Kevin Sauerwald zusammen mit seiner Partnerin Lena. Fotos: Privat

BZ-Serie „Nach Ungarn ausgewandert“: Gespräch mit dem deutschen Auswanderer Kevin Sauerwald

Als Handwerker selbstständig gemacht

Neben Rentnern wandern inzwischen auch immer mehr Berufstätige und sogar Handwerker nach Ungarn aus. Kevin Sauerwald ist einer von ihnen.

Welche Beweggründe haben Sie dazu veranlasst, Deutschland zu verlassen?

Die Entscheidung auszuwandern, war das Ergebnis der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung in Deutschland. Die politischen Verhältnisse haben uns immer weniger zugesagt. Außerdem wurde es immer schwerer, bezahlbare Immobilien zu finden. Wir wollten uns auch nicht für den Rest unseres Lebens verschulden. So begannen meine Partnerin und ich, uns via Internet mit dem Thema Auswandern zu beschäftigen.

Warum kamen Sie ausgerechnet auf Ungarn?

Andere Länder kamen gar nicht erst infrage, weder politisch noch finanziell. Zudem wollten wir innerhalb der EU bleiben, was uns vieles leichter macht. Uns war es auch sehr wichtig, dass wir im Notfall innerhalb eines Tages mit dem Auto nach Deutschland fahren können. Neben den ungarischen Immobilienpreisen waren das Klima und die Mentalität der Ungarn weitere Pluspunkte zugunsten des Landes. Ebenso dessen reiche Kultur, günstige Lebenshaltungskosten und die öffentliche Sicherheit.

Wie ging es weiter?

Im Sommer 2021 fuhren wir für eine Woche nach Ungarn, um uns umzuschauen. Wir entdeckten viele schöne Ecken. Der Gesamteindruck war durchweg positiv. So setzten wir unsere Internetrecherche weiter fort.

Wann stand Ihr Beschluss, nach Ungarn auszuwandern, endgültig fest?

Bereits im Herbst 2021. Dass unser befristeter Mietvertrag in Deutschland Ende des Jahres auslief, beschleunigte unsere Entscheidung.

Wie kamen Sie gerade auf Csurgó?

Csurgó im Komitat Somogy ist eine kleine gemütliche Stadt mit etwa 5.000 Einwohnern und befindet sich nur fünf Kilometer von Kroatien entfernt. Dieser Ort hat uns auf Anhieb gefallen. Dort haben wir dann auch ein passendes Haus gefunden und gekauft. Es hatte einfach alles gepasst, Preis, Zustand, Lage. Auch die Infrastruktur und der Einzelhandel rund um Csurgó haben uns zugesagt. Das Haus erforderte zwar einige Renovierungsarbeiten, innerhalb von wenigen Monaten konnten wir dieses Thema aber abhaken. Die meisten Arbeiten habe ich selber ausgeführt. Gleich im Anschluss daran habe ich ein weiteres Haus renoviert, in das die Mutter meiner Partnerin ziehen sollte.

Wie fällt Ihre bisherige Bilanz aus?

Wir sind jetzt seit etwas über einem Jahr in Ungarn. In unserer neuen Heimat fühlen wir uns befreiter und entspannter. Tagtäglich wird uns bewusster, dass es die beste Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt war, Deutschland zu verlassen und nach Ungarn auszuwandern. Letztlich haben wir aber nur unseren Wohnsitz innerhalb der EU gewechselt. Der administrative Aufwand hielt sich daher in Grenzen. Wichtig ist aber auf jeden Fall, dass man sich vorher gründlich informiert, um nicht enttäuscht zu werden. Dazu gibt es viele Möglichkeiten: Insbesondere Internetforen haben sich für uns als wertvolle Quelle für Informationen und Erfahrungen erwiesen.

Wie klappt es hier mit Ihrer Berufstätigkeit?

Nachdem die Renovierung der beiden Häuser abgeschlossen war, machte ich mich im Sommer letzten Jahres als Handwerker selbstständig. Eine große Hilfe war dabei ein deutschsprachiger Buchhalter, der mir viele bürokratische Dinge abnahm und mir beim Start in die hiesige Selbstständigkeit eine große Hilfe war. In unserer Region biete ich jetzt Holz- und Dacharbeiten an. Ich repariere und montiere Dachfenster und Dachrinnen oder reinige diese. Außerdem baue ich Carports und Pergolas. Meine Auftraggeber sind in erster Linie deutschsprachige Kunden, die sehr froh sind, einen guten deutschsprachigen und zuverlässigen Handwerker gefunden zu haben.

Kevin bei der Arbeit.

Ein Gedanke zu “Als Handwerker selbstständig gemacht

  1. Das ist ein Konzept was funktionieren wird und die Fixkosten erdrücken dich nicht. Mit deiner hübschen Partnerin wirst du hier bald expandieren, denn gerade die deutschen Auswanderer schätzen deutsche Wertarbeit. Es erleichtert doch sehr die Kommunikation.

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