Bügelbrett-Lehrer ruft Ombudsmann auf den Plan
Umstrittene Trockenübung
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József Balázs, Leiter des Lehrbezirks Hódmezővásárhely, zu dem auch Máko gehört, forderte Vezsenyi nach Bekanntwerden des Videos auf, seine Schülergruppen an Kollegen zu übergeben. Trotzdem sollte der Pädagoge weiterhin jeden Morgen einen Entwurf seines aktuellen Lehrstoffes einsenden. Daneben war es Vezsenyi auferlegt, den Verhaltenskodex für Pädagogen sowie den nationalen Grundlehrplan durchzuarbeiten.
Der getadelte Lehrer wandte sich daraufhin an die Demokratische Gewerkschaft der Pädagogen (PDSZ). Diese brachte den Fall vor die breite Öffentlichkeit und von dort in die Medien. So wurde auch der Ombudsmann für Bildungsrecht, Lajos Aáry-Tamás, auf den Fall aufmerksam und leitete qua Amt eine Untersuchung ein. Diese kommt laut dem liberalen Wochenmagazin hvg zu dem Ergebnis, dass mit der Abmahnung und der Strafarbeit die Würde des Lehrers verletzt wurde. Das dürfte wohl auch der Grund dafür gewesen sein, dass der übereifrige Lehrbezirksleiter József Balázs daraufhin seinen Rücktritt mit Wirkung vom 15. Juni einreichte.
Schon kurz nach Bekanntwerden der Geschichte wurde zudem eine Online-Petition mit dem Titel „Wir stehen hinter dem Bügelbrett-Lehrer” ins Leben gerufen. Fast 45.000 Menschen haben diese bereits unterzeichnet.
Doch auch der zurückgetretene Lehrbezirksleiter József Balázs findet Unterstützung: Auf dem regierungsnahen Portal promenad.hu wurden mehrere Leserbriefe veröffentlicht, in denen Balázs in seiner Einschätzung Recht gegeben wird. Balázs argumentierte, der Sportlehrer habe mit seinem Video seine Schüler gefährdet, den Ruf der Schule beschädigt und generell seine Vorbildspflicht verletzt, weil er am Ende des Videos andeutete, Alkohol zu trinken.
Vezsenyi selbst äußerte sich eher zurückhaltend. Er fühle sich verletzt. Seine Liebe und Hingabe zum Lehrerberuf sei nach 30 Jahren plötzlich bis ins Mark erschüttert. Dabei wollte er seine Schüler in den für viele nicht leichten Corona-Zeiten lediglich etwas aufheitern.
Vielleicht wird die Unterstützung, die teils von unerwarteter Stelle kommt, ihm dabei helfen, seine frühere hohe Motivation als Lehrer zurückzugewinnen. Denn nicht nur eine Petition ist im Gange, um ihm Mut zuzusprechen.
Mittlerweile hat Vezsenyis Video im Internet zahlreiche Nachahmer gefunden. Der evangelisch-lutherische Pfarrer Zoltán Ócsai stieg als einer der ersten auf den „Bügelbrett-Zug” auf. Mit der Überschrift „Du traust dich nicht, ein Bild mit Bügelbrett zu veröffentlichen! – Halte mal mein Bier!” verbreitete der Mann Gottes ein Bild, auf dem er in Talar und mit Bibel hinter einem zum Altar umfunktionierten Bügelbrett zu sehen ist.
Lehrerin Judit Tóth hingegen nimmt die Bedenken des Lehrbezirks ernst: Sie hilft ihren Schülern, die Unterschiede zwischen den englischen Verben lay und lie zu verstehen, indem sie sie vorführt – jedoch auf einem zusammengeklappten Bügelbrett. Sicherheit geht schließlich vor, erst recht in Corona-Zeiten. Zahlreiche weitere Lehrer und auch Privatpersonen haben seitdem weitere unterstützende Bilder veröffentlicht.
Hier können Sie sich selber ein Bild von der köstlichen Performance des Sportlehrers machen. Dank seiner klaren Körpersprache bekommt man auch ohne Ungarisch-Kenntnisse mit, worum es geht.