Deutsch-Ungarisches Institut
„Wir wollen beiderseitiges Verständnis schaffen und auf mehr Verständigung zielen.“ Foto: Árpád Földházi

Gespräch mit Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts für Europäische Zusammenarbeit am MCC

Mehr miteinander statt übereinander sprechen

Im Rahmen des Mathias Corvinus Collegiums entstand Ende letzten Jahres das Deutsch-Ungarische Institut für Europäische Zusammenarbeit. Geleitet wird es von Bence Bauer. Wir unterhielten uns mit ihm über die Ziele und die Positionierung seines Instituts.

Herr Bauer, nach zehn Jahren bei der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) haben Sie sich nun einer neuen Aufgabe zugewandt. Seit dem 1. Dezember leiten Sie das am Mathias Corvinus Collegium (MCC) neu gegründete Deutsch-Ungarische Institut für Europäische Zusammenarbeit. Der Name lässt uns als deutsche Zeitung aufhorchen – welchen Aufgaben widmet sich Ihre Einrichtung?

Das Ungarisch-Deutsche Institut ist eine neu geschaffene Institution, die den bilateralen Austausch und Dialog zwischen den beiden Ländern fördert. Bei unseren Aktivitäten stehen daher Themen im Mittelpunkt, die für die bilateralen Beziehungen wichtig sind. Darüber hinaus wollen wir Debatten, Entscheidungsformen, Verfahrensweisen, Institutionen und Personen aus Deutschland in Ungarn bekannt machen und vice versa dafür sorgen, dass die deutsche Öffentlichkeit mit den Vorgängen, Entwicklungen und Geschehnissen in Ungarn vertrauter wird. So wollen wir beiderseitiges Verständnis schaffen und auf mehr Verständigung zielen. Denn Europa kann nur gemeinsam gelingen.

Wenn es um Europa geht, warum werden dann gerade die deutsch-ungarischen Beziehungen bemüht und nicht etwa die ungarisch-französischen oder allgemein die Beziehungen zu anderen Ländern innerhalb der Union?

Ich denke, dass die deutsch-ungarischen Beziehungen eine gute und stabile Grundlage für die Weiterentwicklung Europas und eine gute europäische Kooperation sein können. Das Institut nennt sich ja auch Deutsch-Ungarisches Institut für Europäische Zusammenarbeit – wir wollen also auch Europa in den Fokus rücken. Aber es steht und fällt alles mit Deutschland. Es ist der wirtschaftsstärkste Staat Europas und für uns auch als Handelspartner, als politischer Partner, als Wissenschaftspartner, aber auch als freundschaftlicher Partner ein wichtiges Land. Ministerpräsident Orbán hat es auf den Punkt gebracht, als er sagte: Bei uns in Ungarn respektieren wir die Deutschen nicht nur, wir mögen sie auch. Das ist eine schöne Aussage, die zeigt, welchen Stellenwert Deutschland einnimmt.

Ich denke nicht, dass andere bilaterale Beziehungen unwichtiger wären, aber die deutsch-ungarischen Beziehungen sind für mich ein Kernbestandteil Europas, weshalb es auch so wichtig ist, dass unsere beiden Länder gut miteinander zusammenarbeiten können.

Wieso legt man gerade jetzt ein solches Engagement an den Tag? Steht es um die deutsch-ungarischen Beziehungen so schlecht?

Ich denke, die bilateralen Beziehungen sind weiterhin sehr hochwertig. Es wird nur schlecht über sie gesprochen. Wenn wir die deutschen Medien aufschlagen, dann begegnet uns häufig ein sehr schiefes, unwahres Ungarnbild. Es wird zu wenig mit objektiven Daten und Fakten gearbeitet und zu wenig in einer ausgeglichenen, ausgewogenen Weise berichtet. Die bilateralen Beziehungen sind also nicht an sich schlecht, sondern sie werden überlagert von einer medial aufgeheizten, nicht genau richtigen Berichterstattung. Doch steter Tropfen höhlt den Stein – deshalb möchten wir dafür sorgen, dass wir wieder effektiv miteinander in Europa reden können.

Deutsch-Ungarisches Institut
„Wenn wir die deutschen Medien aufschlagen, dann begegnet uns häufig ein sehr schiefes, unwahres Ungarnbild.“ Foto: Árpád Földházi

Mit dem Zeitpunkt für die Gründung des Instituts hatte es zudem eine ganz banale Bewandtnis: Ich war zehn Jahre lang bei der Konrad-Adenauer-Stiftung. Mit dem Ausscheiden des Leiters des Auslandsbüros, Frank Spengler, brach auch für mich eine neue Zeit an. Es gab mir die Chance, mich diesem Projekt zuzuwenden. Gleichzeitig entfaltet das MCC gerade eine starke Aktivität und expandiert sehr stark. Es war einfach an der Zeit, sich auch mit den deutsch-ungarischen Beziehungen zu beschäftigen. So kam der Zeitpunkt zustande. Es hat also nichts mit der großen Politik zu tun.

Wie verortet sich Ihr Institut innerhalb der rasant wachsenden Struktur des MCCs?

Das MCC hat mehrere Institute, um einige Beispiele zu nennen: Das 2015 gegründete Migrationsforschungsinstitut, das 2020 gegründete Klimaforschungsinstitut und das Deutsch-Ungarische Institut für Europäische Zusammenarbeit. Daneben gibt es aber auch sechs Schulen: die Medienschule, die Schule für internationale Beziehungen, die Schule für Psychologie, die Schule für Volkswirtschaftslehre, die Schule für Rechtswissenschaften und die Schule für Sozialwissenschaften. Diese bieten Kurse für den akademischen Nachwuchs an. Es gibt natürlich auch viele operative Direktorate hier am MCC, die sich etwa mit Kommunikation, Finanzen, mit der Beschaffung und solchen Dingen beschäftigen. Aber inhaltlich gesehen sind wir es, die gemeinsam mit den Schulen und dem Direktorat für internationale Angelegenheiten das MCC mit Leben erfüllen. Dabei steht die Arbeit des MCC immer unter der Prämisse, Angebote und Möglichkeiten für talentierte, ungarische junge Leute zu schaffen. Damit diese lernen, Erfahrungen sammeln und vorwärts kommen können. Neben ihrem Studium sollen junge Ungarn hier beispielsweise die Chance haben, Verfahrensweisen, Personen und auch Institutionen kennenzulernen, um dann nach dem Abschluss gut gewappnet ihren Platz auf dem Arbeitsmarkt, in der Wissenschaft, im öffentlichen Leben oder in der Politik einnehmen zu können.

Wieso werden gerade jetzt am MCC so viele Ressourcen zusammengezogen?

Das MCC gibt es ja schon seit 1996, es ist aus einer privaten Initiative entstanden und hat sich von Anfang an der Nachwuchsförderung verschrieben. Aufgrund der großen Nachfrage haben wir aber im Laufe der Zeit erkannt, dass wir uns breiter aufstellen und viel mehr Möglichkeiten bieten müssen. Dabei richten wir uns nicht nur an Studierende, sondern auch an Schüler bereits ab 10 Jahren. Das MCC ist übrigens nicht nur in Budapest, sondern auch in anderen Städten aktiv. Ungarns Hauptstadt Budapest ist ein Wasserkopf. Wir gehen dieses Problem an, indem wir Bildungsmöglichkeiten und Aktivitäten auch in anderen Städten schaffen. Dabei spielt es keine Rolle, welcher Couleur die kommunale Verwaltung ist. Das macht die Arbeit des MCCs auch so reichhaltig, vielseitig und prosperierend. Wir wollen etwas Gutes erreichen für die jungen Ungarn, und ich denke, das ist eine edle Mission, an der es sich zu arbeiten lohnt.

Inwiefern ist bei Ihrem Institut der Name Programm? Wie spiegelt sich das „Deutsch-Ungarische“ in den Aktivitäten und im Arbeitsalltag wider?

Sowohl Ungarisch als auch Deutsch sind für uns Arbeitssprachen. Wir werden auch alle Veranstaltungen in diesen beiden Sprachen abhalten. Die internationalen Aktivitäten des MCCs waren bisher sehr stark auf den angelsächsischen Raum konzentriert, einfach aufgrund der Tatsache, dass in der internationalen Wissenschaftswelt natürlich Englisch die dominante Sprache ist. Aber ich denke, es ist wichtig, auch den Stellenwert der deutschen Sprache zu bekräftigen. Mit dem Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union ist Englisch nunmehr für alle eine Fremdsprache. Daher, denke ich, sollten wir uns wieder darauf konzentrieren, ein Europa in Vielfalt vorzuleben, und dazu gehört auch die Sprachenvielfalt. Unser Institut hat zudem die Aufgabe, deutsche Themen, Debatten und Ideen in den Mittelpunkt zu stellen – wenn wir dabei auch ein bisschen Fremdsprachenförderung betreiben können, ist es umso besser.

Es gibt auch einen praktischen Aspekt: Es macht zwar für die meisten unserer Gäste keinen Unterschied, ob sie jetzt auf Deutsch oder Englisch referieren, aber für das hiesige Publikum schon. Denn obwohl viele Englisch sprechen, ist es doch besser, eine ungarische Übersetzung anzubieten. Ich denke, es wäre sonst ausgrenzend gegenüber vielen jungen Leuten, die es sich nicht ganz zutrauen, einem wichtigen hochwissenschaftlichen Vortrag auf Englisch zuzuhören. Deshalb ist es besser, wenn die Vortragenden beim Deutschen bleiben und wir anschließend in beiden Sprachen miteinander reden. Dafür gibt es Übersetzer, dafür gibt es die Technik und daran darf es nicht scheitern.

Wie ist Ihr Institut abgesehen davon hinsichtlich der Räumlichkeiten und der Mitarbeiter ausgestattet?

Unsere Räumlichkeiten befinden sich momentan im ehemaligen Gebäude des vormaligen Balassi-Instituts, welches das MCC jetzt verwaltet. Da man sich momentan nicht treffen darf, haben wir die ehemaligen Schulungsräume zu Videostudios hergerichtet.

Derzeit sind wir vier Mitarbeiter, ab März bzw. April dann sechs. Das ist eine wirklich gute Bezugsgröße, wo man auch Projekte umsetzen kann. Alle sprechen Deutsch, einer unser künftigen Mitarbeiter stammt sogar aus Deutschland, ein Sachse.

Wie grenzt sich das Deutsch-Ungarische Institut von anderen ungarischen Institutionen wie etwa dem József-Antall-Wissenszentrum oder der Stiftung für ein bürgerliches Ungarn ab, die sich ebenfalls den bilateralen Beziehungen und der Nachwuchsförderung verschrieben haben?

Die Stiftung für ein bürgerliches Ungarn ist eine politische Stiftung, die bei der Regierungspartei Fidesz angesiedelt ist, so wie etwa die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU nahe steht. Das MCC und das Deutsch-Ungarische Institut – und das ist ganz wichtig zu betonen – sind jedoch nicht parteipolitisch tätig. Wir betrachten unsere Mission und unsere Aktivitäten als einen Bildungsauftrag für die gesamte Nation. Wir vermitteln Werte, wollen jedoch politisch unabhängig sein. Insofern sind wir auch nicht mit dem József-­Antall-Wissenszentrum vergleichbar, welches die Mission verfolgt, im Geiste des Namensgebers, des ersten frei gewählten Ministerpräsidenten József Anfall, dessen politisches Erbe zu pflegen.

„Das MCC und das Deutsch-Ungarische Institut sind nicht parteipolitisch tätig.“

Unabhängigkeit muss man sich auch leisten können. Da steht natürlich die Frage im Raum, wie sich das Institut finanziert.

Die Zuwendungen des MCCs und damit auch des Instituts kommen – wie ja auch durch diverse Medienberichte ausreichend bekannt wurde – zum größten Teil von der öffentlichen Hand. In dieser Hinsicht gibt sich das MCC sehr transparent, auf Datenabfragen wird offen reagiert, sogar auf unserer Homepage werden die Finanzen öffentlich gemacht.

Sie haben also das Gefühl, Ihnen wird bei der Ausgestaltung der Programme freie Hand gelassen?

Selbstverständlich. Ich habe meinen Arbeitsplan für das Jahr 2021 aufgestellt und hatte dabei alle Möglichkeiten der Welt, um den wichtigen wissenschaftlichen, akademischen, aber auch politischen Dialog zu verstärken. Wir reden mit vielen verschiedenen Leuten. Wenn wir dabei nicht einer Meinung sind, dann ist das überhaupt nicht schlecht, sondern sehr erfrischend, denn genau das wollen wir – dass es wieder eine Debatte gibt in Europa. Wir wollen bekannt machen, was wir hier eigentlich machen, was wir denken. Es ist wichtig, dass die Ungarn mit am Tisch sitzen und auch ihre Sichtweise darlegen. Anders herum wollen wir gerne die Sichtweise der anderen erfahren – unvoreingenommen und abseits von manipulativen Medienberichten.

Zehn Jahre haben Sie bei der KAS Erfahrungen sammeln können, wird das auf Ihre Arbeit hier abfärben?

Das ist eine sehr interessante Frage, darüber habe ich mir häufig den Kopf zerbrochen. Es ist völlig klar, dass die KAS in vielerlei Hinsicht ein Vorbild ist. Nicht nur für uns, sondern weltweit. Sie hat eine jahrzehntelange Geschichte vorzuweisen und genießt in vielen Ländern eine sehr gute Reputation.

Was jetzt unsere konkrete Arbeit am Deutsch-Ungarischen Institut anbetrifft: Ich denke, es wird sicherlich sehr viele Anknüpfungspunkte und Kooperationen geben. Aber die KAS ist eine Parteistiftung und wir sind das nicht. Wir konzentrieren uns stärker auf den wissenschaftlich-akademischen Dialog zwischen den beiden Ländern.

Ich hatte eine gute Zeit bei der KAS, ich habe dort sehr viel gelernt. Wenn ich dieses Wissen für die deutsch-ungarischen Beziehungen anwenden kann, dann ist das, glaube ich, eine gute Sache. Interessant ist für mich natürlich, dass jetzt alles spiegelbildlich verläuft. Bisher war ich bei einer deutschen Organisation in Ungarn tätig, wo es meine Aufgabe war, Ungarn zu beschreiben und zu erklären, in der ich aber natürlich auch deutsche Interessen vertreten musste. Jetzt bin ich in einer ungarischen Organisation, muss Deutschland so ein bisschen erklären und vermitteln, vertrete aber natürlich auch Ungarn in gewisser Weise. Es ist für mich ein erfrischender Perspektivenwechsel.

Wird sich die enge Kooperation mit der KAS auch in gemeinsamen Veranstaltungen äußern?

Absolut. Ich darf an dieser Stelle schon mal vermelden, dass wir am 16. März die erste gemeinsame Veranstaltung, die zugleich auch die erste Veranstaltung des neuen Leiters des Auslandsbüros der KAS sein wird, hier bei uns am Institut haben werden. Dort wird es um eine Wahlnachlese zu den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gehen. Natürlich handelt es sich nur um eine digitale Veranstaltung.

Auch in Zukunft werden wir uns immer mit der KAS absprechen und auch gemeinsame Formate entwickeln. Ich darf erwähnen, dass das MCC schon seit Jahren ein wichtiger Partner der KAS in Ungarn war, insoweit ändert sich also nichts Grundlegendes.

Deutsch-Ungarisches Institut
„Es ist wichtig, den hohen Stellenwert der deutschen Sprache zu bekräftigen.“ Foto: Árpád Földházi

Unser Ziel ist es, möglichst inklusiv und möglichst breit, vielen jungen talentierten Leuten Möglichkeiten zu geben und – das möchte ich nochmals betonen – nicht nur spezifisch irgendwelchen Parteigängern.

Welche anderen Organisationen der deutsch-ungarischen Zusammenarbeit werden wichtige Partner sein?

An erster Stelle möchte ich hier die Deutsch-Ungarische Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland erwähnen mit ihrem Vorsitzenden Dr. Gerhard Papke, der viel leistet, um Ungarn in Deutschland objektiv darzustellen. Aber auch weitere Organisationen sind zu nennen: Etwa das Deutsch-Ungarische Jugendwerk mit seiner Vorsitzenden Maren Schoening, die gerade bei jungen Leuten eine sehr wichtige Arbeit macht. Ich darf vielleicht auch die Ungarndeutschen erwähnen, mit denen wir in Zukunft eng kooperieren werden. Viel mehr Menschen als früher bekennen sich heute in Ungarn zum Deutschtum. Ungarn ist eines der wenigen Länder, in denen man vom Kindergarten bis zum Doktoratsstudium alles auf Deutsch machen kann. Das ist eine Erfolgsgeschichte, über die man in Deutschland viel zu wenig weiß, und daran möchten wir etwas ändern.

Ein Schwerpunkt des Deutsch-Ungarischen Instituts soll auf der Begabten- und Nachwuchsförderung liegen. Wie sieht das in der Praxis aus?

Es ist wichtig, dass junge Leute Erfahrungen im Ausland sammeln, um Sprachen zu lernen sowie die Mentalität, die Verfahrensweisen und die Denkweisen eines anderen Landes und der Menschen dort kennenzulernen. Wir geben ihnen die Möglichkeit, nach Deutschland zu gehen, sowohl für Forschungsaufenthalte und Studien als auch für berufspraktische Aufenthalte. Wir verfügen über ein breites Netzwerk in Deutschland und in anderen deutschsprachigen Ländern, wo wir anknüpfen können. Wir hoffen, dass die jungen Leute hinterher mit einem reichhaltigen Wissensschatz zurückkehren und das Gelernte anwenden.

Im Gegenzug zu den Stipendiaten, die nach Deutschland gehen, werden wir deutsche Forscher, Wissenschaftler und Personen des öffentlichen Lebens für Vortragsabende und – wenn die Pandemie es zulässt – auch für längere Forschungsaufenthalte nach Ungarn holen. Vor zwei Wochen durfte ich in diesem Zusammenhang bereits Prof. Dr. Werner Patzelt von der TU Dresden ankündigen. Er ist ein anerkannter Politikwissenschaftler, der auch viel zur Parteienentwicklung geforscht und zahlreiche Publikationen vorgelegt hat. Er wird der Erste sein, aber es werden noch viele weitere folgen.

Welche weiteren konkreten Pläne gibt es für das Jahr 2021 und darüber hinaus?

Ich kann jetzt schon verraten, dass wir im April oder Mai in unserer Publikationssparte das Buch „Konservativ 21.0“ von Prof. Dr. Andreas Rödder auf Ungarisch präsentieren werden. Umgekehrt werden wir das Buch „Der ungarische Staat“, das mittlerweile auch auf Deutsch beim Springer-Verlag erschienen ist, in Berlin vorstellen. Dabei handelt es sich um eine Sammlung an verschiedensten Schriften ungarischer Gelehrter und Politiker.

Wir werden uns in diesem Jahr natürlich sehr stark mit den verschiedenen Wahlen in Deutschland beschäftigen, ebenso mit den Diskussionen zum deutschen Wahlrecht.

Wir werden uns mit der deutschen Außenpolitik beschäftigen und mit den Ungarndeutschen, aber auch mit vielen weiteren aktuellen Themen, die Deutschland in den 2020er-Jahren bewegen. Es wird eine Reihe an Gästen geben, aber das ausführliche Programm werden wir erst nach und nach vorstellen können.

Können Sie uns mehr zu potentiellen Gästen verraten? Wer steht auf Ihrer Wunschliste?

Wunschnamen nenne ich mal besser nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass einige wichtige Vertreter bedeutender Organisationen aus Deutschland hier ihre Aufwartung machen werden. Wir müssen allerdings auch realistisch einplanen, dass in Deutschland Bundestagswahlen sind und bei uns im April 2022 Parlamentswahlen stattfinden. Daher wäre ich schon zufrieden, wenn wir im kommenden Jahr acht bis zwölf hochrangige Persönlichkeiten aus den Schnittstellen von Politik, Wissenschaft und Forschung nach Ungarn holen können.

Werden die Veranstaltungen des Deutsch-Ungarischen Instituts auch Interessierten aus der deutschsprachigen Community offenstehen?

Selbstverständlich. Wir sind eine inklusive Organisation, wir möchten hier viele neue Gesichter sehen und viele neue Möglichkeiten aufbieten.

Wie können unsere Leser in Zukunft von Vorträgen und anderen Programmen erfahren?

Natürlich informieren wir auf unserer Webseite und auf sozialen Medien über anstehende Veranstaltungen. Wir verschicken vorab zudem Einladungen per E-Mail. Die deutsche Community ist für uns ein ganz wichtiger Anknüpfungspunkt, wir möchten daher aktiv werden: Alle Leser der Budapester Zeitung sind herzlich eingeladen, sich bei uns zu melden, um in unseren Verteiler aufgenommen zu werden. Aufgrund der Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union brauchen wir dafür allerdings eine Zustimmungserklärung.

Wir hoffen, unsere Veranstaltungen, die auch in deutscher Sprache stattfinden, aber auch regelmäßig in der Budapester Zeitung bewerben zu können.

Wenn wir einmal zehn Jahre in die Zukunft springen, woran würde sich der Erfolg des Ungarisch-Deutschen Instituts messen lassen?

Ich wünsche mir, dass Ungarn im Jahr 2030 ein erfolgreiches, wichtiges und gefragtes Land ist, das in der Europäischen Union angekommen ist und wertgeschätzt sowie akzeptiert wird. Wenn die Ungarn etwas sagen, wird aufgemerkt. Unser Institut kann das natürlich nicht im Alleingang verwirklichen, aber wir können dazu beitragen, Anknüpfungspunkte und persönliche Kontakte zu schaffen, Verfahrensweisen bekannter zu machen und dafür zu sorgen, dass mehr miteinander statt übereinander gesprochen wird. Wir möchten Dialog schaffen, neue Foren generieren und neue Möglichkeiten finden. Das ist ein langer Prozess, dessen Erfolg kurzfristig nur schwer messbar sein wird. Wir müssen daher einen langen Atem haben und intensiv daran arbeiten, damit diese Vision verwirklicht werden kann. Ich bin aber sehr zuversichtlich: Wir haben ein hervorragendes Team, tolle Ideen, wissbegierige junge Leute, das nötige Fachwissen und die Erfahrung dafür.

Foto: Tamás Gyurkovits

Vortrag von Botschafter Johannes Haindl

„Unser gemeinsames Fundament ist stabil“

Anfang Februar hielt der deutsche Botschafter Johannes Haindl auf Einladung des Deutsch-Ungarischen Instituts sowie der Medien-Schule und der Schule für Internationale Beziehungen im MCC einen Vortrag über die deutsch-ungarischen Beziehungen. Lesen Sie im Folgenden einige wörtliche Zitate daraus.

„Am Anfang der deutsch-ungarischen Beziehung stand eine Ehe – die Ehe von Gisela von Bayern und König Stephan.“

 

„Ganz im Sinne des Vertrags über die freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft in Europa, den Deutschland und Ungarn nur drei Jahre nach den immensen Umwälzungen in Europa unterzeichnet haben, erstrecken sich heute die deutsch-ungarischen Beziehungen über die ganze Bandbreite der Gesellschaft.“

 

„Wie intensiv und vertrauensvoll die Zusammenarbeit zwischen Ungarn und Deutschland ist, zeigt sich gerade in dem Bereich, in dem sich die Souveränität eines Nationalstaates vielleicht am deutlichsten verkörpert: im Bereich der Sicherheit und Verteidigung. Unsere beiden Länder arbeiten hier so eng wie wohl mit keinem anderen Land zusammen.“

 

„Es ist wichtig, dass über das Thema Rechtsstaatlichkeit ein offener und konstruktiver Dialog von gleich zu gleich und auf Augenhöhe geführt wird.“

 

„Kein Land ist perfekt und wir können alle voneinander lernen. Und wir alle müssen daran arbeiten, dass Rechtsstaatlichkeit und unsere gemeinsamen Grundwerte sich stabil fortentwickeln.“

 

„Um die Harmonie in den ungarisch-deutschen Beziehungen zu festigen, wurde vor zwei Jahren eine sogenannte ‚Positiv-Agenda’ ins Leben gerufen. Auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technologie soll die Zusammenarbeit im gegenseitigen Interesse noch weiter intensiviert werden, um unsere beiden Länder fit zu machen für die Herausforderungen des globalen Wettbewerbs.“

Ein Gedanke zu “Mehr miteinander statt übereinander sprechen

  1. Guten Tag 06.08.2021
    Es ist immer eine gute Idee miteinander statt übereinander zu reden.
    Allerdings gibt es im Fall Ungarn leider anzumerken, daß die erforderliche europäische, lebens- und menschenfreundliche Grundlage von der derzeit herrschenden Richtung mit Victor Orban z.T. verlasssen wurde.
    Ich meine ganz konkret Rechtsstaatlichkeit, Pressefreiheit und informationelle Freiheit (siehe Gesetz gegen freie Information Jugendlicher über sexuelle Orientierung).
    Dies ist umso bedauerlicher als es im globalen Maßstab viele Regime gibt, die sich in dieser Weise noch viel massiver gegen die Menschen wenden, und diese Herausforderung wird Europoa nur meistern können, wenn alle Kräfte positiv im Sinne der Menschen gebündelt werden.
    Ungarn hat gerade in der Wiedergewinnung der Freiheit in den Jahrzehnten vor “Victor Orban”
    viel geleistet. Ich nenne dazu den Namen Juri Dienstbier und die Öffnung der Grenze für die Menschen, die aus dem Osten, z.B. der DDR, kamen.
    Aus meiner Sicht wird es für das freie Europa entscheidend sein, diese freie Entfaltung der Menschen voranzubringen. Im Kern bedeutet das für Eltern und Bezugspersonen, sich im Umgang mit Kindern, Jugendlichen und frühen Erwachsenen ausreichend authentisch zu zeigen. Und dieses Verhalten gilt es zu ermöglichen udn zu fördern.
    Dazu bedarf eines intensiven Einsatzes, denn die Realität dieses Umgangs ist leider weit von Authentizität enfernt. Und dieser geforderte Einsatz verlangt ganz gewiß, daß eine Regierung sich von jeder Gängelung der Menschen fernhält. Nur Vielfalt wird auf Dauer bestehen können, das sehen wir in der Geschichte der Menschheit, und Demokratie lebt aus dieser Vielfalt. Gerne liefere ich mehr Details zum geforderten Umgang der Erwachsenen mit Heranwachsenden.
    Und das Interessante daran ist, daß der passende Umgang ganz von selbst die gewünschten Früchte im Leben einer Gesellschaft hervorbringt.
    Ein Gespräch über diese Thematik ist außerordentlich lohnend, weil hier der Schlüssel zu einem
    Gedeihen Europas in der Zukunft liegt; Europa könnte so zu einem weltweit geachteten und beachteten Exporteur von Entfaltung und Vielfalt werden.

    Ich rufe nach Ungarn hinein und bin gespannt welches Echo ich hören werde.

    Mit freundlichem Gruß

    Jens Trümper
    Deutschland

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