Hier wird gerade der höchste Preis aller Zeiten für einen Rippl-Rónai erzielt. Foto: MTI/ Balázs Mohai

Winter-Auktionen

Moderne im Schatten der Altmeister

Die führenden Kunstgalerien Judit Virág und Kieselbach haben auch am Jahresende wieder für Schlagzeilen gesorgt.

Das Gemälde „Im Schlossgarten von Geszt“ des Malers József Rippl-Rónai aus dem Jahre 1912 wurde für 300 Mio. Forint (knapp 750.000 Euro) versteigert. Das war nicht nur die mit Abstand größte Position auf der Auktion zum Saisonabschluss der Judit Virág-Galerie, sondern auch ein Rekord im Lebenswerk des berühmten ungarischen Malers. Zum Vergleich, auch wenn das bei Kunstwerken weniger angebracht ist: Am gleichen Tag erzielte das Gemälde „Am Strand von Alassio“ aus dem Jahre 1938, eines der letzten Meisterwerke von János Vaszary, 165 Mio. Forint.

Nach einem Jahrhundert zurück

Der Rippl-Rónai, den die heimische Kunstszene ein Jahrhundert vermissen musste, nachdem die perfekt entworfene Landschaftszeichnung ins Ausland verkauft worden war, startete zum Ausrufpreis von 160 Mio. Forint. Den absoluten Rekord bei Kunstauktionen in Ungarn hält ebenfalls die Virág-Galerie, die für einen Csontváry just im vorigen Dezember sensationelle 460 Mio. Forint erzielte. („Die geheimnisvolle Insel“ soll Kosztka Tivadar Csontváry um 1903 gemalt haben.)

Unter den modernen und zeitgenössischen Künstlern ragten bei der Auktion der 25-jährigen Virág-Galerie am Jahresende das Werk „Mosaikplan“ von Ilona Keserü und das „Quasi-Bild“ von Dóra Maurer heraus, die 80 bzw. 60 Mio. Forint erzielten.

Mit gefälschtem Rónai-Schriftzug

Die Kieselbach-Galerie nahm bereits ihre 70. Winter-Auktion vor. Hier schoss der „Mediterrane Hafen“ von Károly Patkó den Vogel ab, der 180 Mio. Forint erzielte. Der Künstler malte das Meisterwerk 1930 als Mitglied der Ungarischen Akademie in Rom. Das Gemälde „Im Park“ von Csaba Vilmos Perlrott sorgte nicht nur wegen des Zuschlags bei 120 Mio. Forint für Furore. Das Werk befand sich lange Jahrzehnte bei einem ungarischen Kunstsammler in Paris, mit einem – wie sich später herausstellte – gefälschten Rónai-Schriftzug, der vermutlich den Verkaufspreis des Werks erhöhen sollte. Mittlerweile haben Experten den Ursprung und den Urheber des Gemäldes zweifelsfrei offengelegt, und der Wert geht auch so durch die Decke.

Dieser „Mediterrane Hafen“ von Károly Patkó war der Renner bei der Auktion der Kieselbach-Galerie. Foto: MTI/ Zsolt Szigetváry

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