Nach Ungarn ausgewandert: Messebauingenieur Konrad und Ilona Ober
„Ein aufrechtes, gastfreundliches Volk!“
Warum haben Sie Deutschland verlassen und sind nach Ungarn gezogen?
Konrad: Durch die Maßnahmen während der „Pandemie“ wurden alle Messen abgesagt. Dies zerstörte die Existenz unseres Messebau-Ingenieurbüros. Da die Maßnahmen sehr unberechenbar waren und willkürlich erschienen, war eine vernünftige wirtschaftliche Planung nicht mehr möglich. Die Verdienstausfallentschädigungen, fälschlicherweise „C-Hilfen“ genannt, waren unter Vorbehalt und ohne Zukunftsperspektive.
Um nicht noch einen Winter unter diesen schikanösen Bedingungen verbringen zu müssen, sind wir Oktober 2021 mit dem Wohnmobil nach Montenegro aufgebrochen und wollten dort den Winter ohne Lockdown abwarten. Es war uns klar, dass sie auch diesen Winter die Panik aufrechterhalten werden und dafür natürlich alle Großveranstaltungen absagen würden, also wieder keine Arbeit, kein Einkommen.
Ilona: Kroatien wurde dann zum Hochrisikogebiet erklärt und die Grenzen für uns Genversuchsverweigerer geschlossen. In das seiner Grundwerte beraubte Deutschland wollten wir auf keinen Fall zurück. So wollten wir nicht weiterleben. Es hätte keinen Sinn mehr gemacht. Also fuhren wir kurzentschlossen nach Ungarn, an den Balaton, und überlegten, wie es weitergehen sollte.
Warum haben Sie sich letztlich für Ungarn entschieden?
Ilona: Am Balaton und bei unseren Ausflügen in die Umgebung wurde uns bewusst, wie sehr Ungarn und das ungarische Volk genau dem entsprechen, was wir in Deutschland immer mehr vermisst hatten. Eine funktionierende Gesellschaft, so, wie auch bei uns früher. Eine Gesellschaft basierend auf der Familie und traditionellen christlichen Werten. Ein aufrechtes Volk, selbstbewusst und gastfreundlich, dazu ein echter bürgerlicher Ministerpräsident.
Konrad: Mit diesen Menschen wollten wir leben! Die Entscheidung war rasch gefallen. Das Leben hier ist entspannt und unkompliziert, was es in Deutschland nicht mehr ist.
Ilona: Ich war mit 19 Jahren schon mal mit meinen Eltern am Balaton. Es hatte mir schon damals sehr gut gefallen. Das, was wir in Deutschland immer mehr vermissten, haben wir jetzt wieder. In unserer Straße wohnen viele Familien mit Kindern. Wir haben hier eine schöne Gemeinschaft mit unseren ungarischen Nachbarn. Wir sind allen so dankbar für die Möglichkeit, hier ein neues Leben anfangen zu können.
Konrad: Eine gute Gemeinschaft funktioniert nur in Verbindung mit unseren ungarischen Freunden. Hier in Ungarn trifft man übrigens mehr Freunde als in Deutschland, weil die Gemeinschaft bei den Ungarn zusammen mit der Familie gelebt wird.
Sprechen Sie schon Ungarisch?
Konrad: Ich lerne sehr intensiv Ungarisch. Ich finde, dass das einfach zur Höflichkeit gehört. Auch für Freundschaften und gute Beziehungen zu den Ungarn ist die ungarische Sprache eine Grundvoraussetzung. Wir wollen uns integrieren, ohne eine Parallelgesellschaft zu bilden, aber auch ohne unsere eigene Kultur zu verleugnen. Nur in enger Verbindung mit den Ungarn macht unsere Auswanderung Sinn und Freude.
Ilona: Ich bin noch nicht ganz so weit und tue mich etwas schwer mit der Sprache. Aber jetzt im Winter hole ich die Bücher wieder vor, da keine Gartenarbeit mehr anfällt. Es wäre so schön, wenn ich mich eines Tages mit unserer netten ungarischen Nachbarin unterhalten könnte.
Wie sind Ihre ersten „Gehversuche“ mit Ungarisch?
Konrad: Die Ungarn lassen dich aussprechen, was in anderen Ländern nicht selbstverständlich ist. Und sie bedanken sich für die Sprachversuche, egal, wie ungeschickt man sich anstellt. Die Ungarn würdigen unser Bemühen, ihre Sprache zu sprechen. Das ist ein großer Ansporn.
Wie verlief Ihr Hauskauf?
Ilona: Wir hatten uns insgesamt drei Häuser angeschaut. Wir hatten etwas Zeitdruck, da wir schon den Winter hier verbringen wollten. Es lief alles über einen Makler, der mit einem Rechtsanwalt zusammenarbeitet. Allerdings war uns im Vorfeld nicht bewusst, wie viel am Haus noch zu machen war. Wichtig waren uns neben dem Preis auch, dass es genug Land für die Eigenversorgung gibt und auch genug Platz im Haus und auf dem Grundstück gibt, um gegebenenfalls Auswanderer/Flüchtlinge aus Mitteleuropa kurzfristig aufnehmen zu können.
Konrad: Als wir uns einmal entschieden hatten, ging die Abwicklung des Kaufs ganz flott und unproblematisch vonstatten. Natürlich haben wir auch schon von anderen Erlebnissen gehört… Deswegen sollte man immer offiziell kaufen, auch wenn es auf diese Weise etwas teuerer ist. Die Sicherheit geht vor. Durch den Rechtsanwalt, den uns das Maklerbüro vermittelt hatte, wurden wir innerhalb von einer Woche Besitzer unseres jetzigen Hauses.
Wir erfuhren übrigens, dass ein Teil unseres Landes von einem Bauern bewirtschaftet wurde. In Ungarn gehört ein Stück Land schon nach zehn Jahren dem, der es bewirtschaftet. Der Bauer bewirtschaftete das Land aber schon seit etwa zwanzig Jahren. Dank Vermittlung unserer Nachbarin gab er es uns aber zurück. Über diese friedliche Lösung waren wir sehr froh. Es ist wichtig, den ungarischen Weg zu gehen und miteinander zu reden, und nicht wie in Deutschland gleich zum Anwalt zu rennen und zu klagen.
Was haben Sie für Ihr Haus bezahlt?
Ilona: Für unser 80 m2 großes Haus, zu dem noch rund 2.400 m2 an Nutzfläche gehören, haben wir 41.000 Euro bezahlt, also rund 15 Millionen Forint. Die gleiche Summe haben wir noch mal für Erneuerungen und Reparaturen investiert.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Ilona: Gesund bleiben und weiter so leben, wie wir jetzt leben.
Konrad: Jeden Tag in Freiheit Lebensfreude erfahren. Wir wollen das Fahrrad wieder auspacken und Ungarn weiter entdecken. Wichtig für uns ist auch, die Freundschaft zu den Ungarn weiter zu festigen.
Ilona: Wir können für Menschen, die aus Mitteleuropa rauswollen, einen Anlaufpunkt bieten, auch wenn wir nicht viel Platz haben. Ebenso können wir bei der Organisation der Einwanderung etwas behilflich sein.
Hätten Sie noch einen Tipp für Leute, die über eine Auswanderung nach Ungarn nachdenken?
Konrad: Es ist wichtig, kein Haus von Deutschland aus zu kaufen, sondern es sich vorher immer selbst, direkt vor Ort anzuschauen, ebenso die Umgebung. Es muss alles zu einem persönlich passen. Man muss ein gutes Gefühl haben. Nur dann kann man wieder zur Ruhe kommen und den ganzen Stress in Deutschland vergessen.
Ilona: Zusätzlich sollte man nicht vergessen: Jeder bekommt Hilfe, man muss nur offen auf die Menschen zugehen und darf sich nicht verschließen. Es ist aber auch schön, wenn man Hilfe auch mal zurückgeben kann!
Weitere Teile der BZ-Serie „Nach Ungarn ausgewandert“:
BZ Magazin 06/2021: Kabarettist Detlev Schönauer
BZ Magazin 18/2022: Ehemalige Kommunalpolitikerin Christiane Wichmann
BZ Magazin 19/2022: Webdesignerin und Biografin Emily Paersch
BZ Magazin 20/2022: Gesundheitsberaterin Dorothea Heinzel
BZ Magazin 21/2022: Zweifache Mutter Conny S.
BZ Magazin 22/2022: Ehemaliger Polizist Klaus Kauder
BZ Magazin 01/2023: Marketingexperte Viktor Végh
BZ Magazin 03/2023: Einwanderungsberaterin Diana Bednar
BZ Magazin 06/2023: Die Handwerkerfamilie Kittel
BZ Magazin 09/2023: Ungarisch-Lehrerin und Übersetzerin Anna Berg
BZ Magazin 11/2023: Die Familie Scherer
BZ Magazin 12/2023: Die Pferdeliebhaber Petra und Wilfried Böske
BZ Magazin 13/2023: Finanzdienstleister Jürgen Schwarz
BZ Magazin 13/2023: Violinist Erwin Lindenbaum
BZ Magazin 14/2023: Ferienwohnungsanbieter Raquel und Philipp Wiech
BZ Magazin 15/2023: Bürgerrechtler Martina und Mick Schmidt
BZ Magazin 16/2023: Autorin, Designerin und Bloggerin Yvonne Cork
BZ Magazin 18/2023: Heilpraktikerin Katrin Staffhorst
BZ Magazin 22/2023: Selfmade-Frau Sonja Kaufmann
Ja die Ungarn sind sehr freundlich, hilfsbereit und fleissig. Erst kürzlich haben wir gesprächsweise festgestellt, in Ungarn mehr Kontakte zu genießen als in Deutschland. Dabei geht es nicht bloß um Hilfen und Handwerk, sondern auch um Hobbies und Gedankenaustausch.
Was den Hauskauf anbelangt bin ich recht zuversichtlich an das Thema herangegangen. Eine sympathische Optik des Hauses sowie ein Blick auf die Umgebung mit street-view waren mir sehr wichtig und beeinflussten die Kaufentscheidung stark. Schlussendlich habe ich die Agentur von Herrn Paersch, dem Ehemann von Emily Paersch (siehe Interview 19/2022) von Deutschland aus gebeten, mir das ausgewählte Haus persönlich anzuschauen, ob auf den ersten Blick alles in Ordnung ist, und habe es dann gekauft. Dass noch einige Veränderungen fällig sind, kann man sich bei den Preisen denken. Bin sehr zufrieden – auch mit der Lage. Ich wäre da also nicht ganz so zurückhaltend, sondern eher optimistisch.