Tortenkünstlerin Roberta Kiss

Süße Sünden ohne Sühne

Immer mehr Menschen leiden heutzutage unter Lebensmittel­unverträglichkeiten. Einfach mal gedankenlos ein Stück Torte genießen, ist bei Zucker-, Gluten- oder Laktoseintoleranz und Co. meist nicht drin. Dabei gibt es längst Alternativen für Betroffene. Wer ohne Angst vor Magenbeschwerden sündigen möchte, sollte bei der ungarischen Tortenkünstlerin Roberta Kiss das Backen lernen.

Nach eigenen Aussagen kocht und bäckt Roberta schon ein Leben lang: „Jeden Sommer war ich bei meinen Großeltern und mit sechs Jahren konnte ich schon kochen.” Ihre Großmutter und Urgroßmutter, erzählt sie, weckten in ihr die Liebe zur Küche.

„Wie im Gerbeaud”

„Ich bin in erster Linie Mama”, erklärt sie entschlossen. Das Mamasein war es auch, das sie dazu brachte, sich intensiver mit ihrer Leidenschaft fürs Backen ausein­anderzusetzen: „Meine Tochter ist laktose­intolerant, und auch in meinem Umfeld haben viele Kinder Allergien.” Deshalb begann Roberta nach Alternativen zu suchen. Dabei entdeckte sie die Produktlinie Dia-Wellness des ungarischen Herstellers m-GEL Hungary. Diese bietet Back- und Kochzutaten für Menschen mit besonderen Diätanforderungen.

„Mittlerweile bin ich an der Produktentwicklung beteiligt, ich teste die einzelnen Produkte und gebe Rückmeldung darüber, wie es sich damit backen lässt”, erzählt Roberta. Sie weiß aus Erfahrung, dass sich allergenfreie Alternativen in der Verarbeitung, im Geschmack und im Aussehen oft von herkömmlichen Produkten unterscheiden: „Aber ich möchte, dass auch Menschen mit Unverträglichkeiten oder auch überzeugte Veganer so genießen können, als säßen sie im Gerbeaud.”

Deshalb stört es sie, wenn „Diabetiker-Kuchen” nichts anderes sind als dünne Biskuitteige mit zuckerfreier Creme, „denen man anmerkt, dass sie aus Zutaten minderer Qualität zusammengeklatscht wurden und die allein deswegen angeboten werden, damit man etwas derartiges in der Auslage hat.”

Tortenkünstlerin Roberta Kiss: „Jede Torte ist ein Unikat.“

Sie selbst ist eigentlich kein Süßmaul. Roberta begann, mit Kuchen und vor allem Torten zu experimentieren, um die Wünsche ihrer Tochter zu erfüllen, aber auch, weil sie sich mit ihren Tortenwundern selbst etwas Gutes tun konnte.

Früher war Roberta Balletttänzerin. Nachdem sie der Bühne für immer Lebewohl gesagt hatte, fehlte ihr jedoch der Applaus. Ein Schicksal, das viele Künstler nach Beendigung ihrer aktiven Karriere ereilt. Die einstige Tänzerin fand jedoch einen neuen Weg, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen: Sie begann zu backen.

„Jede Torte ist ein Unikat. Ich arbeite nicht nach einem Prinzip, wo ich 20 Torten kann und dann variiere”, erzählt Roberta. Stattdessen ist jedes ihrer süßen Werke im Geschmack und im Design auf seinen späteren Konsumenten zugeschnitten. Wenn das Anerkennung findet, ersetzt das für Roberta den Applaus: „Jedes Mal, wenn ich eine Torte überreiche und die Freude sehe, ist das für mich eine Katharsis.”

Seit drei Jahren bäckt Roberta nun schon und hat sich seitdem intensiv mit dem Thema Lebensmittelunverträglichkeiten auseinandergesetzt: „Heute haben Lehrer Antihistaminika griffbereit, weil es so viele teils dramatische Unverträglichkeiten und Allergien bei den Kindern gibt, dass das notwendig ist”, behauptet die Mutter zweier Kinder. Gerade weil Menschen mit Unverträglichkeiten und Allergien ein Leben voller Entbehrungen führen müssen, ist es ihr so wichtig, mit ihren Torten ein besonderes Geschmacks­erlebnis zu bieten.

Ihre Torten schmecken nicht weniger reich, sind nicht weniger saftig, luftig und intensiv im Geschmack, als deren zucker- und allergenhaltigen Pendants: „Es geht mir beim Backen nicht vorrangig darum, den Gesundheitstrends zu entsprechen, sondern darum, mit so wenig Allergenen wie möglich zu arbeiten”, sagt die Tortenkünstlerin.

Ein wenig geht es ihr dann aber doch um die Gesundheit: „Kinder essen heute viel zu viele Kohlenhydrate, sie haben kaum die Chance, diese Energie aufzubrauchen.” Bei Erwachsenen sieht es nicht viel besser aus. Deswegen ist es Robertas ausgesprochenes Ziel, dass ein Tortenstück von 100 Gramm nicht mehr als 10 Gramm Kohlenhydrate enthalten darf. Damit hat sie sich die Latte sehr hoch gehängt – oder eben sehr tief –, doch das Ballett lehrte Roberta Disziplin und Durchhaltevermögen.

Sie experimentierte und werkelte so lange, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Es gelang ihr, weil sie sich mit Liebe und jeder Menge Geduld daran machte, „traditionelle Rezepte mit Zutaten des 21. Jahrhunderts neu zu interpretieren“, wie sie selbst sagt.

Auf die Torten, fertig, los!

Roberta hat aus Lust am Backen angefangen zu experimentieren, und hört man sie über ihre Arbeit sprechen, merkt man, dass sie liebt, was sie tut. Wohl auch deswegen empfiehlt sie jedem, sich selbst einmal im Backen zu versuchen. Laut Roberta ist das keineswegs so kompliziert und aufwendig, wie es vielleicht von außen scheinen mag: „Aus 20.000 Forint lässt sich das Grundzubehör zum Backen besorgen, und ab da heißt es nur noch: Ran ans Blech.”

Die wichtigsten Werkzeuge seien ein Handmixer, eine Backmatte aus Silikon, ein Spritzbeutel mit Spitzen und ein Tortenrahmen – „keine teflonbeschichtete Tortenform, sondern nur ein Tortenrahmen, in dem man vernünftige Biskuitböden backen kann.”

Den Rest, so ist sich Roberta sicher, „hat jede Hausfrau daheim”. Wie überzeugt sie von dieser Aussage ist, stellt sie demnächst sogar im Rahmen einer Road­show für Dia-Wellness auf die Probe, bei der sie zu Unbekannten nach Hause fährt und nur mit dem arbeitet, was sie vor Ort vorfindet. Laut Roberta würden Menschen zu oft glauben, dass man professionelles Zubehör und jede Menge ungesunde Zutaten braucht, um leckere Torten zu backen. Dabei sei es in Wirklichkeit viel einfacherer: „Ab dem Punkt, an dem der Biskuitboden abgekühlt ist, braucht man maximal drei Stunden, um eine tolle Torte zu kreieren.”

Klar, nicht jeder Versuch wird auf Anhieb gelingen und sicher ist nicht jeder so ein Naturtalent wie Roberta, die selbst vor echten Pflanzen und Blüten als Dekoration für ihre Torten nicht zurückschreckt. Aber einen Versuch ist es wert. Mit der Zeit, das weiß die erfahrene Bäckerin, wird man schneller, besser und kreativer, und dann „kauft man nach und nach mehr Zubehör und wagt sich an immer schwierigere Projekte heran.” Genau deswegen rät Roberta jedem, sich selbst auszuprobieren.

In ihrer Facebook-Gruppe „Feast with­out Fear” gibt sie Tipps und Tricks fürs allergenfreie Backen. Liest man die Kommentare der Mitglieder, scheinen diese gut anzukommen und vor allem zu funktionieren! Wer sich nun am Kreieren toller Torten versuchen möchte, der ist hier an der richtigen Adresse.

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