Neues von der Corona-Front
Keine Engpässe bei Technik und Material
Ministerpräsident Viktor Orbán erinnerte in einem Videoeintrag auf Facebook am Donnerstagabend daran, dass die aktuelle Notstandslage bis zum 11. Dezember, also kommenden Freitag gilt. Spätestens auf der Sitzung des Krisenstabs am Montagmorgen werde deshalb zu entscheiden sein, wie sich Weihnachten und Neujahr feiern lassen, nach welchen Regeln Familien und Freunde zusammenkommen dürfen
Kanzleramtsminister stellt Lockerungen in Aussicht
Am Vormittag hatte Kanzleramtsminister Gergely Gulyás auf der üblichen Regierungspressekonferenz zu den traurigen Rekordzahlen der jüngsten Tage angemerkt, Ungarn stehe im EU-Durchschnitt immer noch günstig da. Er wiederholte seinen Tipp, am Jahresende könnten mit Rücksicht auf die Feiertage wenigstens vorübergehend spezielle Lockerungen in Kraft treten.
In der kommenden Woche wird die Internetseite vakcinainfo.gov.hu aufgelegt, auf der sich Bürger für die freiwillige und kostenlose Corona-Schutzimpfung registrieren lassen können. Parallel werde eine Aufklärungskampagne gestartet; Rentner erhalten Briefe mit der Post zugestellt, die sie portofrei für ihre Anmeldung zurücksenden können.
Zum Start der Massentests im Bildungs- und Sozialwesen merkte der Minister an, die Teilnahme sei absolut freiwillig, niemand könne dazu gezwungen werden. Nach seinen Angaben nahmen 27% der Lehrer an Grundschulen und sogar 36% der Lehrer von Fachschulen nicht an den Antigen-Tests teil.
Die Gewerkschaften wissen freilich einen Grund für die starke „Zurückhaltung“: Die Regierung geht bislang nicht auf die Forderung ein, 100% Ausfallgeld bei Anordnung von Quarantäne zu zahlen. Aus Existenzangst hätten viele Pädagogen deshalb die Teilnahme an den Tests abgelehnt.
Keine Engpässe bei der Technik
Nach Angaben des von der Regierung noch während der ersten Corona-Welle eingesetzten Landes-Klinikkommandanten gibt es weiterhin keine Engpässe bei Technik und Material in den Gesundheitseinrichtungen des Landes.
Zsolt Halmosi sagte dem Verteidigungsausschuss des Parlaments bei seiner Anhörung am Donnerstag, unter 30.000 Klinikpatienten seien aktuell 7.700 als Corona-Patienten isoliert, zuzüglich 1.750 Personen mit Symptomen, aber ohne vorliegendes Testergebnis. Im Gesundheitssystem stünden derweil mehr als 20.500 Corona-Bettenplätze zur Verfügung. Rund 650 Patienten benötigten Beatmungsgeräte, entsprechend ausgestattete Betten gibt es landesweit mehr als 2.500.
Den methodisch immer weniger nachvollziehbaren Daten der operativen Einsatzleitung zufolge bleibt die Corona-Pandemie auch mehr als drei Wochen nach Wiedereinführung der Notstandslage außer Kontrolle der Gesundheitsbehörden. In den 24 Stunden bis Donnerstagmorgen starben mit 182 Personen so viele Ungarn wie an keinem einzigen vorigen Tag an und mit Covid-19; insgesamt sind mittlerweile mehr als 5.300 Todesopfer zu beklagen.
Im November wurden täglich 4.500-5.500 Neuinfektionen erfasst, offiziell sollen sich seit Jahresanfang 232.000 Ungarn mit SARS-CoV-2 angesteckt haben. Seit der dritten November-Dekade fand wenigstens der steile Anstieg bei der Zahl der in Kliniken und an Beatmungsgeräten behandelten Corona-Patienten ein Ende – das wäre ein Indiz, wonach die mit der zweiten Notstandslage eingeführten Kontaktbeschränkungen einen Sinn hätten.