Nach Ungarn ausgewandert: Manuela Romero und Udo Lochmann
Seit über 10 Jahren erfolgreich in Ungarn
Warum haben Sie Deutschland verlassen?
Manuela Romero (M.R.): Die Frage müssen wir getrennt beantworten, denn Udo und ich haben uns erst hier in Ungarn kennengelernt. Ich habe mir 2014 in Ungarn ein Haus gekauft, um einfach günstiger leben zu können, wenn ich Rente bekomme. Damals dachte ich mir schon, dass die wohlverdiente Rente im Tegernseer Tal nicht ausreichen wird. So hätte ich dann in eine Ein-Zimmer-Wohnung umziehen müssen. Daher kam ich auf die Idee, mir in Ungarn rechtzeitig eine zweite Heimat aufzubauen.
Udo Lochmann (U.L.): Ich wollte so weit wie möglich weg von meiner Schwiegermutter und jetzt wohnt sie in Zalaszentgrót. (lacht) Scherz beiseite, ich habe mir mein Haus damals ebenfalls als Altersruhesitz gekauft. Jetzt lebe ich schon 13 Jahre in Ungarn. Ich wollte mir meinen Traum von Pferdehaltung und Kutschenfahrten verwirklichen, aber irgendwie holt einen die Arbeit immer ein und so kam erst der Hofladen und nun der Minigolfplatz. Ein Grund war noch, dass ich nicht wie die Menschen in Deutschland jeden Cent umdrehen wollte. Ich hatte von Deutschland einfach die Schnauze voll. Ich war selbstständig mit einer Spedition und habe bis zum Burnout gearbeitet. Was in Deutschland mit kleinen Unternehmen gemacht wird, wissen wir ja alle, heute ist es sogar noch viel schlimmer als vor 13 Jahren. Ich brauchte einen neuen Lebensabschnitt.

Wie haben Sie sich hier in Ungarn kennengelernt?
M.R.: Wir haben uns hier in Sávoly kennengelernt. Udo hatte damals noch keinen Hofladen, hatte jedoch in seinem Schlachthaus schon viel leckere Wurst produziert, die er dann zu Hoffesten, die ein beliebter Treffpunkt waren, verkaufte. Bekannte haben mich zu einem dieser Hoffeste mitgenommen. So haben wir uns kennengelernt. Jetzt sind wir schon sieben Jahre zusammen. 2019 haben wir dann das Schlachthaus vergrößert, ein Kühlhaus eingebaut und eine Doppelgarage zum Hofladen ausgebaut. In diesem Jahr kam dann noch der Minigolfplatz dazu.
Warum haben Sie sich für Ungarn entschieden?
M.R.: Ich habe als Pflegedienstleiterin in einem Seniorenheim gearbeitet, der Sohn einer Bewohnerin hatte in Ungarn ein Haus. Von einer anderen Bewohnerin ist die Tochter Heilpraktikerin für Pferde und hat in Ungarn so etwas wie ein Heilgestüt, wo sie Pferde aus aller Welt bekommt oder auch holt, um sie aufzupäppeln. Die haben mir Ungarn empfohlen. Aus diesem Grund habe ich mir dann das Land angeschaut.
U.L.: Ich war früher oft in Ungarn, da wir an der Salzburger Grenze wohnten. Mir gefielen Land und Leute.
Sprechen Sie nach so langer Zeit in Ungarn schon Ungarisch?
M.R.: Ja, ein bisschen. Ich kann auf Ungarisch Essen bestellen und eine einfache Unterhaltung führen.
U.L.: Ich spreche bereits Ungarisch und halte es auch für wichtig, die Sprache zu können. Die Grammatik finde ich viel leichter als die deutsche, unter anderem weil du nicht so viele Fälle und Konjugationen hast. Ganz wichtig beim Erlernen ist die Praxis, also so viel wie möglich mit Ungarn zu sprechen.
Wie lief der Kauf Ihrer Häuser ab?
M.R.: Bei mir war es ein Deutscher, der sein Haus verkaufte. Sein ungarischer Freund und Nachbar hat viele Jahre in Deutschland gearbeitet und spricht perfekt Deutsch. Er hat mit mir alle Behördengänge erledigt. Er ist auch mit meiner Schwester, die zwei Jahre später das Nachbarhaus gekauft hat und zusammen mit meinen Eltern bewohnt, sehr gut befreundet. Auch die Nachbarn ringsum sind sehr hilfsbereit, man achtet auf einen und jeder kennt jeden. Das ist ein tolles Gefühl.
Da ich ja nun hier in Sávoly lebe, habe ich mein Haus meiner ältesten Tochter und ihrer Familie übergeben. Somit lebt nun fast meine ganze Familie in Ungarn.
U.L.: Bei mir gab es auch keine Schwierigkeiten, da ich das Haus von einem Makler gekauft habe, der sogar Anwalt ist. Daher war alles sehr einfach.

Wie kamen Sie zum Hofladen?
U.L.: Der Hofladen heißt „Hofladen Lochmann“. Dort verkaufen wir hausgemachte Wurst, also ohne industrielle Gewürzmischungen, da wir alles von Hand würzen. Daher schmecken die Würste auch nicht immer gleich, aber immer gleich gut. (lacht) Die Salami reift bei uns etwa ein halbes Jahr und ist nicht bereits nach vier Wochen fertig. Bei uns gibt es auf jeden Fall deutsche Wurst, wie wir sie aus Deutschland kennen. Für viele, die länger in Ungarn sind, ist das natürlich ein Highlight, denn in Ungarn gibt es beispielsweise keine Teewurst oder auch Thüringer Rostbratwurst.
Auch wenn man sich an die Küche in dem jeweiligen Land gewöhnt hat und sie schätzt, möchte man doch ab und zu mal wieder etwas essen, was man von zu Hause kennt. Donnerstags gibt es zusätzlich immer gewürztes Mett, selbst gemachten Kuchen, Brötchen und Sauerteigbrot. Geöffnet haben wir immer dienstags und donnerstags von 10 bis 15 Uhr. Wir bieten auch Catering beispielsweise für zu Hause, den Minigolfplatz oder für da, wo es benötigt wird. In einem Umkreis von etwa 30 km bieten wir einen Lieferservice.
Und was ist mit dem Minigolfplatz?
U.L.: Geöffnet haben wir in der Saison täglich von 10 bis 20 Uhr, ab September, in der Nebensaison, haben wir Montag bis Freitag von 15 bis 20 Uhr und am Samstag und Sonntag von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Bei uns kann man nicht nur Minigolf spielen, sondern auch günstig essen und trinken.
M.R.: Bei Google Maps aktualisieren wir immer die Öffnungszeiten, sodass man vorher schauen kann, ob oder wann wir geöffnet haben. Weitere Infos findet man auch in unseren Gruppen auf Facebook. Bei uns gibt es auch einen Innenraum mit 28 Sitzplätzen. Der kann auch für Feiern genutzt werden. Den Innenbereich bauen wir kontinuierlich weiter aus. Demnächst wird es einen Kickertisch, einen Dartautomaten, einen Flipperautomaten und eine kleine Sitzecke geben.

Wie kam der Minigolfplatz „LORO´s Minigolf“ zu seinem Namen?
M.R.: Es sind die Anfangsbuchstaben unserer beiden Nachnamen.
Wie wird der Minigolfplatz angenommen?
U.L.: Die Leute im Dorf finden ihn toll und kommen regelmäßig vorbei. Welches Dorf hat schon einen Minigolfplatz! Auch ist er im weiteren Umkreis von Sávoly der Einzige.

Zurück zum Hofladen: Wo kommt das Fleisch her?
U.L.: Von unseren eigenen Tieren. Die Tiere leben bei uns in Freiheit, also keine Massentierhaltung. Zum Teil werden sie bei uns auch geschlachtet. Manchmal müssen wir auch Fleisch dazu kaufen, zum Beispiel für unsere Hirschsalami, da wir natürlich keine Hirsche halten können.
Die Wurst stelle ich selber her. Angefangen habe ich damit als Hobby und für den Eigenbedarf. Ab und an kamen Bekannte, die etwas wollten. Dann wurden es immer mehr, so dass ich meine Produktionskapazitäten erweitern musste.
Die Community „Wir in Ungarn“ und „Loro’s Minigolf“ veranstalten am 20. Oktober von 11 bis 20 Uhr auf dem Minigolfplatz den ersten Herbst- & Handwerkermarkt zusammen mit einem Flohmarkt.
Alle, die etwas verkaufen möchten oder einfach nur ihre Dienstleistung präsentieren wollen, können sich unter wirinungarn@gmail.com, auf Telegram „Wir in Ungarn“ oder direkt bei Udo und Manuela via Facebook anmelden. Es fallen keine Standgebühren an. Falls jemand einen Tisch benötigt, kann dieser für 2.000 Forint ausgeliehen werden.
Verkaufen Sie außer Wurst- und Backwaren noch weitere Produkte?
M.R.: Ja, ich beschäftige mich noch mit einheimischer Schafwolle, deren daraus gefertigte Produkte wir ebenfalls verkaufen. Ich habe ein Spinnrad und färbe die Wolle. Wir verkaufen beispielsweise Socken und Pullover. Mein Herzensprojekt sind aber aus der Wolle gewebte Tücher, die man sich schön um den Hals legen kann. Wer möchte, kann auch Wolle zum Selbststricken bei mir kaufen. Falls nötig, gibt es auch gleich eine kleine Beratung dazu.
Was möchten Sie unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
U.L.: Den Schritt ins Ausland sollte man sich gut überlegen und ihn nur finanziell einigermaßen solide aufgestellt antreten. Man sollte die Ungarn und ihre Herzlichkeit zu schätzen wissen. Wir fühlen uns hier Zuhause und sind gut integriert im Dorf. Alle Auswanderer sollten intensive Verbindungen zu den Einheimischen aufbauen. Dazu sollte man lockerer werden und sein typisch deutsches Verhalten ablegen, um mit den Ungarn besser in Kontakt treten zu können.
WEBSITE: hofladenlochmann.com
FACEBOOK:
Hofladen Lochmann: facebook.com/groups/510682468949524
Loro’s Minigolfplatz: facebook.com/profile.php?id=61563094592515
Sehr schön, auswandern aus den richtigen Gründen.
Weiterhin viel Glück und Erfolg.