Soros, Soros und nochmals Soros. Illustration: Jelen Hetilap

Die letzte Seite

Kritik und Spott

George Clooney ist politisch interessiert und nimmt, wenn es um seine Meinung geht, kein Blatt vor den Mund. Warum auch, schließlich ist er ein Schauspieler und kein diplomatischer Vertreter eines Landes oder Sprecher einer internationalen Organisation. Dass die ungarische Regierung seinen Worten trotzdem politisches Gewicht verleiht, indem sie auf sie reagiert, lässt auch die Meme-Macher nicht kalt. Die haben das gefundene Fressen natürlich sofort aufgearbeitet.

Auf Ungarn zu sprechen kam der US-amerikanische Herzensbrecher in einem Interview mit dem Männermagazin GQ. Darin ging es eigentlich um seinen neuen Film „The Midnight Sky“. Bei dem Scifi-Drama, das einen Tag vor Weihnachten erscheinen soll, handelt es sich um eine Dystopie, deren Handlung im Jahre 2049 spielt. Und so sinnierte der Hollywood-Star darüber, ob in einer Welt wie heute, in der Hass und Ärger so präsent sind, diese dystopische Vision der Zukunft nicht tatsächlich traurige Realität werden kann. Als Beispiel für „Hass und Ärger” nannte Clooney neben Brasiliens Jair Bolsonaro auch den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.

Nationale Konsultation: Lassen wir nicht zu, dass George Clooney am längsten lacht.

Natürlich kann keine Regierung, die etwas auf sich hält, unkommentiert lassen, was ein Hollywood-Schönling in einem Promo-Interview über sie sagt. Doch die ungarische Regierung wies die Aussagen Clooneys nicht einfach nur zurück, nein, sie lieferte gleich noch eine Erklärung, woher die Kritik des Hollywood-Lieblings eigentlich stamme: Von keinem anderen als George Soros.

Sie lesen richtig. Die Regierung wies auf die Nähe des Schauspielers zu einem der Söhne von George Soros hin (einziger Beweis dafür: ein gemeinsames Bild), damit war für sie klar: „Zufälle gibt es nicht, George Clooney ist mit der Familie Soros befreundet, deshalb hat er Viktor Orbán angegriffen.“ So in etwa lautete der Aufmacher eines Artikels des regierungsnahen Onlineportals Origo, und auch ein Sprecher des Informationszentrums der Regierung sagte, es sei „enttäuschend, dass nun sogar Schauspieler die politischen Interessen von Soros vorantreiben”.

Der Moderator – und bekennende Orbán-Kritiker – István Vágo konterte daraufhin auf Facebook. Er postete ein Bild von sich und Ex-OB István Tarlós und fragte, ob dies nun bedeute, dass er, Vágó, nun nach der Pfeife von Tarlós tanze.

Mit Kanonen auf Spatzen

Und noch ein weiteres, weniger ernstzunehmendes Medium beschäftigte sich in der vergangenen Woche mit Ungarn, genauer gesagt mit dem ungarischen Veto zum EU-Haushalt. Im öffentlich-rechtlichen ZDF nahmen Kabarettist Oliver Welke und seine Kollegin Carolin Kebekus in der satirischen heute-show Ungarn aufs Korn. Sie nannten den Premier einen „Gula(r)sch mit Ohren”. Auch sonst waren sie wenig zimperlich in ihrer Wortwahl. Der ungarische Regierungssprecher Zoltán Kovács reagierte auf die Sendung mit einem wenig verhohlenen Nazi-Vergleich: „Ich erinnere mich an eine andere Zeit, als die Deutschen sich überlegen fühlten und auf alle anderen herunterblickten. Das ging nicht so gut aus”, polterte er.

Warum es ein ungarischer Regierungssprecher für nötig hält, auf Äußerungen in einer Comedy-Sendung zu reagieren, bleibt wohl für immer ein Mysterium.

15 Antworten auf “Kritik und Spott

  1. Viele Bürger der ehemaligen DDR sind Ungarn heute noch für die Grenzöffnung im Sommer 1989 dankbar. Ohne die Hilfe von Ungarn und die innenpolitischen Entwicklungen in der Sowjetunion wären die unblutige Wende in der DDR und die anschließende deutsche Wiedervereinigung nicht möglich gewesen. Leider entpuppt sich Deutschland immer mehr als ein aggressiver Staat, der als Marionette der USA fungiert, und die korrupte Ukraine mit Waffen beliefert. Dazu mischt sich die jetzige Regierung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten ein. Direkt und über die EU. Dabei muss die Souveränität eines jeden Landes gewährleistet sein.
    Immer mehr Bürger und Unternehmen verlassen Deutschland …

    0
    0
    1. Wenn man diesen Kommentar hier liest, ist es nicht überraschend, wenn die Mehrheit der Westdeutschen heute sicher insgeheim denkt, es wäre damals besser gewesen, die Wiedervereinigung mit den Ostdeutschen abzulehnen. Es war ein elementarer Fehler zu glauben, dass diese Menschen die Demokratie wollten und einfach ihre autoritäre Sozialisation ablegen könnten. Doch das System hat sie jahrzehntelang geprägt und so etwas kann man nicht einfach abschütteln, selbst wenn man es wollte. Die Starke-Mann-Staatsform wird bei den meisten bis an ihr Ende die präferierte Staatsform bleiben.

      0
      0
    2. Was die meisten DDR-Bürger suchten war Reichtum und schöne exotische Urlaubsfahrten, um aus der engen DDR wenigstens zeitweise entfliehen zu können. Sie glaubten freiwillig der glitzernden westlichen Werbung der „Erlösung“ (Gier besiegt Gehirn), die ihnen in den westlichen Fernsehkanälen vorgespielt wurde, ohne allerdings dafür ihr sozialistisches System ändern zu wollen. Das ging aber beides nicht gleichzeitig, also haben sie sich wohl oder übel zunächst für den Mammon und notgedrungen auch für die Demokratie entschieden, die sie aber aufgrund ihrer Werte und Normen eigentlich ablehnten. Sie sind von einer Diktatur nach dem 2. Weltkrieg in eine neue gewechselt. Auch die Nachkriegsgeneration hat auch nichts anderes kennengelernt. Viele DDR-Bürger damals waren eigentlich kaum veränderbar durch ihre bisherige politische Umwelt geprägt und nur eine Minderheit ist es gelungen, sich daraus zu befreien.

      Das Wort Solidarität war in der ehemaligen DDR bereits damals zu einer Worthülse degeneriert, die so häufig durch die offiziellen DDR-Oberen missbraucht wurde, dass sie mit der Zeit keinen Inhalt mehr hatte. Das Ergebnis kann man heute bei vielen älteren DDR-Bürger wie auf einem Präsentierteller noch sehen. Solidarität nur dann, wen es mich nichts kostet und immer meinem eigenen Vorteil dienen muss! Hier findet man auch sehr schön die Überschneidung mit Fidesz!

      0
      0
  2. Schon seltsam wie man manchmal vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt.

    Weil man mit jemandem befreundet ist, hier Clooney mit dem Soros-Sohn, ist doch nicht klar das man auch deren Meinung übernimmt. Außerdem, wer weiß denn genau ob der Sohn von Soros mit dem Tun seines Vaters überhaupt einverstanden ist, so das er Clooney im Sinne seines Vaters beeinflussen würde?

    0
    0
  3. Also in Ihrer ” weiterentwickelte Welt” kann man auch nicht aus Kot Gold herstellen.
    Wieder ein Sprichwort. Erfahrung und Beobachtung. Ungarisch hört sich besser an!
    ” szarból nem lehet aranyat csinálni”

    0
    0

Schreibe einen Kommentar

Weitere Artikel