Zum herkömmlichen Weihnachtseinkauf in Einkaufszentren (auf dem Foto das Budaer Mammut) gibt es immer mehr Online-Alternativen. Foto: BZT / Jan Mainka

Onlineshopping in Ungarn

Mit Geduld zum Ziel

Nach einer ausgiebigen Shoppingtour in überfüllten Kaufhäusern steht zu Corona-Zeiten wohl kaum jemanden der Sinn. Für Weihnachtseinkäufe und Co. greifen daher viele lieber zu Tablet und Tastatur. Wer dabei nicht unbedingt Amazon-Chef Jeff Bezos bereichern möchte, kann beim Onlineshopping auf ungarische Alternativen ausweichen. Dafür braucht man aber etwas Geduld und häufig Ungarischkenntnisse.

Bereits in der vergangenen Woche stellten wir zwei Onlinemarktplätze für Handgemachtes vor. In dieser Woche präsentieren wir Marktplätze, die Alltagsbedürfnissen gerecht werden.

Ungarisches Urgestein: Vatera

Einer der ältesten und größten ungarischen Onlinemarktplätze ist vatera.hu. Seit dem Jahr 2000 finden hier Anbieter und Käufer zueinander. Die Seite verzeichnet mehr als zwei Millionen Nutzer. Betrieben wird das Ganze seit Kurzem von der Digital-eMAG Kft., einem Elektronikanbieter. Diesem Hintergrund ist es wohl geschuldet, dass das „ungarische Ebay” nach knapp 20 Jahren endlich mal einer Verjüngungskur unterzogen wurde. Mit seinem wesentlich minimalistischeren Design, den übersichtlichen Panels und dem sparsamen Einsatz von Text, fühlt man sich von der Seite nicht länger in die Anfangszeit des Internets zurückversetzt.

Bei dem Make-over wurde noch eine wesentliche Neuerung eingeführt: Vatera kann nun auch in englischer Sprache genutzt werden. Dies bezieht sich jedoch nur auf die Nutzeroberfläche, ob die Kommunikation mit den jeweiligen Verkäufern ebenfalls in dieser Sprache möglich ist, hängt vom jeweiligen Verkäufer ab.

Foto: Facebook

Basisinformationen wie Artikel­zustand, Auktionsende und Liefermöglichkeiten gibt es nun auch auf Englisch. Doch schon bei der Artikelbeschreibung heißt es, wieder zum Onlinewörterbuch greifen. Doch mit etwas Geduld findet man sich trotzdem auf der Seite zurecht.

Die Kategorien auf dem Marktplatz bergen keine Überraschungen. Die Seite ist sowohl für Desktops und Tablets als auch für Mobiltelefone optimiert.

Stöbern auf Ungarisch

Ebenfalls zum Hause eMAG gehört die Seite teszvesz.hu (dt.: in etwa Geben und Nehmen). Während Vatera im neuen Design glänzt, kommen die Anhänger der Retro-Optik hier voll auf ihre Kosten. Man spürt noch deutlich die Atmosphäre alter Onlinemarktplätze: Wenige Bilder, dafür aber viel Text bestimmen das Design. Wer der ungarischen Sprache nicht mächtig ist, wird hier vor Herausforderungen gestellt. Gekauft werden kann auch ohne Registrierung, was in Anbetracht des Registrierungsprocederes eine Erleichterung ist.

Denn dort werden nicht nur Telefonnummer, sondern auch Bankverbindung abgefragt, und sämtliche Anweisungen sind ausschließlich auf Ungarisch. Wie auch auf Vatera gibt es hier alles, was man sich nur vorstellen kann. Sowohl Privatverkäufer als auch professionelle Händler bieten ihre Waren an. Die Suchoptionen sind jedoch eher unübersichtlich und selbst für Ungarn irreführend. Dass das Layout der Seite farblich angepasst werden kann, ist da nur ein kleiner Trost.

Eine Besonderheit von Teszvesz ist die Kategorie „Kostenlos abzugeben“. Darin können Verkäufer ihre Waren ohne die sonst üblicherweise anfallenden Kosten anbieten. Seit 2005 können Kunden auf Teszvesz bereits nach Schnäppchen stöbern.

Kaufen, bieten oder tauschen

Ein weiterer Marktplatz im digitalen Raum ist zsibvasar.hu. Auf dem wortwörtlichen Trödelmarkt kann für Festpreise gekauft, bei Auktionen mitgeboten oder aber auch gegen andere Artikel getauscht werden. Gerade letztere Option macht dieses Portal interessant. Stöbert man durch das Angebot des (ausschließlich ungarischsprachigen) Portals, kommt tatsächlich etwas Flohmarkt-Feeling auf: PC-Spiele aus dem Jahr 2004, Ü-Eier-Sammelfiguren, übriggebliebene Fliesen – all diese Dinge erwarten den geneigten Besucher.

Stöbern auf Zsibvasar macht daher ausgesprochen viel Spaß. Dazu mag das etwas luftigere Design beitragen. Aber vor allem ist es das komplette Durch­einander, auf das man stößt, wenn man sich einmal sämtliche Tauschartikel (ungarisch: csere-bere) listen lässt. Während die Preise bei Vatera, aber auch auf Teszvesz nicht zwingend weit unter den Ladenpreisen liegen, ist das Preisniveau auf Zsibvasar deutlich niedriger. Für Fans von Kitsch und Co. lohnt sich ein Blick in die Kategorie „Zeitgenössische Kunst” (ungarisch: kortárs művészet).

Da geht noch was am Preis!

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt die Seite lealkudtuk.hu. Dort gibt es von Elektronik bis Erotik alles, aber – so das Versprechen der Seite – zu niedrigeren Preisen. Der Seitenname selbst bedeutet so viel wie: „Wir haben’s heruntergehandelt.”

Foto: MTI/ Szilárd Koszticsák

Im Gegensatz zu Vatera, Teszvesz und Zsibvásár stehen hier nicht Einzelstücke zum Verkauf, es handelt sich um Angebote regulärer Shops. Wie im normalen Handel gibt es daher eine Rücknahme- sowie eine Gewährleistungspflicht. Je nach Produkt auch eine Garantie. All das macht einen Kauf in diesem Onlinekaufhaus sicherer.

Eine Besonderheit der Seite ist zudem, dass hier auch Dienstleistungen angeboten werden, insbesondere von zahnärztlichen Diensten und Optikern.

Das osteuropäische Amazon

Einst startete Alza als Elektronikversand in Tschechien, heute ist es in mehreren europäischen Staaten zu finden. In Ungarn kann seit 2014 unter alza.hu bestellt werden. Das Warenangebot umfasst Elektronik, Sportartikel, Kosmetikartikel und vieles mehr. Das tschechische Onlinekaufhaus ist dem amerikanischen Vorbild in vielem ähnlich, eine Übernacht-Lieferung ist jedoch nicht möglich.

Wenn wir schon beim Thema Liefern sind: Seit 2015 können in Ungarn bestellte Waren über Automaten des Unternehmens Foxpost entgegengenommen werden. Die Automaten sind landesweit zu finden und können nicht nur zum Empfang, sondern auch für den Versand von Paketen genutzt werden. Und das ist tatsächlich erstaunlich einfach!

Kein Warten mehr am Postschalter: Foxpost! Foto: Facebook

Wer etwas verschicken will, der packt sein Versandstück ein und spaziert damit zum nächsten Foxpost-Automaten. Dort muss nur der „Paket-Zauberer” (ungarisch: csomagvarázsló) und die passende Boxgröße ausgewählt werden, dann kann man mit Bankkarte zahlen und schon öffnet sich ein Fach, in welches die Sendung gelegt wird. Klappe zu, Paket unterwegs! Bequemlichkeit erreicht mit Foxpost ein neues Level, denn dank des Paket-Zauberers muss das Versandstück nicht einmal mehr beschriftet und adressiert werden, das erledigt Foxpost für Sie.

Der Erhalt von Paketen ist sogar noch einfacher: Ab zum Automaten, per SMS erhaltenen Code eintippen und Päckchen entnehmen.

Foto: János Marjai

Zahlen auch vor Ort

Wer viel online bestellt, der wird eventuell manchmal zögern, die eigene Privatadresse anzugeben. Ist das Vertrauen zum Verkäufer nicht so groß, bieten sogenannte Pickup-Punkte eine gute Möglichkeit, die eigene Identität zu schützen, insbesondere in Kombination mit einer Zahlung per Nachnahme. Diese Pickup-Punkte sind zumeist Geschäfte, die zusätzlich als Paketannahmestellen fungieren, aber auch Tankstellen. Dort können Pakete ganz sicher und unkompliziert abgeholt und bezahlt werden. Jeder Versanddienst hat seine eigenen Pickup-Punkte.

Schreibe einen Kommentar

Weitere Artikel