausgangspunkt des Blauen Wanderweges, Teilstück des Alpannonia-Weitwanderweges, und vieler weiterer Entdeckungen für verschiedenste Interessen und Schwierigkeitsklassen.

Selbst eine Tour nur in und um Bozsok bietet vielfältige Erlebnisse. Richtung Norden, vorbei an der St.-Anna-Kirche, gelangen Spaziergänger zur renovierten Mühle Malomporta, die heute ein zauberhaftes Hotel ist. Hier findet sich auch die Malomporta-Quelle mit ihrem kristallklaren Wasser, unschwer daran zu erkennen, dass die Quellwasserleitung in einen Mühlstein eingefasst ist.
Der offizielle Weg zum Schloss Sibrik ist gegenwärtig wegen umsturzgefährdeter Bäume zwar durch ein Tor gesperrt, doch einige Meter davor lässt sich rechts ein Pfad in den Schlosspark finden und auf eigene Gefahr nutzen. Das 1554 erstmals erwähnte Schloss war der Überlieferung nach ein beliebtes Jagdschloss von König Matthias und hat insgesamt eine bewegte Geschichte. Als Gäste und zeitweise Bewohner tauchen in den Annalen Ferenc Rákóczi II. (1698), Antal Esterházy (1708) und Kaiser Franz I. (1813) auf. Inzwischen ist Schloss Sibrik in staatlichem Besitz und sieht einer Wiederbelebung entgegen.

Der Rückweg ist variabel, kann an einstiger Kegelbahn, Pferdehof und Friedhof vorbei zur Ortsmitte führen, oder über den Steg an der Quelle in Richtung Wald. Nach dem blauen Wanderwegweiser links abbiegen heißt, den gemütlichen Steig in Richtung der Weinhänge und der vielen kleinen privaten Keller zu nehmen. Wer einen Winzer mit Verbrauchssteuerlizenz sucht, ist bei Frank János an der richtigen Adresse. Mittendrin, wo sich ein Weg andeutet, lohnt sich auch ein kleiner Aufstieg über die Wiesen. Hoch genug angekommen heißt es dann: „Kehre Dich um, von diesen Höhen …“. Es wird sich lohnen, versprochen!

Hungrig genug? Je nach Tageszeit ist unterschiedliche Abhilfe möglich. Ein unbestrittener Magnet ist das Kerekes Üzletház és Cukrászda. Hier finden sich Konditorei, Dorf- und Geschenkeladen, Kosmetikstudio, Tabakgeschäft und Bierbar in einem Haus. Dazu gibt es im Hof einen Spielplatz und in Richtung der hinteren Felder die „Laci Pajtás“. Diese zusätzliche Bereicherung des Ortes ist der Banga-Unternehmerfamilie zu verdanken. Das Herzensprojekt von László Banga sen., die renovierte und umgebaute Scheune, beherbergt wahre Schätze, indem sie die Arbeitsbedingungen und Werkzeuge der alten Handwerkszünfte zeigt.

Von Zeit zu Zeit gibt es hier auch bemerkenswerte Veranstaltungen. Meist sind dann alle kreativen Leute des Ortes, wie der Chor oder die Theatergruppe, am Gelingen beteiligt. Ach, und ehe wir das Essen wieder vergessen: Die Konditorei bietet fantastische Torten und Gebäck.
Soll es lieber deftig sein, empfiehlt sich ein Besuch im Határmenti Vígadó. Das Restaurant nahe der österreichischen Grenze lockt mit seiner Atmosphäre, guter alter ungarischer Küche und einem schönen Panoramablick. Auch das traditionelle und nach einer Renovierung bald wieder geöffnete Restaurant Aranypatak ist empfehlenswert.

Ja, Bozsok ist etwas Besonderes. Es hat im Verlauf der Jahrhunderte berühmte Persönlichkeiten hervorgebracht und angezogen, musste den Stürmen der Geschichte durch die prädestinierte Grenzlage in höchstem Maße trotzen, erlebte schlechte, aber auch bessere Zeiten und schafft es durch das Engagement der hier lebenden Menschen, Unternehmer und Vereine doch immer wieder, als etwas sehr Besonderes wahrgenommen zu werden.
