Schulleiter Andreas Gering: „Wir wollen in den kommenden Jahren insbesondere die pädagogische Qualität weiter stärken, die digitale Bildung ausbauen sowie die Schule organisatorisch weiterentwickeln.“ Fotos: AHDS

Gespräch mit Andreas Gering, Leiter der Audi Hungaria Deutsche Schule Győr

Gegenseitiges Verständnis und Respekt

Seit März 2024 leitet Andreas Gering die Audi Hungaria Deutsche Schule in Győr. Wir sprachen mit ihm über die persönlichen Erfahrungen der vergangenen anderthalb Jahre und über das 15. Jubiläum der Schule.

Welche Beweggründe haben Sie an diese Schule geführt?

Schon lange hatte ich den Wunsch, einmal im Ausland zu arbeiten – sowohl aus persönlichem Interesse als auch zur fachlichen Weiterentwicklung. Meine Frau konnte in dieser Hinsicht bereits wertvolle Erfahrungen sammeln, und auch unsere beiden Söhne waren offen für neue Eindrücke und bereit, sich auf eine neue Umgebung einzulassen.

Die Möglichkeit, die Leitung einer Deutschen Auslandsschule zu übernehmen – noch dazu einer so renommierten wie der Audi Hungaria Deutsche Schule in Győr –, stellte für mich einen bedeutenden beruflichen Schritt dar. Besonders spannend ist dabei die Verbindung von kultureller Vielfalt, moderner Schulentwicklung und einem lebendigen Schulalltag.

Welche Eindrücke haben Sie und Ihre Familie von Land und Leuten, und natürlich von der Schule gewonnen?

Wir haben uns als Familie ganz bewusst dafür entschieden, unseren Lebensmittelpunkt nach Ungarn zu verlegen. Diese Entscheidung ist Ausdruck unserer Wertschätzung für das Land und seine Menschen, die wir zunehmend kennen- und schätzen gelernt haben.

Ungarn hat uns mit seiner Kultur, seiner Landschaft und der offenen, freundlichen Art vieler Begegnungen beeindruckt. Wir haben bereits zahlreiche Städte und Regionen besucht und dabei ein vielfältiges und interessantes Land erlebt.

Die Audi Hungaria Deutsche Schule Győr ist ein besonderer Ort: Sie vereint hohe pädagogische Qualität, ein engagiertes Kollegium und eine klare Ausrichtung an den Bildungszielen Deutscher Auslandsschulen.

Dieser hohe Qualitätsanspruch bedeutet auch, dass wir stets daran arbeiten müssen, immer besser zu werden. Gerade im Wettbewerb mit anderen Bildungseinrichtungen ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung von zentraler Bedeutung.

Bevor Sie nach Győr kamen, waren Sie stellvertretender Leiter an einem großen Berufsbildungszentrum in Hamburg. Die Audi Hungaria Deutsche Schule umfasst ein Bildungsangebot vom Kindergarten bis zur Beruflichen Bildung. Wie gelang Ihnen die Umstellung auf dieses Konzept?

Tatsächlich war der Wechsel an eine Bildungseinrichtung, die alle Stufen von Kindergarten über Grundschule und Gymnasium bis hin zur Beruflichen Bildung umfasst, zunächst eine neue Erfahrung für mich. Gleichzeitig habe ich festgestellt, dass es eine Reihe von strukturellen Gemeinsamkeiten mit meinem früheren Arbeitsumfeld gibt.

So basiert der Betrieb beider Einrichtungen auf klaren Führungsstrukturen: Schulvorstand und Verwaltungsleitung sind sowohl in Hamburg als auch hier in Győr Teil der organisatorischen Grundstruktur.

Berufsschulen sind in besonderem Maße von den Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt betroffen. Entwicklungen wie zum Beispiel die Umstellung von Verbrennungs- auf Elektromotoren wirken sich unmittelbar auf die Curricula, die Ausstattung und die Qualifikation der Lehrkräfte aus. Insofern ist mir der Umgang mit dynamischen Veränderungsprozessen vertraut – und diese Erfahrung hat mir die Umstellung hier in Győr erleichtert.

Eine weitere Besonderheit der Schule ist der bikulturelle und damit auch bilinguale Unterrichtsalltag. Wie beurteilen Sie diesbezüglich die Rolle der Schule?

Der bikulturelle Alltag ist zweifellos ein zentrales Merkmal unserer Schule. Als Deutsche Auslandsschule ist sie klar deutschsprachig ausgerichtet, bewegt sich jedoch in einem mehrsprachigen und kulturell vielfältigen Umfeld. Daraus ergibt sich ein interessantes Spannungsfeld zwischen deutscher Bildungstradition und ungarischem Kontext. Das erfordert eine besondere Sensibilität – sprachlich, pädagogisch und kulturell.

Ich sehe die Schule auf diesem Gebiet gut aufgestellt: Es gelingt, Kinder mit unterschiedlicher Muttersprache in einem gemeinsamen Bildungskontext zusammenzuführen. Die Mehrsprachigkeit wird dabei nicht nur akzeptiert, sondern gezielt als Chance zur persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung genutzt. Parallel damit sind Herausforderungen verbunden unter anderem bei der Curriculumentwicklung, der Sprachförderung oder in der Kommunikation mit den Eltern. Umso wichtiger ist ein engagiertes Kollegium mit sprachlicher und interkultureller Kompetenz.

Als Begegnungsschule fördern wir das gegenseitige Verständnis und den respektvollen Umgang miteinander – über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg.

Wenn wir schon über Zweisprachigkeit sprechen, wie steht es mit Ihren Ungarischkenntnissen? Wie haben Sie und Ihre Familie sich im Schulalltag damit arrangiert?

Wir sind hier an einer Deutschen Auslandsschule – dementsprechend ist die Unterrichts- und Geschäftssprache Deutsch. Gleichzeitig ist es uns natürlich wichtig, offen für das ungarische Umfeld zu sein.

Meine Söhne lernen hier an der Schule selbstverständlich auch die ungarische Sprache. Ich selbst verstehe mittlerweile erste Zusammenhänge und einfache Gespräche auf Ungarisch, beim aktiven Sprechen sehe ich bei mir jedoch noch Entwicklungspotenzial.

Bei der Erörterung komplexer Themen haben wir natürlich jederzeit die Möglichkeit, eine professionelle Übersetzung hinzuzuziehen. Es ist aber mein klares Ziel, meine Ungarischkenntnisse weiter auszubauen.

Haben Sie ein berufliches Credo, auf dem Ihre Schulleitertätigkeit basiert?

Vor meinem Studium habe ich eine Berufsausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolviert. Mein damaliger Ausbilder sagte oft: „Kein Kunde verlässt das Geschäft ohne Lösung.“ Dieser Leitsatz hat mich nachhaltig geprägt, nicht zuletzt, weil er sich durchaus auf den schulischen Kontext übertragen lässt. So könnte dieser Leitsatz für die Schule wie folgt gelten: Kein Schüler verlässt unsere Schule ohne Lösung – sei es fachlich, sozial oder in Form einer realistischen sinnvollen Perspektive für den weiteren Weg.

Die Audi Hungaria Deutsche Schule feiert in diesem Jahr ihr 15-jähriges Bestehen, inwiefern hat dieser Umstand den Schulbetrieb beeinflusst? Wie sehen die Entwicklungsvorhaben für die nächsten Jahre aus?

Das 15. Jubiläum unserer Schule ist für viele Mitglieder der Schulgemeinschaft Anlass gewesen, zurückzublicken – auf Erfolge, Herausforderungen und vor allem auf das, was gemeinsam aufgebaut wurde. Im Rahmen der Vorbereitung auf die Feierlichkeiten und die Festschrift haben zahlreiche Kollegen, Eltern, Schüler sowie Ehemalige die Entwicklung der Schule Revue passieren lassen. Diese Rückschau hat gezeigt, wie sehr sich die Schule in den vergangenen Jahren als angesehene Bildungsinstitution fest etabliert hat.

In diesem Jahr feiert die Schule ihr 15. Jubiläum.

Die Energie, das Engagement und der Einsatz, mit dem diese Schule aufgebaut wurde, kann man nicht genügend würdigen.

Gleichzeitig richtet sich unser Blick auch klar in die Zukunft. Wir wollen in den kommenden Jahren insbesondere die pädagogische Qualität weiter stärken, die digitale Bildung ausbauen sowie die Schule organisatorisch weiterentwickeln. Ziel ist es, den besonderen Charakter der Audi Hungaria Schule – als leistungsorientierte, weltoffene und wertschätzende Begegnungsschule – weiter zu profilieren und zukunftsfähig zu gestalten.

Vor kurzem ging das Schuljahr zu Ende. Was möchten Sie im neuen Jahr verwirklichen, worauf freuen Sie sich besonders, gibt es personelle Veränderungen?

Eine Deutsche Auslandsschule ist naturgemäß von einer gewissen Personalfluktuation geprägt. Das stellt uns jedes Jahr vor neue Herausforderungen – eröffnet aber zugleich auch Chancen. Neue Kollegen bringen frische Perspektiven, andere Erfahrungen und neue Impulse mit, die zur Weiterentwicklung der Schule beitragen können.

Im neuen Schuljahr möchten wir insbesondere die interne Zusammenarbeit weiter stärken, pädagogische Prozesse noch klarer strukturieren und den Fokus verstärkt auf Unterrichtsqualität und Lernkultur legen.

Ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit mit dem gesamten Kollegium – sowohl mit den vertrauten als auch mit den neuen Gesichtern. Es ist dieses Miteinander, das eine Schule lebendig und entwicklungsfähig hält.

Die Sommerferien beginnen, wie werden Sie die schulfreie Zeit verbringen?

In diesem Jahr haben wir keine große Reise geplant. Wir verbringen die Sommerferien bewusst in Ungarn – in unserer Heimat auf Zeit. Das Land bietet so viele schöne Orte, die wir als Familie noch entdecken möchten. Wir freuen uns auf eine entspannte Zeit, in der wir Erholung mit neuen Eindrücken verbinden können.

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