Der Bauxitabbau im nahegelegenen Bergwerk Nyirád hätte in den 1980er Jahren fast zum Ende des einzigartigen Warmwassersees von Hévíz geführt. Foto: BZ / Peter Wolf

Zum Gedenken an Dr. med. Zoltán Balogh (1934-2022)

Der Retter des Sees von Hévíz

Vor einem Jahr verstarb Dr. med. Zoltán Balogh, der mit seinem mutigen Einsatz die Thermalbäder in Transdanubien rettete.

Zoltán Balogh wurde am 8. Mai 1934 in Barabásszeg, Komitat Zala, in einer Bauernfamilie geboren. Er wuchs in einem bescheidenen Elternhaus auf. Er besuchte das Gymnasium von Pannonhalma, wo sich das älteste Benediktiner-Kloster Ungarns befindet. Dort blieb er noch Jahrzehnte später als ein hervorragender Schüler in Erinnerung, der sich für alles interessierte und alles wissen wollte.

Das Lebenswerk von Dr. med. Zoltán Balogh darf nicht vergessen werden! Foto: YouTube / Hévízi Televízió

Leichtathlet, Revolutionär und Arzt

Nach der Matura studierte er in Pécs Medizin und war während seiner Studienzeit ein hervorragender Leichtathlet für den Sportklub der Universität Pécs. 1956 unterstützte er in Pécs die ungarische Revolution. Für dieses Engagement wurde er später vom Weltverband der ungarischen Freiheitskämpfer von 1956 in England mit der Medaille „Pro Patria et Libertate“ ausgezeichnet.

Ab 1960 war er Assistenzarzt und später Lehrbeauftragter an der Klinik für Innere Medizin Nr. II der Universität Pécs und eine der rechten Hände des damaligen Klinikdirektors Professor Artúr Hámori. Studenten und Ärzte in Ausbildung schätzten ihn als einen strengen, aber fairen Lehrer. Er qualifizierte sich 1965 in Labormedizin, 1967 in Innerer Medizin und 1971 in Rheumatologie und Physiotherapie.

Innovativer Rheumatologe

Ein weiterer Meilenstein in seinem Leben war der Badeort Harkány in Südungarn, wo er von 1971 bis 1976 als Direktor des Kurkrankenhauses arbeitete und dort das so genannte Baranya-Modell einführte, die Organisation direkter Verbindungen zwischen den Fachambulanzen für Rheumatologie und dem Kurkrankenhaus Harkány.

Er beschäftigte sich auch mit dem einzigartigen Schwefelgehalt des Wassers in Harkány und veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Artikel darüber. Sándor Bozsóky, Generaldirektor des Nationalen Instituts für Rheumatologie und Physiotherapie (ORFI) in Budapest, sah in dem von Balogh eingeführten System die Zukunft der Rheumatologie und ihrer effektiven Anwendung.

Er beauftragte Balogh, der Mitte September 1967 stellvertretender Generaldirektor des ORFI und Chefarzt der rheumatologischen Abteilung „D“ geworden war, mit dem Aufbau eines nationalen Netzes der rheumatologischen Abteilungen. Dabei leistete er einen unschätzbaren Beitrag bei der Förderung dieses Netzes durch das Landesinstitut für Rheumatologie und Physiotherapie in Budapest und hinsichtlich der regionalen Zusammenarbeit bei der Überweisung zwischen den Ambulanzen und Fachkliniken.

In dieser Zeit hatte sich Balogh für das Fach Rheumatologie habilitiert und wurde Privatdozent. Außerdem unterstützte er intensiv die morphologische und immunologische Forschung am ORFI. Der Autor dieses Artikels konnte dank seiner Hilfe und der von Professor Dezső Tanka von 1974 bis 1980 jedes Jahr am Anatomischen Institut von Professor Günther Geyer an der Friedrich Schiller Universität Jena wissenschaftlich arbeiten und dabei u.a. einen Beitrag für die Polarisationsmikroskopie (Makovitzky, 1984) leisten.

Hévízer Jahre

Nach zwei Jahrzehnten am ORFI stellte sich Zoltán Balogh einer neuen Herausforderung: Am 1. März 1987 wurde er Ministerialbeauftragter und später Generaldirektor des Staatlichen Krankenhauses in Hévíz.

Hintergrund war der Brand des zentralen historischen Gebäudekomplexes des Seebades in Hévíz, Anfang März 1986. Balogh wurde mit dessen Wiederaufbau betraut. Dabei stieß er auf die Tatsache, dass die Wasserausbeute des Hévízer Sees seit den 1970er Jahren durch die großflächige Entnahme von Karstwasser im Zusammenhang mit dem Bauxitabbau im nahegelegenen Bergwerk Nyirád rapide abgenommen hatte. Das gefährdete nicht nur den See in Hévíz, sondern sogar die Thermalquellen in Budapest und einen großen Teil der Trinkwasserbasis von Transdanubien. Der Karstwasserspiegel in den Gruben von Nyirád sank so stark, dass der Quellzufluss des Sees in Hévíz stark gesunken war.

Statt des ursprünglichen Drucks von 110 Metern wurde der See 1983 nur noch durch den Druck einer vier Meter hohen Karstwassersäule am Leben gehalten. Würde der Karstwasserspiegel unter das Niveau des Quellzuflusses sinken, würde schließlich durch die entstehende Sogwirkung das Wasser praktisch aus dem See gesaugt werden. In der Vergangenheit haben ähnliche Ursachen bereits zum Versiegen der Thermalquellen in Esztergom, Tata und dem nahe gelegenen Tapolca geführt.

Auf Grund der ernsten Situation weigerte sich Balogh, ein Dokument bezüglich der Erweiterung des Bergwerks von Nyirád zu unterzeichnen und verhinderte damit das Todesurteil für die Thermalbäder in Transdanubien. 1994 ordnete er schließlich die sofortige Schließung des Bergwerks Nyirád an. In Anerkennung seiner Arbeit zur Rettung des Sees in Hévíz wurde er später mit der Medaille „Pro urbe Hévíz“ ausgezeichnet.

Aktiv bis zum Ende

Auch in seinem Ruhestand blieb er aktiv. Er schrieb mehrere Bücher über die Erhaltung des Sees von Hévíz. Seine drei Bände „Der Kalvarienberg des Sees in Hévíz mit den Augen eines Arztes“, die er auf der Grundlage von Archivdokumenten zusammengestellt hatte, wurden zwischen 2006 und 2010 vom ungarischen Kairos-Verlag veröffentlicht.

Baloghs Leben war geprägt von beruflichen Herausforderungen. Seine Hingabe an die Rheumatologie und die Balneotherapie ging einher mit einer unglaublichen Arbeitsmoral. Dabei wurde er stets von seiner Frau Maja unterstützt, die 2019 unerwartet verstarb.

Seitdem lebte Zoltán Balogh allein. Seine beiden Kinder und zwei Enkelkinder, die ihm den Sinn seiner Tage gaben, leben im Ausland und konnten ihn aufgrund der COVID-19 Pandemie nur unter großen Schwierigkeiten in Hévíz besuchen. Seine letzten Monate verbrachte er in seinem geliebten Hévíz.

Er starb am 7. Februar 2022 in Hévíz an einer COVID-19-Infektion. Seine Tochter Eszter war in seinen letzten Tagen bei ihm. Seine Asche wurde nach Budapest überführt. Das Lebenswerk des Retters des Sees von Hévíz und der ungarischen Heilbäder in Transdanubien darf nicht vergessen werden!

Der Autor studierte an der Universität Pécs Medizin (1962-1968). Nach seinem Studium arbeitete er als Assistenzarzt im Institut für Pathologie in Pécs. Daneben unterrichtete und forschte er auf dem Gebiet der Biomembranen. Zwischen 1974 bis 1980 forschte Makovitzky jährlich zwei bis drei Monate an der Uni Jena. Er lehrte u.a. in Heidelberg und Freiburg i. Br. und lehrt weiterhin, seit nunmehr 40 Jahren an der Universität Pécs und an der Budapester Semmelweis-Universität Pathologie.
Er bedankt sich bei der Familie von Zoltán Balogh, Dr. Eva Koó, Dr. György Hittner (ORFI), Dr. György Horváth und Dr. Annamária Bergmann (Krankenhaus Hévíz), Dr. László Debreceni (Pécs) sowie János Tóth, dem pensionierten Direktor des Ungarischen Erdöl- und Erdgasmuseums in Zalaegerszeg und seiner Frau, Emmi, für ihre Hilfe bei der Recherche für diesen Aufsatz.

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