Neues von der Corona-Front
Widersprüchliche Zahlen
Die Behörden registrierten bisher ungarnweit 192.000 Corona-Infektionen und mehr als 4.200 Todesfälle. Die 7-Tage-Inzidenz ist im Komitat Vas im Westen des Landes mit knapp 500 Fällen auf 100.000 Einwohner aktuell am höchsten, in Heves und Somogy mit weniger als 200 Fällen am niedrigsten.
Anomalien
Die Landesamtsärztin Cecília Müller versucht, auf ihren täglichen Pressekonferenzen der operativen Einsatzleitung Anomalien in den offiziellen Statistiken zu erklären, ohne deshalb sonderlich zur Aufklärung beizutragen. So gibt es neben den PCR-Tests neuerdings auch verstärkt Antigen-Tests, parallel nimmt der Anteil der positiven Tests aber weiter zu.
Währenddessen steigt die Zahl der Corona-Patienten in Kliniken und an Beatmungsgeräten weniger schnell, als aus den Testzahlen zu erwarten wäre. Von den täglichen Todesfällen ausgehend hat die vor zwei Wochen erklärte Notstandslage praktisch nichts gebracht.
Lohnerhöhung
Die positive Meldung des Tages: Die Regierung hat den Hausärzten eine markante Lohnerhöhung zugebilligt: Im Haushaltsplan für 2021 werden zusätzlich zu den bislang veranschlagten 139,6 Mrd. Forint weitere 71,6 Mrd. Forint einkalkuliert.
Die neuesten demographischen Daten des Statistikamtes KSH weisen für den Monat Oktober eine gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat um ein Fünftel gestiegene Zahl an Todesfällen aus. Im Herbst und Winter beschleunigt sich der Bevölkerungsschwund rein natürlich; im vorigen Monat lag die Rate aber um die Hälfte höher, als vor einem Jahr.
Fehlende Kühlraumkapazitäten?
Das Markusovszky-Komitatskrankenhaus in Szombathely hat Berichte in Sozialmedien indirekt bestätigt, wonach verstorbene Corona-Patienten keinen Platz mehr im Kühlraum der Klinik fanden. Zwar wies die Klinikleitung dubiose Aufnahmen zurück, die gestapelte Leichen zeigten. Eingeräumt wurden jedoch Engpässe beim Personal – vor Wochen galt Győr als ein regionales Krisenzentrum der Corona-Pandemie, weshalb zahlreiche Ärzte und Schwestern aus anderen Landesteilen als Verstärkung dorthin geschickt wurden.
Zu den fehlenden Kapazitäten in Kühlräumen merkten unabhängige Quellen an, in anderen Städten hätten sich die Kliniken auf mehr Todesfälle eingestellt und rechtzeitig entsprechende Kühllaster bestellt.
DK: Gesundheitsminister soll zurücktreten!
Die DK fordert erneut den Rücktritt des für das Gesundheitswesen zuständigen HR-Ministers Miklós Kásler. Fraktionssprecher Zoltán Varga verwies auf seiner Online-Pressekonferenz am Donnerstag auf eine aktuelle Regierungsverordnung, mit der die Leitung der Landeskliniken für die Zeit der Notstandslage an Innenminister Sándor Pintér übertragen wurde.
„Ein Minister auf dem Papier, dem praktisch keine Aufgaben geblieben sind, gilt als gescheitert“, resümierte der Oppositionspolitiker. Es gebe kein zweites Land, das die Kliniken während einer Pandemie nicht dem Gesundheitsminister, sondern dem Innenminister unterstellt.
MSZP: Volle Bezüge in der Quarantäne
Die Sozialisten fordern die Regierung erneut auf, dafür zu sorgen, dass mit SARS-CoV-2 infizierte bzw. als Kontakte in Quarantäne geschickte Arbeitnehmer beim Krankengeld die vollen Bezüge erhalten. Die MSZP-Co-Vorsitzende Ágnes Kunhalmi sagte auf einer Pressekonferenz am Donnerstag online, weil die Regierung zu spät handelte, gebe es Massenentlassungen, Lohnkürzungen und Firmenpleiten.
Aus Angst vor Lohneinbußen gingen viele zur Arbeit, obgleich sie Symptome des neuartigen Coronavirus zeigten. Die Beantragung von 100% Lohnausgleich im Krankheitsfall in der Corona-Pandemie sei viel zu bürokratisch, weshalb das von 60% aufgestockte Krankengeld z B. nur jeder dritte betroffene Pädagoge tatsächlich beanspruchen konnte.
Reisebeschränkungen: Grenzkontrollen bis Februar
Die Grenzkontrollen werden bis zum 1. Februar 2021 beibehalten. Im Amtsblatt wurde die Regierungsverordnung 407/2020 vom 30. August, die ursprünglich für einen Monat gültig war und hernach jeweils im Monatsrhythmus verlängert wurde, nunmehr auf einen Schlag um zwei weitere Monate ausgedehnt (vom 1. Dezember bis zum 31. Januar).
Seit dem 1. September gilt wieder ein strengeres Einreise-Regime, das mit Kontrollen bei jeder Art von Grenzübertritten einhergeht. Die mal wieder mit der heißen Nadel gestrickten Bestimmungen wurden Anfang September mehrfach nachgebessert.