Archäologie
Erster Fund einer Kriegerin
Die Sammlung des Lehrstuhls für Anthropologie an der Universität Szeged umfasst rund 30.000 Skelette. Sie beherbergt auch jene Funde, die Archäologen zwischen 1983 und 1985 in einem Gräberfeld im ostungarischen Dorf Sárrétudvari (ca. 40 km südwestlich von Debrecen) entdeckten. Dabei wurde u. a. ein Grab freigelegt, das die sterblichen Überreste eines bewaffneten Kriegers barg. Die Grabbeigaben — Waffen wie Pfeile, Bogen, Messer und Säbel – begleiteten den Toten ins Jenseits.
Lange Zeit war es die anerkannte Meinung der Experten, dass die Waffen im Grab zu einem Mann gehören. Doch vor einigen Jahren legten die Forschungen der damaligen Doktoranden Balázs Tihanyi und William Berthon den Verdacht nahe, dass es sich trotz der kriegerischen Grabbeigaben um eine Frau gehandelt haben könnte. Diese Hypothese wurde durch nachfolgende Studien eindeutig belegt.
Generell sollten Muskulatur, Größe und Knochenstärke immer mit anderen Befunden eines ähnlichen Zeitalters und Fundortes verglichen werden. Bei der angewandten ungarischen Methode werden zwölf verschiedene Merkmale an den Schädelknochen untersucht, darunter die Augenbrauenknochen, der Hinterkopf, die Schläfe und der Kiefer. Die archäogenetische Analyse von Proben aus dem Schädel und den Skelettknochen bestätigte in diesem Fall, dass eine Frau in dem Grab bestattet wurde. Aufgefundene Schäden und Verletzungsspuren an den Gebeinen deuten darauf hin, dass die hier bestattete Frau eine Kriegerin gewesen sein könnte. Um den genauen Beweis zu erbringen, bedarf es aber noch weitergehender Forschungen.