Gespräch mit der ungarischen Generalkonsulin Hanna Hittner
Stärkung der ungarisch-deutschen Beziehungen
Was hat Sie zu Ihrer Entscheidung für Düsseldorf motiviert?
Die aktive Gestaltung und die Stärkung der ungarisch-deutschen Beziehungen waren für meinen gesamten beruflichen Werdegang besonders wichtig. Die innere Motivation, in diesem Bereich aktiv zu sein, war also schon immer vorhanden. Während meiner beruflichen und privaten Laufbahn habe ich die Möglichkeit gehabt, die deutsche Arbeitseinstellung kennenlernen zu können. Dies hat mich besonders geprägt. Der regelmäßige formelle oder informelle Austausch mit Wissenschaftlern, Politikern, Studenten und Vertretern anderer Sektoren mit unterschiedlichem Hintergrund ist für mich von Anfang an wichtig gewesen. Ich lege einen besonders großen Wert darauf, aktuelle Ereignisse in Verbindung mit den Menschen in Betracht zu ziehen. Eines meiner wichtigsten Ziele als Generalkonsulin ist es, das Leben lokaler ungarischer Gemeinschaften und die Entwicklung politischer, wirtschaftlicher und kultureller Beziehungen bestmöglich zu unterstützen. Somit ist es für mich eine Ehre, den Posten der Generalkonsulin für NRW und Hessen ausüben zu dürfen.
Konnten Sie bereits ungarische Organisationen kennenlernen?
Das Generalkonsulat unterhält enge und aktive Beziehungen zu fast einem Dutzend ungarischer und deutsch-ungarischer Organisationen. Eine besondere Priorität für mich und meine Kollegen sind die ungarischen Wochenendschulen. Bei den Wochenendschulen stehen die Förderung und Weitergabe der ungarischen Kultur und der ungarischen Sprache im Mittelpunkt. Wir halten es für wichtig, dass ungarische Kinder im Ausland die Werte unseres Landes kennen und verstehen und ihnen die gemeinsamen Schätze unserer Nation weitergegeben werden. Nach meiner siebenmonatigen Amtszeit habe ich den Eindruck, dass die lokalen deutsch-ungarischen und die ungarischen Organisationen eine hervorragende Arbeit leisten. Die Zusammenarbeit mit diesen Organisationen bereitet mir eine besondere Freude.
In den letzten Jahren hat das ungarische Generalkonsulat großen Wert auf die Entwicklung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und die Unterstützung der Gründung von Unternehmen gelegt. Möchten Sie diese Linie fortsetzen?
Deutschland ist Ungarns wichtigster Handelspartner. Nordrhein-Westfalen ist unter den deutschen Bundesländern unser drittgrößter Handelspartner und zweitgrößter Investor. Das Land Hessen liegt in diesen beiden Punkten an fünfter und vierter Stelle. Natürlich ist es mein Ziel, die gemeinsam mit den Wirtschafts-Attachés begonnene, erfolgreiche Zusammenarbeit fortzusetzen und auszubauen. Die Coronavirus-Epidemie kann neue Impulse für ungarische Unternehmen bringen. Gemeinsam mit meinen Kollegen möchten wir diese Chancen nutzen und zur Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen einen Beitrag leisten. Die Digitalisierung wird in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen. Auf diesem Gebiet gibt es unter anderem für ungarische Startups zahlreiche vielversprechende Möglichkeiten. Es hat mich besonders gefreut, am 13. Februar 2020 am Digital Demo Day in Düsseldorf teilzunehmen, wo ich Vertreter mehrerer ungarischer Startups treffen konnte. Zu unserer großen Freude hat das ungarische Startup namens Your Anastomosis den Pitch-Wettbewerb der Konferenz gewonnen.
Die Ungarn-Tage in Düsseldorf sind bereits Tradition. Werden sie auch in diesem Jahr stattfinden, oder müssen sie wegen der Corona-Krise ausfallen?
In diesem Jahr können die Ungarn-Tage aufgrund der Coronavirus-Epidemie leider nicht stattfinden.
Gibt es vielleicht eine Online-Alternative?
Das Generalkonsulat versucht, der lokalen ungarischen Gemeinschaft und dem interessierten deutschen Publikum Alternativen anzubieten. Diesen Herbst möchten wir Online-Ungarn-Tage in den sozialen Medien veranstalten. Wir werden eine Video-Zusammenstellung der Ungarn-Tage der letzten Jahre veröffentlichen und jeden Tag online verschiedene Quizzfragen zu Themen mit Ungarn-Bezug stellen. Wir hoffen, dass, wenn es die epidemiologische Situation zulässt, die Ungarn-Tage in Düsseldorf im nächsten Jahr wieder im gewohnten Rahmen stattfinden können.
Wo möchten Sie während Ihrer Amtszeit besondere Akzente setzen?
Die Pandemie und die damit verbundenen Aufgaben nahmen bei unserer Arbeit in der ersten Jahreshälfte einen großen Raum ein. Meine Kollegen und ich haben uns aktiv an der Rückholaktion ungarischer Staatsbürger beteiligt. Wir planen in diesem Jahr aber auch drei Kulturprogramme. In diesem Jahr wird ein ungarischer Dichter im Rahmen einer Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Nationale Dichter unserer Nachbarn“ vorgestellt, die vom Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf und dem Literaturbüro Nordrhein-Westfalen gegründet wurde. Ziel ist es, das Leben und Werk eines unserer berühmtesten Dichter, Endre Ady, vorzustellen. Wir veranstalten Lesungen seiner Werke auf Ungarisch und auf Deutsch. Aus Anlass unseres Nationalfeiertages am 23. Oktober werden wir eine Konferenz abhalten. Schließlich möchten wir gegen Ende des Jahres in Zusammenarbeit mit der Katholischen Ungarischen Gemeinde im Erzbistum Köln und anderen lokalen ungarischen Organisationen ein Adventsfest abhalten.
Die gebürtige Budapesterin HANNA HITTNER hat ihren Abschluss als Juristin an der katholischen Pázmány-Universität gemacht. Anschließend arbeitete sie im Deutschen Bundestag, im ungarischen Parlament und im ungarischen Außenministerium. Von Budapest aus war sie auch für das Europäische Parlament tätig. Daneben war sie an der Andrássy-Universität in Budapest auch wissenschaftlich tätig. Sie ist Gründungsmitglied im Kuratorium des Deutsch-Ungarischen Jugendwerkes. In ihrer Freizeit läuft sie gerne am Rheinufer, fährt mit ihrer Familie und Freunden Fahrrad und nimmt an Kulturprogrammen teil.