Projekt Showroom
Immer wieder anders
Krisztina Csikós steht aufrecht in ihrem Geschäft. Ihre Füße tänzeln hin und her, während sie leidenschaftlich über die vergangenen acht Jahre als Geschäftsführerin des Projekts Showroom berichtet. Ein ganz einzigartiges Unternehmen, das die Corona-Krise, so scheint es, bislang weitestgehend unbeschadet überstanden hat.
Krisztinas professioneller Werdegang ist beeindruckend. Vielleicht ist dies auch der Schlüssel zum Erfolg des Ladens. Denn mit Qualität kennt sich Krisztina aus: „Ich habe lange Zeit Kundenevents für Modemarken wie Gucci und Max Mara organisiert.” Doch irgendwann kam der Punkt, an dem sie ihre überbordende Kreativität lieber in ein eigenes Projekt stecken wollte.
In Ungarn zunächst unbekanntes Konzept
„Als wir anfingen, war das Konzept des Pop-up-Store in Ungarn noch gänzlich unbekannt”, erklärt die Ex-PR-Fachfrau. 2012 öffnete das Projekt Showroom zum ersten Mal seine Pforten. „Ich fing damit an, weil mich das ganze Konzept einfach interessierte”, erzählt Krisztina.
Doch was genau ist ein „Pop-up-Store”? Die Unternehmerin fasst es so zusammen: „Ein nur für begrenzte Zeit geöffnetes Ladengeschäft mit einem einzigartigen Warenangebot.” Der zeitliche Faktor war über die vergangenen Jahre auf jeden Fall gegeben. Über die Jahre hinweg tauchte das Projekt Showroom an immer neuen Orten in der Budapester Innenstadt auf.
Und was ist es, was das Angebot des Ladens so einzigartig macht? „Wir bieten eine kuratierte Auswahl”, erklärt Krisztina. Darunter versteht sie, dass sie und ihr Team sich in jedes Thema, welches sie im Shop mit Produkten präsentieren wollen, minutiös einarbeiten und gegebenenfalls auch externe Experten zurate ziehen: „Wir haben über Jahre hinweg beispielsweise Pop-up-Stores für alles rund ums Rad gemacht. Bunte Pedale in allen Farben, das komplette Angebot an Brooks-Satteln und natürlich gebrauchte Räder waren bei uns zu finden. Dafür haben wir unter anderem mit der Werkstatt Rocket Bike kooperiert.”
Fachwissen ist der Geschäftsinhaberin wichtig, denn dies, so sagt sie, ist die Grundlage für ein gut kuratiertes Angebot: „Wir möchten, dass unsere Kunden sich sicher sein können: Egal was sie bei uns kaufen, es wird höchsten Qualitätsansprüchen gerecht.”
Derzeit gibt es im Projekt Showroom Kosmetika und Produkte für die (tägliche) Schönheitspflege: „Meine Kollegin, die für diesen jährlich wiederkehrenden Themenshop verantwortlich ist, hat sich wirklich tief und umfassend in das Thema eingearbeitet.”
Deswegen gibt es in den kommenden Wochen im Pop-up-Laden in der Király utca 44 auch nur solche Produkte, die reich an Inhaltsstoffen sind und besonderen Bedürfnissen entsprechen. „Wir bieten Proben zum Mitnehmen an, denn gerade bei der Schönheitspflege ist es wichtig, dass das Produkt zum jeweiligen Hauttyp und auch zum Rest der Pflegeroutine passt.” Krisztina weiß um die Anforderungen verschiedener Hauttypen, aber sie weiß auch, wo ihre Grenzen sind: „Es gibt Hauttypen, die bedürfen so spezieller Pflege, die gehören zu professionellen Kosmetikerinnen.”
Qualität statt Quantität
Die enthusiastische Geschäftsführerin hält im Allgemeinen nichts davon, ihren Kunden auf Gedeih und Verderb Produkte aufzuschwatzen: „Manchmal passiert es, dass Kunden ins Geschäft kommen und noch dies und jenes mitnehmen wollen. Ich halte sie dann lieber ab, weil ich nicht möchte, dass sich jemand ‚überkauft‘ und sich dann vielleicht daheim ärgert.”
Dass das Konzept aufgeht, zeigt sich auch darin, dass Krisztinas Ladenidee über die Jahre einen festen Kreis an Stammkunden gewonnen hat. „Ich wurde oft gefragt, ob das Konzept Pop-up-Store nicht anstrengend sei, weil ich jedes Mal für neue Themen neue Kunden gewinnen müsse. Aber tatsächlich ist genau das Gegenteil der Fall.” Mit dem Projekt Showroom ist es Krisztina gelungen, zahlreiche Bedürfnisse ihrer Kunden abzudecken, weshalb diese auch immer wieder kommen.
Dabei kehren manche Ladenkonzepte mehrmals zurück. Die Unternehmerin erzählt: „Jedes Jahr im Mai haben wir einen Beauty-Shop, das ist ein wiederkehrendes Thema.” Häufig erhält Krisztina von ihren Kunden die Rückmeldung, wie dankbar sie sind, dass sie sich nicht selbst durch die Fülle an Informationen wühlen müssen. „Gerade im Beauty-Bereich gibt es einfach zu viel, was eine Rolle spielt. Deswegen treffen wir eine Vorauswahl”, so die Pop-up-Ladenbesitzerin.
Welche Produkte es am Ende in den Showroom schaffen, entscheidet Krisztina mit ihren Kollegen: „Wir recherchieren, welche Produkte für uns interessant sein könnten, dann nehmen wir Kontakt mit den Händlern auf.“ Natürlich melden sich auch Produzenten selbst bei Krisztina. Diese werden in einer Datenbank gespeichert und dann, falls das Thema aufkommt und sie den Ansprüchen genügen, ebenfalls kontaktiert.
Für jeden das richtige Produkt
Statt also ein möglichst großes und erschöpfendes Angebot zu präsentieren, konzentriert sich das Projekt Showroom auf wenige, aber umso hochwertigere Produkte. Hochwertig ist hier allerdings nicht gleichbedeutend mit teuer. „Es gibt Keramikkünstler, die ihre Stücke wie Kunstobjekte einpreisen. Das ist aber für Gebrauchsgegenstände wenig sinnvoll”, so Krisztina. Deswegen – und weil sie ihre Arbeit liebt – stellt sie neben Kosmetika derzeit auch die Werke der Keramikerin Anna Czakó aus, deren Seifenhalter und -spender hochwertig und schön, aber eben nicht irritierend teuer sind. Und auch der Rest des derzeitigen Angebots liegt zwar oberhalb des Preisniveaus eines durchschnittlichen Drogeriemarktes, ist jedoch in Anbetracht der Qualität das Geld wert.
Selbst koreanische Kosmetika sind im Pop-up-Store zu finden. Laut Krisztina etwas, nach dem viele Damen sehnsüchtig suchen: „Koreanische Kosmetik ist deswegen anders, weil sie Probleme nicht überdeckt und kurzzeitig verschleiert, sondern Schritt für Schritt eine langfristige Besserung erreichen möchte.”
Natürlich ist alles im Projekt Showroom tierversuchsfrei, und ein Teil des Angebots ist auch vegan. So kann wirklich jeder mit Krisztinas Hilfe das passende für die eigene Haut und Moralvorstellungen finden.
Wer Bedenken hat, dass seine neue Lieblingscreme, wenn der Pop-up-Laden eines Tages wieder schließt, nicht mehr erreichbar sein wird, den beruhigt Krisztina: „Klar, manche Produkte haben wir nur ein einziges Mal, Möbel beispielsweise. Da ist Nachbestellen eher schwierig. Aber wo es geht, versuchen wir, entweder auf Wunsch selbst für unsere Kunden nachzubestellen oder stellen den direkten Kontakt zum Produzenten her.”
Jeder Raum bietet neue Möglichkeiten
In der Király utca soll das Projekt Showroom nun ein dauerhaftes Zuhause bekommen: „Geplant war eigentlich, dass wir hier ein Souvenir-Geschäft einrichten und daneben unsere zeitlich begrenzten Läden über die Innenstadt verteilt betreiben.” Diesem Plan schob die Corona-Krise allerdings einen Riegel vor. Doch Krisztina lässt sich nicht entmutigen. Für sie ist es viel zu aufregend, neue Räume zu entdecken: „Zuerst finden wir ein Thema für den nächsten Shop, dann suchen wir eine Ladenfläche und dann setzen wir das Datum fest.”
Dass das nicht immer reibungslos funktioniert, weiß Krisztina nur zu gut: „Unser Weihnachtsshop im vergangenen Jahr war eine echte Zerreißprobe. Eine Woche vor der geplanten Eröffnung brachten wir erst die Ladenmiete unter Dach und Fach. Am Montag erhielten wir die Schlüssel zum Laden, während dort noch neue Fenster eingebaut wurden, und am Donnerstag eröffneten wir bereits.”
Es gab im Vorfeld kaum Werbung. Nur ein einziges Bild in den sozialen Medien – das war alles, wofür Krisztina Zeit und Energie blieb. Der Laden war trotzdem ein Erfolg, wohl auch wegen des treuen Kundenkreises des Projekts Showroom: „Ein oder zwei Tage nach der Eröffnung kam eine Stammkundin mit ihrer Mutter und erzählte mir, dass es für sie seit Jahren Tradition sei, gemeinsam in den Showroom zu kommen und hier ihre Weihnachtseinkäufe zu erledigen.” Erlebnisse wie diese treiben Krisztina dazu an, weiterzumachen und das Projekt Showroom am Laufen zu halten.
Projekt Showroom
Budapest, VII. Bezirk, Király utca 44
Öffnungszeiten: täglich 10 bis 19 Uhr
Weitere Informationen finden Sie auf projektshowroom.hu