Iván Fischer, Leiter des Budapester Festivalorchesters. Fotos: BFO

Müpa/Richard Strauss

Als der Opernkomponist das Tanzen entdeckte

Nach zwanzig Jahren bringt das Budapester Festivalorchester mit Richard Strauss’ selten gespielter Josephs-Legende ein monumentales und klanglich überwältigendes Ballett auf die Konzertbühne. Das Stück ist ein Ereignis zwischen Opernrausch und Tanzvision.

Opern hatte er im Blut: Salome, Elektra, Der Rosenkavalier. Doch Richard Strauss wollte mehr als vokale Dramatik: Er träumte vom Tanz. Schon um 1900 skizzierte er ein Ballett mit dem Titel „Kythera”, doch erst 1912 fand er den idealen Stoff. Gemeinsam mit seinem Librettisten Hugo von Hofmannsthal griff er zur biblischen Geschichte von Joseph, Jakobs Lieblingssohn, und formte daraus ein musikalisches Mysterium voller Verführung, Gewalt und Erlösung. Strauss schrieb eine Partitur, deren orchestraler Glanz selbst seine Opern überstrahlt: vierfache Holzbläser, vier Harfen, ein Meer aus Schlagwerk und Streicherfarben.

Ein Ballett, das tanzt, wie Strauss denkt: monumental, widersprüchlich und unverwechselbar.

1914 wurde „Josephs Legende” an der Pariser Oper uraufgeführt – Strauss selbst dirigierte. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte den Triumph, doch das Werk blieb ein faszinierendes Dokument des Übergangs – zwischen religiöser Vision und sinnlicher Exotik, zwischen spätromantischer Opulenz und einer bereits von Neoklassizismus berührten Klangsprache. Ein Ballett, das tanzt, wie Strauss denkt: monumental, widersprüchlich und unverwechselbar.

Nach den Budapester Konzerten geht das Festivalorchester mit Werken von Beethoven, Mendelssohn und Richard Strauss auf große Europatournee. Es macht unter anderem in der Kölner Philharmonie (11. November 2025), der Elbphilharmonie Hamburg (12. November), dem Musikverein Wien (15. November), der Philharmonie de Paris (17. November) und der Stadthalle Chemnitz Station.

Termine: Müpa: 7. und 8. November, jeweils 19:30 Uhr; 9. November, 15:30 Uhr

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