Die letzte Seite
Wie’s in den Wald hineinruft …
Erwähnte Schülerin, Blanka Nagy, hatte Ende Dezember eine vielbeachtete – aber in ihrer Wortwahl ausgesprochen drastische – Rede gehalten. Ihrem Ärger machte sie auch durch den Einsatz von Kraftausdrücken Luft. Den verbalen Wutausbruch beendete sie sinngemäß mit den Worten: „An den schnurrbärtigen Wichser (gemeint war Staatspräsident János Áder) und alle Fidesz-Abgeordneten: (…) fi..t Euch ins Gesicht!”
In zugegeben unflätiger Weise sprach sie damit an, was auch vielen anderen Kritikern des Fidesz immer wieder durch den Kopf geht: Die Partei hat sich von ihren Wurzeln entfernt.
Nun kann man von dieser Rede halten, was man will, die Art und Weise, wie die regierungsnahen Presseorgane – und allen voran Zsolt Bayer – auf die Äußerungen der 18-Jährigen reagiert haben, ist ebenfalls jenseits des guten Geschmacks: Mit der geballten Wucht der „Mittel- und Osteuropäischen Medienstiftung” (dem regierungsnahen Medienkonglomerat) blies man zur Attacke gegen Blanka Nagy, verbreitete unter anderem Lügen über ihre schulischen Leistungen. Und auch Zsolt Bayer ließ es sich nicht nehmen, sich persönlich über Nagy zu äußern. Er nannte sie „eine unglückliche, behinderte, verdammte und erbärmliche Proletin”.

Wie man sich als erwachsener Mensch so an den Äußerungen eines Teenagers abarbeiten kann, bleibt ein Rätsel.
Wenig überraschend sprang die Opposition Blanka Nagy zur Seite – und pöbelte ebenfalls ein bisschen mit. Jobbik-Politiker Gábor Pál schrieb in einem Facebook-Post (den er nach heftigen Reaktionen im Ton etwas abmilderte): „Wenn die persönlichen Daten eines meiner Kinder (in einem dieser) Scheißblätter veröffentlicht worden wären, würde ich diese behinderten Lakaien so verdreschen, dass danach Polizei, Rettungswagen und Feuerwehr zu tun hätten.”
Natürlich ist der politische Diskurs nicht erst durch die Äußerungen einer 18-Jährigen verroht. Das Echo, das die Äußerungen von Blanka Nagy jedoch auslösten, ist neu. Zielführend ist das nicht und irgendwie auch keiner der beiden Seiten würdig.