Index.hu im Wandel
Ein jahrelanger Kampf für journalistische Unabhängigkeit
Dieser Artikel ist Teil unseres Bezahl-Angebots BZ+
Wenn Sie ein Abo von BZ+ abschließen, dann erhalten Sie innerhalb von 12 Stunden einen Benutzernamen und ein Passwort, mit denen Sie sich einmalig einloggen. Danach können Sie alle Artikel von BZ+ lesen. Außerdem erhalten Sie Zugang zu einigen speziellen, sich ständig erweiternden Angeboten für unsere Abonnenten.
Am 21. Juni erschien auf der Hauptseite des Portals eine Meldung mit dem Titel: „Die Index-Redaktion ist in Gefahr.” In besorgtem Tonfall erklärten darin die Index-Mitarbeiter – ohne Konkretes zu nennen –, dass sie ihr unabhängiges Funktionieren in Gefahr sehen. Illustriert wurde das Ganze mit einem Bild des zwei Jahre zuvor eingeführten hauseigenen „Freiheitsbarometers“, dessen Zeiger nun nicht länger auf „unabhängig”, sondern auf „in Gefahr” stehen.
Von Internetto zu Index
Seinen Betrieb nahm Index erstmals am 17. Mai 1999 auf, nachdem sich ein bedeutender Teil der Internetto-Redaktion, das bis dahin größte ungarische Nachrichtenportal, entschieden hatte, mit der Hilfe von Investor Ákos Kőrösi eine neue Nachrichtenseite zu gründen.
Mit 26 Redaktionsmitgliedern und unter der Leitung von Chefredakteur András Nyírő konnte das neue Portal binnen Tagen bereits eindrucksvolle Besucherzahlen verzeichnen. Dies lockte weitere Investoren an, führte jedoch auch zu redaktionsinternen Spannungen. Chefredakteur Nyírő hat „nicht einsehen wollen, dass er nicht auf einer bodenlosen Schatztruhe sitzt”, beschrieb ihn sein späterer Nachfolger Péter Uj einmal. Nur gut ein halbes Jahr nach dem Start der Seite verließ András Nyírő Index.
Dank massiver Investitionen in die technische Infrastruktur der Seite gelang es dem Portal in den darauffolgenden Monaten, seine Leserschaft zu verdreifachen. Doch obwohl die Leser das neue Portal sichtlich gut annahmen, kämpfte Index noch zu Beginn der 2000er-Jahre zwischenzeitlich ums Überleben. Unter dem neuen Geschäftsführer Lajos Csepi, der im Sommer 2001 an Bord kam, manövrierte sich Index in finanzielle Schwierigkeiten, lief sogar Gefahr, in Konkurs zu gehen. Csepi verließ das Portal im Februar 2002.
Spannungen zwischen Journalisten und Eigentümer
Im darauffolgenden Monat folgte die Erleichterung: Der Mischkonzern Wallis Zrt. half mit einer Finanzspritze von 170 Millionen Forint. Mit dem Aufkauf von Anteilen kam Wallis damals auf einen Gesellschafteranteil von 31 Prozent. Nach und nach wurde der Konzern zunächst zum Alleineigner, um dann 2005 alle seine Anteile an die Sydinvest Kft. unter Kristóf Nobilis zu verkaufen. Zeitgleich wurde Miklós Vaszily Geschäftsführer.
Obwohl das Blatt unter dem neuen Eigentümer bei Leserzahlen und Bekanntheit stetig wuchs, und sogar Auszeichnungen gewann, gab es ab 2010 redaktionsinterne Wirren. Als erster verließ im April 2010 der Investigativjournalist Tamás Bodoky das Portal, rund anderthalb Jahre später ging auch der leitende Publizist Árpád W. Tóta (dessen Kommentar zur Index-Situation finden Sie in dieser Ausgabe auf den Seiten 9 und 10). Kurz darauf folgten auch Márton Bede und Chefredakteur Péter Uj.
In allen Fällen sollen Spannungen zwischen Journalisten und Eigentümer ausschlaggebend gewesen sein. Dieser habe, so wird vermutet, nach und nach versucht, politischen Einfluss auf das Blatt zu nehmen.
Die darauffolgenden Jahre waren geprägt von einer nicht unbedeutenden Fluktuation innerhalb der Redaktion.
Neue Eigentümer mit Verbindungen zum Fidesz
Am 20. April 2017 wechselte das Portal erneut den Besitzer. Diesmal ging es an die Stiftung für ungarische Entwicklung (MFA) über. Alle Mitglieder der bisherigen Geschäftsführung traten daraufhin von ihren Posten zurück, und eine komplett neue Besetzung nahm ihre Arbeit auf. Schon damals sorgte sich die Index-Redaktion um ihre Unabhängigkeit. Nach dem Fidesz-nahen Zoltán Spéder übernahm nun Marianna Tóth von der MFA die Führung des Portals. In ihr sahen viele eine Mittelsfrau des in Ungnade gefallenen Oligarchen Lajos Simicska. Es wurde vermutet, dass dieser mit der Aneignung des Portals versuche, seinen Einfluss im Mediensektor zu erweitern.
Die Index-Mitarbeiter selbst erfuhren damals von dem Eigentümerwechsel erst aus der Presse. Der damalige Chefredakteur Gergely Dudás veröffentlichte einen Tag nach der Übernahme einen Meinungsartikel, in dem er den Versuch unternahm, das Geflecht aus Tóth, Simicska und Index auch für Außenstehende zu entwirren.
Obwohl die neue Eigentümerstruktur Simicska einen großen Einfluss hätte sichern können, bemühte sich Dudás, klarzustellen, dass der Kurator der Index-Stiftung auch weiterhin László Bodolai sei. Bodolai war zum damaligen Zeitpunkt seit 15 Jahren Hausjurist bei Index und einer der bekanntesten Medienanwälte Ungarns. Dudás betonte weiterhin, dass Bodolai die Redaktion vor jedwedem Einfluss von außen schützen könne und werde.
Nach und nach wurden jedoch immer mehr Führungspositionen innerhalb der Firmen rund um Index von Personen mit starker Bindung zum Fidesz, vor allem aber zum Orbán-Vertrauten Lőrinc Mészáros, besetzt. Dies führte im September 2018 dazu, dass sich die Index-Redaktion so sehr um die eigene Unabhängigkeit sorgte, dass sie auf der eigens dafür eingerichteten Webseite szabadindex.eu ein Barometer einrichtete, welches anzeigen soll, ob die Redaktion aktuell unabhängig, in Gefahr oder nicht mehr unabhängig ist.
Index in Gefahr
Seit dem 21. Juni dieses Jahres steht das Barometer auf „in Gefahr”. Genaues gab das Portal jedoch nicht preis. Die einst selbst aus Teilen der Index-Redaktion hervorgegangene Nachrichtenseite 444.hu hingegen schreibt, dass unter dem neuen Teileigentümer Miklós Vaszily die Redaktion aufgelöst und die redaktionelle Arbeit komplett ausgelagert werden solle. Als Grund werden geschäftliche Erwägungen genannt. Vaszily, der seit Jahren für Medienunternehmen von Lőrinc Mészáros arbeitet, kaufte im März 50 Prozent der Anteile an der Indamedia Sales Kft. auf. Diese beschäftigt sich ausschließlich mit der Vermarktung der Werbeflächen auf index.hu.
Am 22. Juni berief Jurist Bodolai Chefredakteur Szabolcs Dull zu sich. Im Namen der Eigentümer teilte er ihm mit, dass er seinen Posten als Chefredakteur räumen müsse, da man ihn dafür verantwortlich mache, dass Geschäftsgeheimnisse an die Öffentlichkeit gelangt seien.
Das Mediennachrichtenportal media1.hu schrieb am 23. Juni, dass die MFA verpflichtet sei, die Profite der Index.hu Zrt. an die Inmedia Kft. weiterzuleiten, um ausstehende Schulden zu tilgen.
Der am selben Tag an die Stelle des bisherigen Geschäftsführers András Pusztay getretene Zsolt Ződi warf nach nur einer Woche das Handtuch. Während Pusztay mit den Vorgängen nicht einverstanden war und deswegen ging, begründet Ződi seinen Weggang damit, dass er sich im Vorfeld nicht über sein neues Aufgabenfeld und die finanzielle Situation der Firma im Klaren gewesen sei.
Index.hu veröffentlichte am 30. Juni eine weitere Stellungnahme mit dem Titel: „Wir haben keinen Geschäftsführer, wir wissen wenig.” Darin drängt die Redaktion erneut darauf, auch in Zukunft das machen zu dürfen, was sie am besten kann: Menschen informieren.
Linke und Rechte Medien. Könnte jemand aufzählen, welche Medien rechts und links sind? Hier in Deutschland hört in Öffentlich Rechtlichen TV, Radio, wofür man noch bezahlt, gar keine Regierungskritische Nachrichten oder Kommentare. Kohl war kritisiert, auch Schröder noch.
Die Private halten sie sich zurück. Das selbe gilt für Tageszeitungen und Wochenzeitschriften. FAZ und Zeit, Welt sind nicht widezuerkennen. TAZ und Co? Oder Süddeutsche?
Spiegel, Focus und Stern?
Meine Abos habe ich schon lange gekündigt.
Die ungarische Medienlandschaft viel mehr Kontroverse, als die Deutsche. Nepszabadsag wurde eingestellt, weil niemand lesen wollte. Die MSzP wollte nicht Mal für 1 € kaufen.