Premier Viktor Orbán fuhr den Actionstar und seine Frau höchstpersönlich zum TEK. (Foto: Facebook)

Chuck Norris zu Besuch in Budapest

Orbán, der Straßenkämpfer

„Sich stellvertretend für andere, für deren als peinlich empfundenes Auftreten schämen“, so lautet die Wörterbuchdefinition für das „Fremdschämen“. Eine praktische Lektion darin erhielten viele Ungarn als sie in einem Video sahen, wie ihr Ministerpräsident in gebrochenem Englisch der US-amerikanischen Action-Ikone Chuck Norris verklickerte: „You know, I'm a street fighter basically!“

Eigentlich war Mr. Roundhouse-Kick, der seine Bekanntheit unter anderem seinen Rollen in der dreiteiligen Kinofilmreihe „Missing in Action“ und der Fernsehserie „Walker, Texas Ranger“ verdankt, auf Einladung der Baptistenhilfe in die ungarische Hauptstadt gereist.

Doch Viktor Orbán ließ es sich nicht nehmen, sich selbst hinter das Steuer eines VW-Kleinbusses zu setzen, um den 78-jährigen Schauspieler und dessen Frau Linda Norris vom Kempinski abzuholen und durch die Stadt zu kutschieren. Dabei entstand – zum Vergnügen der spöttischen Internetgemeinde – ein schon jetzt legendäres Video, das wenig später auf der Facebookseite des Premiers hochgeladen wurde.

Norris: „Wie bei Trump“

„Ich fühle mich, als würden wir uns schon gut kennen. Ich habe schon so viel über dich gelesen“, begrüßt Chuck Norris den ungarischen Ministerpräsidenten und schließt ihn in die Arme. Tatsächlich haben die beiden Männer viel gemein. Gut, der eine ist eine lebende Legende, dessen Popularität sogar eine eigene Witzekategorie inspirierte (hier ein Beispiel: Chuck Norris hat bis unendlich gezählt – zwei Mal.) und der andere ein nicht unumstrittenes Regierungsoberhaupt eines mittelgroßen EU-Staates.

Dafür mögen beide den US-Präsidenten Donald Trump. Im Wahlkampf hatte Norris sogar ausdrücklich für den Kandidaten der Republikaner geworben.

Herzliche Begrü.ung im Kempinski. (Foto: Facebook)

Als Orbán beginnt über die Medien zu lamentieren „90 Prozent der Kommentare über mich sind negativ. Die Liberalen hassen mich“, zieht der Action-Opi sofort die für Orbán erfreuliche Parallele: „Wie bei Trump.“

„Die härtesten Burschen“

Und noch weitere Gemeinsamkeiten entdecken die Männer während der Autofahrt: So sind beide Väter und bereits Großväter, nur dass Norris’ Sohn 55 Jahre alt ist und daher gleichaltrig mit dem Ministerpräsidenten. Dafür sieht der Ex-Kampfsportler aber auch heute keinen Tag älter aus als Orbán, der mit seinem Wohlstandsbäuchlein allerdings nicht an die Spitzenform des US-Amerikaners herankommt. Und so wirkt es auch etwas unglaubwürdig, wenn Orbán mit dickem Akzent erklärt: „Ich bin ein Straßenkämpfer, ich komme nicht aus der Elite.“

Anschließend nimmt er Norris auf einen Abstecher zu einem Training der ungarischen Antiterroreinheit TEK mit. „Die härtesten Burschen“, wie der Ministerpräsident ankündigt. Norris ist voll des überschwänglichen Lobes „Das beste Training, das ich je gesehen habe“, schwärmt er und teilt noch eine Runde Umarmungen aus. „Freunde für immer“, biedert sich das Kultidol zum Schluss des Videos noch einmal an.

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