Parallel zu Ungarn erfolgte der Filmstart in Großbritannien. Fotos: MTI/ Róbert Kertész

Filmkritik

Most vagy soha! – Jetzt oder nie!

Pünktlich zum Nationalfeiertag lief am 14. März der Film „Most vagy soha!“ („Jetzt oder nie!“) unter der Regie von Balázs Lóth in den Kinos an.

„Beim Gott der Ungarn schwören wir, Gefangene sein werden wir nimmermehr!“ Die Worte des berühmten Dichters Sándor Petőfi bleiben dem Zuschauer auch nach dem Ende des Films noch im Kopf und regen dazu an, sich mit Themen der Heimatzugehörigkeit und der geschichtlichen Entwicklung des Landes zu beschäftigen.

Das Konzept des Films ist vielversprechend, schließlich handelt es sich um die Verfilmung eines der bedeutsamsten Momente der ungarischen Geschichte. Der Zuschauer wird direkt in den Vorabend der Revolution am 14. März 1848 hineingeworfen, um mitzuerleben, wie die herrschenden Habsburger der Bevölkerung, auch unter Anwendung von Gewalt, nationalistische Werte und eine für sie fremde Sprache aufzwingen. Die Handlungen des 135-minütigen Spielfilms ereignen sich innerhalb von ungefähr 24 Stunden.

Die gewaltlose Revolution

Im berühmten Pilvax-Kaffeehaus lernen wir die Protagonisten wie Mór Jókai (Balázs Koltai-Nagy), József Irinyi (Zsombor Ertl), Pál Vasvári (Tibor Fehér) und natürlich Sándor Petőfi (Nándor Berettyán) kennen, welche tragende Säulen der ungarischen Revolution und des Freiheitskampfes von 1848/49 waren. Anfangs noch träumerische Vorstellungen werden plötzlich durch die Nachricht von einer Revolutionswelle aus Wien beflügelt und ein konkreter Plan ausgearbeitet, welcher am 15. März 1848 umgesetzt werden soll. Dabei werden durch Irinyi 12 Forderungen des ungarischen Volkes zu Blatt gebracht, mit dem Ziel, diese durch die Verantwortlichen im Reichstag unterzeichnen zu lassen.

Durch charismatische Ansprachen und Petőfis Vortragen des „Nationalliedes“ gelingt es den Protagonisten, die Bevölkerung um sich zu scharen. Bedeutsame Schauplätze des gewaltlosen Revolutionsmarsches, wie der Marktplatz vor dem Nationalmuseum, die Landerer-Druckerei sowie der Burgpalast in Buda werden gelungen inszeniert.

Hollywood-Stil schadet eher

Die anfänglich bewegte und abwechslungsreiche Handlung wird leider zunehmend repetitiv. Wiederkehrende Konfrontationen mit dem fiktiven Charakter Farkasch (Ottó Lajos Horváth), der aus dem Hintergrund das Fortschreiten der Revolution zu sabotieren versucht, sorgen zwar für Action, sind dafür aber sehr vorhersehbar und widerspiegeln nicht die historischen Geschehnisse. Leider ist auch die Motivation des Gegenspielers nur schwer nachvollziehbar und sein Hintergrund unzureichend angedeutet.

Die Atmosphäre jener Zeit wurde durch die Kulissen und Kostüme mit viel Hingabe gut nachgestellt. Die Musik untermalt die Handlungen oftmals treffend, rückt aber an einigen Stellen zu sehr in den Vordergrund. Dennoch muss erwähnt werden, dass der Film insbesondere als teuerste Filmproduktion Luft nach oben hat. Dem Werk ist der Hollywood-Stil deutlich anzumerken, was für Widersprüche sorgt, nicht nur weil darunter auch die geschichtliche Glaubwürdigkeit leidet. Ein eigener Stil hätte dem Film noch mehr Aussagekraft verliehen und die Besonderheiten der ungarischen Kultur besser hervorgehoben.

Alles in allem lohnt es sich den Film anzuschauen, wenn man Interesse an einer größtenteils spannenden Verfilmung mit historischem Hintergrund hat und gewisse Abweichungen von den tatsächlichen Geschehnissen den Zuschauer nicht stören. Die Produktion zollt den Helden von damals Respekt; allein schon die Ansprachen sowie die vorgetragenen Gedichte sind meines Erachtens lohnenswert.

Parallel zu Ungarn erfolgte der Filmstart in Großbritannien.

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