Orbán
Ministerpräsident Viktor Orbán und Innenminister Sándor Pintér (l.) auf der Sitzung des Krisenstabs am Samstagvormittag. (Foto: MTI/ Zoltán Fischer)

Orbán zur zweiten Corona-Welle:

Das Land muss funktionsfähig bleiben

„Wir lassen uns von dem Corona­virus nicht ein zweites Mal lähmen“, erklärte Ministerpräsident Viktor Orbán nach der Sitzung des Krisenstabs am Samstagmorgen. Dessen ungeachtet kündigte er Sanktionen bei Nichteinhaltung der Vorschriften zur Maskenpflicht an, nachdem die Zahl der Neuinfek­tionen fast täglich steigt. Noch am gleichen Abend wandte er sich in einer TV-Ansprache an die Bürger des Landes.

„Das Gesundheitswesen ist auf die zweite Welle bestens vorbereitet“, versicherte der Regierungschef. Wenn sich die Situation verschlechtern sollte, dann seien mehr als 10.000 freie Betten in den Krankenhäusern vorhanden. Auch die Kapazitäten an Beatmungsgeräten seien „in Ordnung“. „Kein einziger Ungar, der sich mit dem Coronavirus infiziert, bleibt unversorgt“, betonte Orbán. Erneut bat er die Bewohner des Landes, sich an die einfachen Regeln zum Tragen der Masken, zu Abstandhalten und Hygiene zu halten.

Orbán: Nichteinhalten dieser Regeln sanktionieren!

Leider erfordere die wachsende Zahl an Neuinfektionen jedoch, das Nichteinhalten dieser Regeln zu sanktionieren. Er kündigte amtliche Preise für die Tests an, die freiwillige Grippeschutzimpfung werde jedem kostenlos zugänglich gemacht, an den Schulpforten werde ab Oktober das Fiebermessen eingeführt.

Bei seinem Interview für das staatliche Nachrichtenfernsehen M1 erklärte Orbán am Samstagabend, das Land müsse funktionsfähig bleiben und es werde keine „radikalen plötzlichen Veränderungen“ geben. Eine neue Sanktionierung trifft die Geschäfte: Wo Kunden in mindestens drei Fällen keine Masken tragen, droht – neben Geldstrafen für die renitenten Kunden – eine Geschäftsschließung. Bei der Bewertung der Schwere der Corona-Welle wolle man nicht mehr die Zahl der infizierten Personen, sondern der Todesfälle in den Vordergrund rücken.

920 neue Fälle

Seit Ende August nehmen die Infektionszahlen in Ungarn exponentiell zu. Am Samstag kam an einem einzigen Tag knapp 920 neue Fälle hinzu. Mittlerweile haben 12.300 Ungarn ein positives Testergebnis. In den letzten zwei Wochen haben sich die Tageszahlen verzehnfacht. Gestorben sind an Covid-19 bislang 637 Ungarn. Am Wochenende gab es 4 Todesopfer zu beklagen, das sind so viele wie seit Juni nicht mehr. Der Tagesdurchschnittswert bewegt sich seit Anfang Juni unter 2 Personen. Mittlerweile gelten 7.600 Ungarn als aktiv infiziert; im Frühjahr waren es max. 2.000 Personen.

Da in der zweiten Welle aber eher jüngere Menschen betroffen sind, hält sich die Zahl der in Kliniken behandelten Patienten (282) bzw. der an Beatmungsgeräten angeschlossenen Patienten (16) weiter in Grenzen. Im Frühjahr kamen an den kritischsten Tagen etwas mehr als 1.000 Krankenhausbetten und 80 Beatmungsgeräte für Corona-Patienten zum Einsatz. Die Zahl der durchgeführten Tests hat auf im Schnitt rund 10.000 täglich stark zugenommen. Dabei wird der laut WHO kritische Wert von mehr als 5% positiven Tests seit Mitte April erstmals wieder überschritten.

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