Das Ungarn-Bild in der deutschen Medienöffentlichkeit, Teil 1
Die Beharrungskraft der Vorurteile
Die Wurzeln dieser Vorwürfe reichen in die Anfangsjahre des politischen Umbruchs vor gut drei Jahrzehnten zurück.
Die Fußballweltmeisterschaft von 1954, die Sissi-Filme mit Elisabeth von Österreich-Ungarn in der historischen Hauptrolle, der Filmklassiker „Ich denke oft an Piroschka“ (1955), der Volksaufstand von 1956, der Gulaschkommunismus unter dem kommunistischen Parteichef Kádár und die Öffnung der westlichen Staatsgrenze 1989 waren Eckpfeiler der wohlwollenden oder gefälligen Beurteilung Ungarns in der deutschen Medienöffentlichkeit.
Der Meinungswandel nach dem politischen Umbruch 1990
Es ist ein eigenartiges Phänomen der jüngeren deutsch-ungarischen Beziehungsgeschichte, dass die wohlwollende Betrachtung Ungarns ausgerechnet zu dem Zeitpunkt erste Kratzer bekam, als das Land in die Demokratie aufbrach. Um 1990 tauchte ein neues Element im Ungarn-Bild der deutschen Publizistik auf: Die junge ungarische Demokratie geriet zunehmend unter Rechtfertigungsdruck.
Nachdem die erste frei gewählte Budapester Mitte-Rechts-Regierung von József Antall – und seines in gleicher Koalition ernannten Nachfolgers Péter Boross – wegen ihrer nationalbetonten Linienführung dauerhafte Kritik auf sich gezogen hatte, litt das Ansehen der 1994–1998 von Gyula Horn angeführten sozialistisch-liberalen Koalition unter wirtschaftlichen Misserfolgen sowie dem Misstrauen gegenüber dem Regierungsbündnis ehemaliger politischer Gegner, das ohne Koalitionszwang zustande gekommen war.
Das nationale Selbstverständnis der wieder rechtskonservativen Regierung während der ersten Amtszeit von Viktor Orbán 1998–2002 und die Geheimdienst-Vergangenheit des 2002 gewählten sozialistischen Ministerpräsidenten Péter Medgyessy sowie die wirtschaftliche und moralische Krise unter seinem Parteigenossen Ferenc Gyurcsány galten der politischen Publizistik in Deutschland als mehr oder minder schwerwiegende Verfehlungen. Ab der zweiten Jahreshälfte 2010 kamen erste Meldungen über den „Puszta-Putin“ Orbán und die „Orbánisierung“ Ungarns in Umlauf.
Kulturkampf im ungarisch-deutschen Spiegel
Im Hintergrund des Rechtfertigungsdruckes spielte sich der seit dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts traditionelle innerungarische Kulturkampf zwischen zwei geistigen Strömungen ab, die sich in ein linksliberal-rechtskonservatives Raster einfügen und in das konfliktbeladene jüdisch-christliche Verhältnis mit jeweils ausgeprägten Identitätsmerkmalen eingebettet sind. Im nachkommunistischen Ungarn führte dieser Kampf zu zwei folgenschweren Fremd- und somit auch Selbstzuordnungen: Nach der Linken könne national nicht auch liberal, nach der Rechten liberal nicht auch national sein.
Die deutsche Presse näherte sich dieser Problematik von einer Seite an. Nach der Jahrtausendwende druckte sie Äußerungen von Ágnes Heller, István Eörsi und György Konrád ab, aus denen ihre Leser den Eindruck gewinnen mussten, dass in Ungarn „liberal“ für die ungarische Rechte auch „jüdisch“ bezeichne, so dass diese Etikettierung des Liberalismus antisemitische Vorurteile kodiere. Ein Blick auf die innerungarische Streitkultur des frühen Systemwandels hilft, diese eigentümliche Auffassung nachzuvollziehen.
Die Regierung unter József Antall hatte ihr Amt 1990 mit dem Anspruch angetreten, von den historischen Mustern ungarischer Politik-, Gesellschafts- und Kulturkonzepte den an individueller Freiheit und nationaler Souveränität orientierten Nationalliberalismus als christlich-demokratisches Konzept einzubürgern und zu popularisieren. Diesem rechtskonservativen Wunschprogramm ist der Liberalismus im Verlauf der im Kulturkampf ideologisch schwer belasteten innenpolitischen Auseinandersetzungen nach und nach abhandengekommen.
Ein entscheidender Beschleunigungsfaktor war dabei, dass jene ungarische Elite, aus der sich im jungen Mehrparteiensystem die Linke aufstellte, einen Alleinvertretungsanspruch auf den Liberalismus anmeldete. Zugleich lehnte sie den nationalen Gedanken nicht nur für sich selbst ab, sondern warf dessen Verfechtern Rückwärtsgewandtheit vor und sprach ihnen die Demokratietauglichkeit ab. Im Gegenzug wurde ihr vorgeworfen, anational, ja sogar antinational zu sein. Die Wurzeln des in der regierungsamtlichen Kommunikation begrifflich erst 2014 aufgetauchten „Illiberalismus“ reichen in jene Phase zurück.
Urbanisten und Populisten
Für das mediale Bild Ungarns in Deutschland war es von positiver Bedeutung, dass neben Heller, Eörsi und Konrád auch weitere international namhafte Autoren wie Péter Esterházy, Imre Kertész und Péter Nádas während der Amtszeit des ersten Orbán-Kabinetts 1998–2002 eine hohe Beliebtheit in der deutschen Öffentlichkeit erlangten.
Damit wurde die deutsche Kulturszene und politische Presseöffentlichkeit aber mit dem brisanten Zerwürfnis zwischen Urbanisten und Populisten konfrontiert. Diesen Gruppierungen schrieb Eörsi im Jahr des Beitritts Ungarns zur Europäischen Union folgende Grundeigenschaften zu: „Die Urbanisten – unter ihnen viele jüdischer Herkunft – waren Kinder der städtischen Kultur, meistens westlich und weltlich orientiert, die Populisten dagegen betrachteten das Bauerntum als das wertvollste, unverdorbene Element der Nation und eine modernisierte bäuerliche Lebensform als einzige lebensrettende Perspektive des Ungarntums.“
2004, als diese Zeilen in einer Berliner Tageszeitung erschienen, war die Budapester Regierungsmacht linksliberal, somit in der tradierten Logik urbanistisch orientiert. Dennoch setzte sich in der deutschen Presse schon in jenen Jahren der Vorwurf des Antisemitismus und eines ungeklärten Verhältnisses zu den dunklen Kapiteln der Geschichte Ungarns, allgemein der Fremdenfeindlichkeit an Teile der ungarischen Politik, Gesellschaft und Kultur fest.
„Es ist ein eigenartiges Phänomen der jüngeren deutsch-ungarischen Beziehungsgeschichte, dass die wohlwollende Betrachtung Ungarns ausgerechnet zu dem Zeitpunkt erste Kratzer bekam, als das Land in die Demokratie aufbrach.“
Einen Meilenstein setzte dazu die im gleichen Jahr erfolgte Auszeichnung von Günter Grass mit dem Literaturpreis der Stadt Budapest. Nach der Festansprache von György Konrád beklagte Grass einen in Ungarn verbreiteten Antisemitismus und rief das Land zu einer Vergangenheitsbewältigung auf, wie sie in Deutschland betrieben werde. Der deutsche Literaturnobelpreisträger selbst raffte sich erst zwei Jahre später dazu auf, seine eigene Mitgliedschaft in der Waffen-SS, die er seine Karriere hindurch verschwiegen hatte, öffentlich zuzugeben. Er verstarb 2015 in höchsten Ehren, der Vorwurf des Antisemitismus gegenüber weiten Teilen der ungarischen Gesellschaft aber blieb nicht nur im Raum stehen, sondern wurde zum substanziellen Element des Ungarn-Bilds in Deutschland.
Die Voraussage des Abweges ungarischer Demokratie
Die ungarische Parlamentswahl vom 11. und 25. April 2010 lief noch, als György Konrád in der NZZ vom 16. April 2010 mit dem voraussichtlichen rechtskonservativen Sieger den „Geist des Neofaschismus“ aufsteigen sah. Schon im Herbst 2009 hatte der Publizist und politische Kommentator Paul Lendvai aus Wien die deutschsprachige Medienöffentlichkeit mit der Mitteilung über eine bedrohliche Lage der Juden in Ungarn beunruhigt. Die Anzahl der Nachrichten über einen im Land anschwellenden Antisemitismus stieg in einer Zeit an, als sich die Kräfteverhältnisse im Budapester Parlament zu Lasten der von 2002 bis 2010 regierenden Linken veränderten.
Fünf Tage nach dem zweiten Wahlgang waren weder die personelle Zusammensetzung noch das Programm der neuen Regierung bekannt. Doch die SZ visionierte bereits, wie von Konrád prophezeit, einen Rechtsrutsch, in dessen gravierendster Folge die unbewältigte Vergangenheit Ungarns wiederaufleben würde. Zwei Tage bevor die neuen Kabinettsmitglieder in Budapest am 29. Mai 2010 ihre Ernennungsurkunde erhielten, verstieg sich das Blatt zur Voraussage, dass die Orbán-Regierung auf die Allmacht im Staat zustreben werde. Die Redaktion ließ zum Nachdruck Konrád mit der Warnung vor einer neuen Diktatur in Ostmitteleuropa zu Wort kommen. Die Botschaft von einem in Ungarn drohenden diktatorischen Nationalismus sandten wenige Monate nach dem Budapester Regierungswechsel auch die bekannten Musiker Ádám und Iván Fischer.
Das kultur- und systemkritische Bild vom fremdenfeindlichen Autoritarismus in „Orbánistan“
Die Voraussage vom Frühjahr 2010 ist dann für eine Vielzahl, ja für die Mehrheit der deutschen politischen Publizisten wahr geworden. Es wurde zum Brauch, den Vorwurf des in Ungarn neugeborenen Nationalismus mit dem Adjektiv völkisch aus dem Vokabular des rassistischen Konzepts zu untermauern. Es bildeten sich zwei Arten der Interpretation des schon seit 2011 als „Orbanokratie“ bezeichneten Systems heraus.
Die Kulturkritik befand, dass der neue Nationalismus im „ungarischen Selbstverständnis“ verwurzelt sei, insofern – so eine in der SZ wiederkehrende Stimme – von der Regierung nicht erfunden, sondern vielmehr instrumentalisiert werde. Nach 2012 häuften sich solche journalistischen Äußerungen, und zwar nicht selten auf die Bevölkerung gemünzt. Im geistigen Umfeld der rechtskonservativen Regierung schien der aus altem Revisionismus genährte neue Nationalismus von Großungarn zu träumen und Leidenschaften gegen Minderheiten, in erster Linie gegen Juden und Roma, zu fördern oder zumindest zu dulden.
Die Systemkritik hat sich wiederum in enger Wechselwirkung mit der Kulturkritik ihre Bahn geschlagen. In einem beredten Fall berichtete die SZ 2012 über eine Tagung der Darmstädter Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, auf der es hieß, dass in Ungarn mit der Einschränkung der Meinungsfreiheit eine „antisemitische Hetze“ einhergehe. Bis zum Ausbruch der Flüchtlings- und Migrantenkrise waren zwei Maßnahmen der ungarischen Regierung in den deutschen Medien besonders umstritten.
Das Mediengesetz von 2011 wurde als Kampfmittel zur Einschränkung und Überwachung der Meinungsfreiheit ausgelegt. Das im gleichen Jahr verabschiedete Grundgesetz soll die republikanische Staatsform aufgehoben haben und in die demokratische Rechtsstaatlichkeit zumindest eingreifen, überdies einem Ethnonationalismus der Magyaren Tür und Tor öffnen; außerdem verkünde es das veraltete Familienmodell Mann-Frau-Kind. Schließlich zeige der 2014 eingeführte Begriff „Illiberalismus“ die Entschlossenheit von Orbán, das Illiberale über die Wirtschaftsordnung hinaus auf den Grundwert der Freiheit zu beziehen und damit die Demokratie zu beschädigen, womöglich sogar zu beseitigen.
Suboptimale Kommunikation der ungarischen Regierung
Die Kommunikationspolitik der ungarischen Regierung begann in mehreren umstrittenen Fällen erst dann zu handeln, als der fragliche Gegenstand bereits dem Rahmen sachbezogener Auseinandersetzung entzogen worden war. So geschah es mit dem Notstandsgesetz 2016, das die Budapester Verantwortlichen in der deutschen Presse im Nachhinein mit der Klarstellung ins richtige Licht rückten, dass das Budgetgesetz sehr wohl untersage, am Parlament vorbei zu regieren. Davor hatten die SZ und die FAZ sachlich falsch behauptet, dass die ungarische Regierung für ihre Haushaltspolitik fortan keine Rechenschaft vor dem Gesetzgeber abzulegen brauche.
Ein anderes Beispiel ist die im Herbst 2014 beabsichtigte Internetsteuer, deren Inhalt und Ziel Budapest nach Straßenprotesten öffentlich zu erläutern begann, um dann die Maßnahme zu einem Zeitpunkt versanden zu lassen, als Kommentatoren in Deutschland schon über einen Angriff auf die Meinungsfreiheit in Ungarn schrieben.
In der Entschlossenheit zur finalen Anklage gegen das Land Ungarn führten die kultur- und systemkritische Argumentation die negativen Ergebnisse zum geballten Verdikt zusammen, das hauptsächlich das politische System Ungarns an den Pranger stellte. Zwei allgemeine Merkmale der journalistischen Rundumschläge waren die Personifizierung des Übels in der Gestalt eines einzigen Mannes, nämlich Viktor Orbáns, und die Vernetzung einzelner Ausdrucksformen eben jenes Übels. Für die Kennzeichnung der Stellung des ungarischen Regierungschefs wurde auch der in deutscher Sprachform diskreditierende Begriff „Führerdemokratie“ verwendet. Ähnlich unsäglich musste gerade in deutschen Ohren „Fidesz über alles“, der Titel eines Artikels über die Partei Orbáns klingen, der aus Anlass der Verabschiedung der neuen Verfassung Ungarns 2011 in der WELT erschienen war.
Verrisswelle im Zuge der Flüchtlings- und Migrantenkrise
Die im Spätsommer 2015 eskalierte Flüchtlings- und Migrantenkrise verstärkte die Neigung der deutschen Journalistenzunft, Ungarn mit Antisemitismus-, Antiziganismus-, Nationalismus- und Rassismus-Vorwürfen zu überhäufen. Viktor Orbán stellte am 3. September 2015 den Standpunkt seiner Regierung in einem Gastbeitrag für die FAZ unter dem Titel „Wer überrannt wird, kann nicht aufnehmen“ dar. Es sollte sich als verhängnisvoll erweisen, dass aus dieser zusammengesetzten Titelzeile in den allermeisten Fällen nur der zweite Teil nachvollzogen wurde.
In der Meinungsformung vor Millionen Zuschauern tat sich auch die ARD mit einer Talk-Show hervor, deren Moderatorin es fertigbrachte, in ihrer Sendung am 16. September 2015 und, ein Jahr später, am 2. Oktober 2016 ungarischen Regierungsvertretern nicht nur dieselbe Frage zu stellen – „Warum wollen Sie nicht mehr Muslime in Ihrem Land haben?“–, sondern dabei die entscheidende Zusatzfrage „Warum wollen die Muslime nicht in Ungarn bleiben?“ auszusparen. So brachte sie sich beim zweiten Mal in die Lage, einen denkbar knappen Dialog zu inszenieren, den sie selbst wie folgt einführte: „Heißt das, dass Ungarn fremdenfeindlich ist?“ Die Antwort der in die Sendung mit eingeladenen Autorin der SZ lautete: „Ja.“
Das Münchener Blatt verbreitete ab September 2015 gern die These von der „nationalistischen Abschottung“ Ungarns. Immerhin vermerkte es im September 2016, dass der Wiener EU-Flüchtlingsgipfel der Regierungschefs Budapests Auffassung gewürdigt habe, wonach der Schutz der ungarischen Staatsgrenze im Süden – somit der Außengrenze der EU – Österreich und Deutschland einen Dienst erweise.
Doch die Hoffnung auf eine Entschärfung der Konfrontation im Zeichen dieser „flexiblen“, also nach länderspezifischen Voraussetzungen bemessenen „Solidarität“, erhielt einen Dämpfer, nachdem in Ungarn am 2. Oktober 2016 das Referendum über die Frage der Niederlassung von nichtungarischen Staatsangehörigen mit oder ohne Zustimmung des ungarischen Parlaments abgehalten worden war.
Der Volksentscheid erbrachte 98,36 Prozent der Stimmen gegen eine Niederlassung ohne Zustimmung der Budapester Gesetzgebung, also für die Politik Orbáns. In der linksliberalen deutschen Presse wurde er deswegen als Aufruf „gegen Europa und für den Nationalismus“ verschrien. Das demokratische Instrument der Volksbefragung schwächte die Kritik an der Orbán-Regierung nicht etwa ab, sondern befeuerte sie neu.
Die Annäherung der Standpunkte in der Problematik der illegalen Zuwanderungen hinterließ in der journalistischen Interpretationskultur keine wohltuenden Spuren. Erkennbar wurde dafür der tiefere Sinn des Ungarn übergestülpten Vorwurfsnetzes. Das übliche Narrativ in der SZ bestätigte sich selbst, indem es dem seit Jahren entlarvten Antisemitismus die Islamfeindlichkeit hinzugesellte. Selbst wenn die ungarische Regierung in der Flüchtlings- und Migrantenpolitik richtig gehandelt haben sollte, lautete fortan die übliche Auslegung, bleibe sie fremden- und demokratiefeindlich, somit eine Gefahr für Europa. Die Pressemitteilung zu dem im Oktober 2016 verlegten Werk von Paul Lendvai über „Orbáns Ungarn“ ist auf der Webseite des Autors noch heute zugänglich. Darin heißt es: „Ungarn ist zu einem Fremdkörper im demokratischen Europa geworden.“
Der Autor ist Historiker und Politologe. Er ist Direktor des Ungarischen Instituts und der studienbegleitenden Zusatzausbildung „Hungaricum“ der Universität Regensburg. Seit drei Jahrzehnten beschäftigt er sich unter anderem mit dem „Ungarn-Bild in Deutschland“.
Lesen Sie im kommenden BZ Magazin den zweiten und letzten Teil dieses Aufsatzes, der den Zeitraum bis in die Gegenwart untersucht und mögliche Chancen für eine Versachlichung der Ungarn-Behandlung bewertet.
Die heutige Stimmungslage noch immer auf die Flüchtlings- und Migrationsfrage reduzieren zu wollen, ist ein Fehler, denn dies blendet viele andere Faktoren aus. Die EU-kritische Plakatierung der ungarischen Regierung. Die Weigerung sich auch nur symbolisch solidarisch zu zeigen, wenn es um die Verteilung von Flüchtlingen ging. Die z.T. recht kritische Ausnutzung der verfassungsändernden Parlamentsmehrheit. Die für einen Staat eigentlich nicht angemessene Fehde mit einem Privatmann. Man könnte noch weitere Punkte aufführen, die letztlich Gräben aushoben, statt sie zu schließen. Sich als heldenhaften Kämpfer gegen die geblendete und feindseelige Mehrheit zu inszinieren, ist dann am Ende auch nicht hilfreich. Das eigene Geschichtsbild: Beim Besuch des “Haus des Terrors” in Budapest fällt auf, dass die Schuld immer bei fremden Mächten, aber nicht auch bei den Ungarn gesehen wird. Andererseits feiern die Ungarn Stolz ihre Befreiungskämpfe. Dies kann man auch als Widerspruch wahrnehmen – zumal in Deutschland, wo man die eigene Schuld selbstkritisch aufzuarbeiten versucht. Die DDR war Teil der Sowjetunion und somit auch die Deutschen. Daher lässt sich die Schuld auch nicht einfach trennen und allein auf andere übertragen. In der DDR gab es nicht nur den KGB, sondern eben vor allem die deutsche Stasi.
“Die heutige Stimmungslage noch immer auf die Flüchtlings- und Migrationsfrage reduzieren zu wollen, ist ein Fehler, denn dies blendet viele andere Faktoren aus.”
Ihr Geschwurbel können Sie sich schenken. Wer reduziert denn die Stimmungslage auf die Migrationsfrage? Sie ist eine von vielen! Und dann schwurbeln sie noch von der DDR, statt sich zum Thema des angeblichen Antisemitismus in Ungarn zu äußern.
“Die für einen Staat eigentlich nicht angemessene Fehde mit einem Privatmann.” Da werden Sie vor alllem in D fündig, wo man an Bürokratie mit Abgaben, Steuern, Vorschriften ideologischer Propaganda und jetzt auch mit Berufsverboten erstickt.
“Geschwurbel” – dies ist der Ton, der ein entsprechendes Echo provoziert, über den dann immer geklagt wird. Sie mögen sich solch eines Tones bedienen können, eine Regierung sollte jedoch diplomatischer sein. Es wird in diesem Artikel und eben auch immer wieder von der ungarischen Regierung hervorgehoben, es ging noch immer um die Aufnahme von Flüchtlingen. Faktisch ist die Anzahl der Menschen, die Ungarn aufnehmen sollte, verhältnismäßig belanglos. Mittlerweile ist dieses Thema in den deutschen Medien kaum mehr existent. Sofern Sie zudem nicht verstanden haben, welche Fehde ich angedeutet hatte, werde ich eben etwas konkreter: Regierungsgesteuerte Plakataktionen gegen Herrn Soros irritieren ebenso, wie solche gegen die EU. Dies kommt ihrem “Geschwrubel” gleich und ruft entsprechende Reaktionen hervor, die dann letztlich zu Konfrontationen eskalieren, welche in der beklagten medialen Darstellung in Deutschland und eben auch der Entfremdung der Fidesz mit der EVP führt. Dabei setzt sich vor allem die Fidesz selbst immer mit Ungarn gleich und erzeugt den Eindruck, die Kritik richte sich gegen alle Ungarn und nicht nur gegen die Regierungspartei. Eben auch, weil – wie auch in diesem Artikel – ein vermeindlicher historischer Hintergrund konstruiert wird. Es ist nicht lange her, da hatte die deutsche Regierung sich mit einer Plakataktion bei den Ungarn für ihre Rolle bei der deutschen Wiedervereinigung bedankt.
“Sie mögen sich solch eines Tones bedienen können, eine Regierung sollte jedoch diplomatischer sein.”
Ha, sind Sie also vom deutschen Regime bezahlt – wusst ich,s doch!
Das Plakat mit Soros und Juncker war am besten! Übrigens ist solche von Klaus Staeck inspirierte Plakatkunst harmlos gegenüber den Behauptungen und Unterstellungen, die Zsolt K. Lengyel hier akribisch vorträgt. Sie mögen sich nicht dazu äußern? Gut. Aber “Geschwurbel” ist noch freundlich ausgedrückt.
Und nun erwarten Sie wohl eine Antwort nach dem Motto: Wie man in den Wald ruft, so schallt es zurück. Nur um sich dann als den Angegriffen und Verteidiger darstellen zu können. Und natürlich bin ich nur eine Marionette einer üblen Verschwörung. Außerdem sind andere viel schlimmer, was alles rechtfertigt. Dies ist aber eben leider die Mixtur, die zu Frontenbildung führt. Hätte Orban sich auf die Erfolge seiner Politik verlassen und diese hervorgehoben, statt immer einen konfrontativen Kurs zu fahren, wäre sein Fidesz nun nicht in der isolierten Situation und die Stimmung in Deutschland gegenüber Ungarn besser. Ich bin zwar kein Anhänger der Orban Regierung – wie ich auch kein Anhänger der deutschen Regierung bin – aber ich sehe durchaus auch die Erfolge von Orbans Politik. Und ich sehe die Verbundenheit von Ungarn und Deutschland im Alltagsleben und der realen Politik – jenseits von Feindbildern, Verteidigungsrethorik, ideologischen Grabenkämpfen und Verschwörungstheorien.
In Deutschland wurden reihenweise gültige Gesetze gebrochen. Die 75 Prozent linke( offizielle Angabe) assistieren dabei. Also; Deutschland ist nicht in der Lage Ungarn oder sonst jemand anzugreifen. Es gilt für Politiker und Journalisten. Punkt.
Als Kontrolle der Exekutive und Legislative gibt es daher ja auch die Judikative – und die 4.Gewalt: die Medien. Die Unabhängigkeit ist dabei fundamenatele Voraussetzung. Gesetze, die die Legislative erlässt, werden in einem Rechtsstaat von der Judikativen geprüft. Ebenso ist es mit Maßnahmen der Exekutive. So funktioniert ein Rechtsstaat. Polen und Ungarn wird vorgeworfen, diese Machtbalance und somit den Rechtsstaat zu beschädigen. Es ist dann eben die Frage, wie die Polen und Ungarn mit diesen Vorwürfen umgehen. Man kann solche Vorwürfe auch als konstruktive Kritik verstehen. Übrigens: Es gibt keine 75% Linke in Deutschland. Davon reden nur die ausgegrenzten Rechtsaußen, aus deren Perspektive eben 90% links von ihnen stehen. Die AfD dümpelt bei 10% herum.
Orbáns Nostalgie (Deutsche Welle)
Hier wieder son Mist, ganz nach dem Geschmack von Hatzig; diesmal war der Budaer Städtebau dran, eine einziges Fake-News Propaganda-Filmchen der DW , in dem ausgerechnet die Nachfahren der mörderischen Besatzer von 44 ne dicke blöde Lippe riskieren und die Tatsachen komplett auf den Kopf stellen. Es wird der Eindruck erschlichen, Orbán wolle die Verhältnisse von 1944 wieder herstellen, so die bekloppten Deutschen von der Welle – und das, obwohl die Gebäude nix mit 44 zu tun haben und viel älter sind! Angeblich hat sich die Deutsche Welle nun entschuldigt für den eigenen Dreck, der ja nur so ein einzelnes kleines Beispielchen ist. Eine echte Entschuldigung macht man aber öffentlich! Wieder ein Beweis dafür, dass die Gyurcsányesen in deutschen Buden die Geschichten erzählen, die dann die diktatorischen deutschen Staatsmedien bringen!
https://index.hu/belfold/2021/03/16/deutsche-welle-naci-lejarato-film-budai-var/?fbclid=IwAR1MxQlazKwBG80u3V_P4GpkM1QY0axcCzdfqVoVN-rzPptLzVLTVhX3B_U
Hier kommen Kritiker zu Wort. Was ist daran nun so schrecklich? Entschuldigt hat sich die DW nur dafür, dass der falsche Eindruck entstehen konnte, Nazi-Deutschland sei nicht verantwortlich für die Verschleppung und Ermordung ungarischer Juden. Die Aussagen, die die Umgestaltungsmaßnahmen betreffen, sind etwas, mit dem man in einer Demokratie schlicht umgehen muss. Es gab auch in ausländischen Medien sehr kritische Kommentare zur deutschen Bundesregierung und deren schlechte Impfpolitik gerade jetzt nach den Landtagswahlen am Sonntag. Gut. Diese kritische Sicht von Außen ist hilfreich. Es gibt auch reichlich Berichte in deutschen Medien wie diesen hier, in denen Kritiker zu deutschen Bauprojekten zu Wort kommen. Diplomatisch wäre es gewesen, wenn Sie im Sinne ausgewogener Berichterstattung von der DW auch einen Beitrag zur Sichtweise der Befürworter erbeten hätten, statt entrüstet und aggressiv zu reagieren. Jemanden vor den Kopf zu stoßen, führt sicherlich nicht zu einer positiven Berichterstattung. Der Umgang mit Kritik und Opposition scheint mir der Grund, weshalb sich die ungarische Regierung mehr Feinde als Freunde macht. Die Ungarn, die ich kenne, sind hierbei doch auch viel gelassener.
Hie der eine Info aus der BZ 17.032021. Herr Hatzig glaubt noch immer, das ganze wäre nur ein kleiner Ausrutscher. Nein, so gehen deutsche Staats- und Mainsteammedien aus dem ehemaligen Nazideutschland seit 2010 vor. “Diese kritische Sicht von Außen ist hilfreich.”
Mit kritischer Sicht hat das Null zu tun, wenn die überwiegende Zahl deutscher Berichte über Ungarn aus Fakes und Unterstellungen bestehen. Deutsche können in der Mehrzahl einfach nicht ertragen, dass es andere Meinungen zu Migration und Gesellschaft gibt.
Deutsche Welle
Entschuldigung für Reportage Die Deutsche Welle (DW) habe sich für
ihren Propagandafilm über die Sanierungsarbeiten in der Budaer Burg entschuldigt, informierte ein Einwohnerverein die Tageszeitung „Magyar Nemzet“. Der
Film suggeriere, die Sanierungsarbeiten in der Budaer Burg und am Kossuth tér
seien der Beweis für extremen Nationalismus, und will eine Parallele zwischen
der Gegenwart und den letzten Tagen des Horthy-Regimes ziehen.
Die Ungarische Nationale Medienunion protestierte zuvor gegen den im Programm „Fokus Europa“ gezeigten Film. Danach stellte sich ziemlich schnell
heraus, dass DW Erklärungen von Personen im Film manipulierte. So wurden dem früheren MTI-Mitarbeiter Tamás Wágner Sätze in den Mund gelegt, die er nie gesagt hat. Die Worte
Wágners wurden auf Deutsch synchronisiert, so dass die Originalaussage
auf Ungarisch oft nicht zu hören ist. Zudem wurde mit der Erklärung einer
Frau, die an einem Holocaust-Syndrom leidet, versucht, den Anschein zu
erwecken, dass es auch im heutigen Ungarn Judenverfolgung gibt. Der Einwohnerverein hatte sich in einem Brief an die Deutsche Welle gewandt, weil man die Reportage als empörend befand.DW-Sprecher Christoph Jumpelt erklärte,
es sei nicht beabsichtigt gewesen, historische Zusammenhänge zu verfälschen.
Man entschuldige sich, wenn die Reportage den Eindruck der Einseitigkeit erweckt habe.
Die Entschuldigung betraf nur den möglichen falschen Eindruck, Deutschland sei nicht für die Verfolgung und Ermordung von Juden verantwortlich gewesen. Dass es auch in Ungarn willige Mittäter gab, sollte sich Ungarn aber eben auch eingestehen – dies gehört zur geschichtlichen Aufarbeitung. Diese Form agressiver Retorik, der Sie sich bedienen, ist einer der Hauptgründe, weshalb Ungarn in anderen Ländern so negativ wahrgenommen wird. Es mag zwar nach innen für eine Regierung machtfestigend wirklich, aber führt das Land eben außenpolitisch in die Isolation, wie sich aktuell leider zeigt. Ich finde es sehr bedauerlich, dass Orban und Fidesz glauben, sich dieser Retorik bedienen zu müssen, um die Macht zu sichern. In den letzten Jahren lief es für Ungarn wirtschaftlich doch sehr gut. Weshalb hebt die Regierung nicht dies hervor und bedient sich einer positiven Retorik? Warum reagieren Orban und Fidesz nicht mit Argument auf Kritiker, statt mit Anfeindungen und Verfassungsänderungen? Wie würde wohl die ungarische Regierung auf Proteste reagieren, wie wir sie in Stuttgart zum großen Bauprojekt um den Hauptbahnhof erlebt hatten? Damals gab es unzählige Reportagen wie diese der DW.
Über Ungarn zu beurteilen – über Deutschland zu beurteilen ist unerlässlich die die bei de Sprache zu sprechen, in beiden Ländern Freunde zu haben, Zeitungen aus beiden Ländern zu lesen und ja, am Ort und Stelle mehrere Monaten zu leben. Nicht als Tourist und nicht als Delegationsmitglied. Eine Berichterstattung, wobei NUR Regierung freundliche oder Regierung feindliche Menschen gefragt werden, bringt nichts. ich glaube kaum, dass es in Europa noch ei zweites Land gibt, wohin in seiner mehr als tausendjährige Geschichte mehr Völkerschaften eingewandert gewesen wären, als in Ungarn. Schon beider Landnahme hier lebende Völker sind in das christliche Stephansland integriert. Dann folgten ständig mehr. Die christliche, katholische oder protestantische Menschen haben ihr zuhause gefunden und in die Mehrheitsbevölkerung sich integriert, ja, sogar aufgegangen. Also, ein bessere Zeuge, als die Geschichte braucht Ungarn nicht haben, um die Fremdenfeindlichkeit zu widerlegen. Es stimmt, dass die Bürger in Ungarn die Menschen aus den nicht christlichen Ländern für das Miteinander ablehnen. Es ist legal. Das Leben zeigte in der Geschichte, dass die moslemische und christliche Kultur einander ausschließen. Es zeig auch jetzt, wenn man die Christenverfolgung in den moslemischen Ländern anschaut und die Paralellgesellschaften, Scharia und die tagtägliche Gewaltdelikte in Westeuropa.
Australien und die USA dürften wohl weit vor Ungarn liegen, was Zuwanderung betrifft. Die Geschichte zu bemühen, um die Gegenwart zu beleuchten, taugt wenig. Da müsste man z.B. auch die Frage stellen, was die Sprache über die Herkunft eines Volkes aussagt. Ungarisch gehört zur uralischen Sprachfamilie. Und was sagt uns dies nun über das heutige Ungarn aus?
Was sagt die Geschichte über die heutige deutsche Fremdenfeindlichtkeit aus? Dies ergibt ein ziemlich widersprüchliches Bild.
Mit meinen muslimischen Nachbarn komme ich übrigens in Deutschland sehr gut zurecht. Anders als so manche Gläubigen christlicher Religionen, wollen sie mich nicht bekehren.
Und wenn man schon die Geschichte bemühen möchte, sei an den Dreißigjährigen Krieg erinnert.
Parallelgesellschaften ergeben sich aus mangelnder Offenheit zur Integration von Minderheiten – damit hat auch Ungarn Probleme.
Herr Hatzig, in Europa sind auch die Atheisten Christen, war Kultur und Sitten angeht. Vielleicht in Deutschland nicht mehr. Wenn ich alle christliche Kunst, Musik, Gebäude, Klosterarbeit, Erfindungen durch Mönche und Schwester in Europa wegdenke, wenn ich die Lehre aus dem Berg-Predigt ( empfehlenswert, auch, wenn Sie Atheist sind), wegdenke, die katholische Soziallehre – dann bleibt ein Wüste. Geistige und Mentale.
Sonst: Sie machen, wie immer ein Denk-Durcheinander.
Wo finden Sie denn christliche Kultur im Internet? Was den Westen heute prägt sind nicht die christliche Religion, sondern gemeinsame universelle Werte. Dazu gehört eben auch, dass man Schwachen, Bedürftigen und Verfolgten hilft. Es finden sich auch in der christlichen Lehre hierzu Entsprechungen. Gemeinsame Werte finden Sie übrigens auch in der Grundrechtecharta der EU. Was westliche Länder wie Ungarn und Deutschland ausmacht, sind diese gemeinsamen Werte und demokratischen Freiheiten. Diese haben wir auch mit den Japanern gemein. Was Traditionen betrifft, so unterscheiden sich schon Bayern und Niedersachsen erheblich voneinander. Und obwohl Bayern und Niedersachsen Teil eines föderalen Staat mit einer Bundesregierung sind, haben sie ihre Traditionen bewahrt. Und dies, obwohl sie einen Teil ihrer staatlichen Souveränität abgegeben haben. Als Teil der EU muss ein Mitgliedsstaat dazu eben auch bereit sein, einen Teil der nationalen Souveränität zum Nutzen aller in der Union abzugeben. Und er muss sich auch als Teil dieser Union verstehen, was es dann auch erforderlich machen kann, solidarisch und gemeinsam Bürden auf sich zu nehmen.