Publizistin Birgit Kelle zum „Gender-Gaga“
Absurd und gefährlich!
In Deutschland sind sogar schon die Sprache und die Politik von dieser Erscheinung betroffen. Zunehmend werden aber auch kritische Stimmen laut. Die wohl bekannteste ist die der Publizistin Birgit Kelle. Mitte März wurde im Győrer Zentrum des Mathias Corvinus Collegium (MCC) ihr Bestseller „Gender-Gaga: Wie eine absurde Ideologie unseren Alltag erobern will“ von der Autorin persönlich vorgestellt. Konkreter Anlass der Veranstaltung war das kürzliche Erscheinen dieses Buches auf Ungarisch.
Auch das MCC beschäftigt sich mit Gender-Theorie
Die Veranstaltung, betreut vom Deutsch-Ungarischen Institut, wurde vom Leiter des Győrer MCC-Zentrums, Dr. Dávid Fekete, eröffnet. Er begrüßte die Anwesenden und gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass so viele interessierte, größtenteils junge Menschen der Einladung des MCC gefolgt waren. Des Weiteren betonte er, dass innerhalb des MCC, der größten multidisziplinären Einrichtung für Begabtenförderung in Ungarn, mehrere Institute vereint sind, die sich mit verschiedenen Themenkomplexen beschäftigen, so auch mit der Gender-Theorie.
Den Vortrag von Birgit Kelle moderierte Dr. Bence Bauer, der innerhalb des MCC das Deutsch-Ungarische Institut leitet und die Autorin auf ihrer dreitägigen Vortragstour durch Ungarn begleitete. In seiner kurzen Ansprache beschrieb Bauer unter anderem das Ziel des Instituts, nämlich durch möglichst viele deutsch-ungarische Kontakte und Gespräche mehr Verständnis, Verständigung und ein konstruktives Miteinander beider Länder zu verwirklichen.
Die Autorin begann ihren Vortrag mit einer Beschreibung des neuartigen Phänomens des „Gender-Gaga“. Wörtlich sagte sie: „Die Gender-Politik kämpft für die Aufhebung der Geschlechter. Mittlerweile hat sich eine Ideologie etabliert, die das Geschlecht nicht mehr als biologisch gegeben betrachtet, sondern vielmehr als soziologisch definierbar. Demnach ist das Geschlecht egal und jeder kann sein eigenes Geschlecht selbst wählen. Diese Möglichkeit wird in Deutschland demnächst auch per Gesetz untermauert – dessen bin ich mir leider ganz sicher. Basierend auf diesem Selbstbestimmungsgesetz können dann in Zukunft Kinder ab dem 14. Lebensjahr ihr Geschlecht selbst bestimmen – auch gegen den Willen ihrer Eltern.”

Auch wenn all das natürlich sehr ernste gesellschaftliche Prozesse sind, sei ihr Buch ursprünglich als Satire gedacht gewesen. Die Absurdität der Selbstdefinition des Geschlechts sei eine Mischung aus Naivität und Unwissenheit. „Sie kann und darf nicht ernst genommen werden”, forderte Birgit Kelle. Zudem schaffe diese Selbstbestimmung mehr Verwirrung als Lösungen, eine Unsicherheit, die die Grundfesten der Gesellschaft ins Wanken bringe. „Die Institutionen Ehe und Familie werden unterwandert, eine klare Definition gibt es nicht mehr”, warnte die Autorin.
Zugleich warf sie die Frage auf, inwieweit die offiziell feministische Gender-Politik überhaupt dem Wohl der Frauen diene. Um diese Problematik zu illustrieren, wartete sie mit zwei besonders eindringlichen Bespielen auf. „Wenn jeder sein Geschlecht selbst bestimmen darf, könnten sich zum Beispiel biologische Männer im Frauensport profilieren! Und wofür gibt es noch eine Frauenquote, wenn mit einem Mal jeder eine Frau sein kann?! Auf diese Weise schafft sich der Feminismus selbst ab.”
Gender-Ideologie – Ein blühender Geschäftszweig
In den vergangenen Jahren ist aus der Gender-Politik fast schon ein Geschäftszweig geworden: In Deutschland sind bereits in jedem gesellschaftlichen Bereich Gender-Zentren zu finden. An den Universitäten gibt es inzwischen etwa 160 Gender-Lehrstühle. Der Besuch eines Gender-Seminars ist fast überall obligatorisch – ohne Gender-Zertifikat kein Abschluss! Es gibt etwa 2.000 Gleichstellungsbeauftragte, die nach Ansicht von Birgit Kelle eher Probleme schaffen, als Lösungen – für was auch immer – zu erarbeiten.
BIRGIT KELLE ist freie Journalistin und Publizistin. Sie ist Autorin von mehreren Büchern. Zu ihren Bestsellern gehört neben “Gender-Gaga” (2015) auch „Noch normal? Das lässt sich gendern!“. Sie schreibt regelmäßig für Print- und Online-Medien in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In ihren Texten setzt sie sich mit einer gehörigen Portion Humor und auch einer Prise Sarkasmus vor allem mit dem in Deutschland um sich greifenden „Genderwahn“auseinander.
Geboren in Siebenbürgen übersiedelte sie im Alter von neun Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland, wo sie heute mit ihrem Ehemann und ihren vier gemeinsamen Kindern in Nordrhein-Westfalen lebt. Neben der bewusst gewählten Rolle als Ehefrau und Mutter sowie ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sich Birgit Kelle auch politisch, unter anderem als Mitglied der CDU und als Sachverständige für Gleichstellungsfragen im Familienausschuss des deutschen Bundestages.
Im Bildungswesen sei der Gender-Unterricht derzeit zwar noch freiwillig, aber bereits in den Bildungsplänen verankert. „Schon jetzt können Aktivisten des Genderismus ihre Thesen in Kindergärten und Grundschulen ungehindert an Kinder vermitteln – und das sogar ohne Beisein von Aufsichtspersonen.“ Das sei eine ganz gefährliche Situation! „Was macht das mit unseren Kindern, wer kann das noch kontrollieren?”, stellte die Autorin in den Raum.
Sie fürchtet, dass dieser aggressiv betriebene Prozess, durch den die traditionellen gesellschaftlichen Strukturen untergraben und abgeschafft werden sollen, irreparable seelische und körperliche Schäden bei den Kindern hinterlässt. Die Zahl von geschädigten Transkindern, die in Gender-Kliniken auf eine biologische Geschlechtsumwandlung vorbereitet werden, dass heisst unter anderem mit hormonellen Pubertätsblockern behandelt werden, hat in erschreckendem Maße zugenommen. „Diese menschlichen Dramen generieren zusätzliche gesellschaftliche Probleme! Irgendwann wird die Gesellschaft aufwachen und sich über den angerichteten Schaden bewusst werden, doch dann wird das Kind schon in den Brunnen gefallen sein”, warf sie einen Blick in die Zukunft.
Zunehmender Einfluss
Prinzipiell sei sie der Meinung, dass das Gendering europaweit zunehmend an Einfluss gewinne. Selbst um Ungarn werde das Thema keinen Bogen machen. „Die nationale Gesetzgebung darf daher keinesfalls zu sehr unter internationalen Einfluss geraten”, riet sie.
Zum Abschluss des Vortrags meldeten sich zahlreiche interessierte Zuhörer mit Fragen, die Frau Kelle bereitwillig und ausführlich beantwortete. Im Anschluss ergriffen die Anwesenden auch die Gelegenheit zu dem einen oder anderen persönlichen Gespräch mit der Autorin.
Insgesamt kann die Veranstaltung als ausgesprochen interessant und inspirierend bezeichnet werden. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft in Győr beim MCC weitere deutschsprachige Vorträge stattfinden werden.