Erfahrungen eines BZ-Lesers mit der Einreise nach Ungarn unter Corona-Bedingungen
Eintritt verboten! – Tilos a belépés
Ein negatives Testergebnis, nicht älter als 48 Stunden, wird in allen Fällen an der ungarischen Grenze gefordert, es sei denn, man ist Grenz-Pendler. Staatliche ungarische Webseiten nennen diverse weitere Gründe für eine Einreise: Einen Zahnarzttermin in Ungarn, den Nachweis einer Einladung zu einem geschäftlichen Termin oder die Teilnahme an einer sportlichen Veranstaltung und einiges mehr. Man denke nur an das Fußballspiel im neuen Puskás-Stadion, zu dem viele Bayern-Fans Ende September einreisten, ohne sich in Quarantäne begeben zu müssen. Familienfreundlichkeit hat sich die konservative ungarische Regierung auf die Fahnen geschrieben. Familiäre Gründe zur Einreise sind offenbar trotzdem nachrangig.
Abenteuer Ungarn-Einreise
Denen, die im Ausland leben und aus familiären Gründen einreisen, wird das Leben schwer gemacht. Sie alle sollen in Quarantäne, und zwar für 10 Tage. Für einige wäre es fast der halbe Jahresurlaub! Da es im Land zu wenig Testkapazitäten gibt, besteht auch wenig Hoffnung auf den zweiten Test in Ungarn. Tage vor meiner Abreise versuchte ich einiges über eine Einreise nach Ungarn in Erfahrung zu bringen. Ich erntete aber nur widersprüchliche Erfahrungsberichte anderer und unzureichende Informationen aus Medien und staatlichen Informationsquellen. Dennoch wagte ich das Abenteuer.
Ich wählte einen Grenzübergang im Burgenland. Nach ca. 45 Minuten Schritttempo in langer Schlange von Autos und Transportern mit überwiegend ungarischen Kennzeichen wurde ich von zwei ungarischen Grenzpolizisten herausgewinkt. Ich verließ mich auf meine ungarischen Sprachfähigkeiten. Die anderen wurden durchgewinkt, obwohl sicher auch solche dabei waren, die nicht zu den täglichen Pendlern gehörten.
Die für die vorübergehenden Maßnahmen zuständige Behörde informiert die zuständige epidemiologische Behörde unverzüglich über die von ihr getroffenen Maßnahmen. Die Person, die während des Quarantänezeitraums unter Quarantäne gestellt wird, darf bis zur Entscheidung der zuständigen epidemiologischen Behörde:
1. den Quarantäne-Standort verlassen, und sich mit anderen nur in Übereinstimmung mit den Regeln, die für die Vorbeugung von Infektionen zuständig sind, treffen.
2. Im Falle einer gesundheitsbedürftigen Versorgung sind Sie verpflichtet, sich mit Ihrem Arzt / oder mit einem Bereitschaftsarzt im Voraus zu konsultieren, ohne die Quarantänestelle zu verlassen.
3. Bei Atemwegssymptomen (Fieber, Husten, Kurzatmigkeit) müssen Sie unverzüglich Ihren Hausarzt oder Bereitschaftsarzt benachrichtigen und nach dessen Anweisungen handeln.
Ich möchte darauf hinweisen, dass jeder, der während einer Epidemie gegen die Regeln der Seuchenisolierung, -überwachung, -sperre oder -kontrolle oder der Schutzmaßnahme verstößt, widerrechtlich handelt.
Der Beamte fragte höflich nach meinen Unterlagen (Personalausweis, Wohnsitzkarte und Negativtest) und verschwand für rund 10 Minuten in einem Häuschen. Dann erklärte er mir, dass ich gemäß Vorschriften direkt zur Quarantäne am genannten Zielort fahren müsse. Ich sagte ihm, dass ich aus einem Gebiet einreisen würde, in dem es wesentlich weniger Covid-19 Fälle gäbe, als hier in Ungarn, und zudem einen negativen Test besäße. Nicht ich würde das Risiko darstellen, sondern das ungarische Umfeld. Er winkte natürlich ab und verwies auf die Vorschriften der ungarischen Regierung.
Drei Zettel und Freilassung
Anschließend gab er mir drei Zettel. Auf einem wurde meine Mobiltelefonnummer und die genaue Anschrift meiner ungarischen Unterkunft eingetragen – und vor allem waren da jede Menge Belehrungen in Juristen-Ungarisch zu lesen. Der zweite Zettel war eine Anleitung zur Installation und Benutzung einer Corona-App und der der dritte war ein roter Zettel mit der Aufschrift „Eintritt verboten“, den ich mir an die Wohnungstür kleben sollte. Nachdem mich der Grenzer freigelassen hatte, fuhr ich ein paar Kilometer hinter der Grenze mit dem Auto rechts ran und studierte den Zettel mit den Belehrungen:
Bingo, ich war erleichtert, denn ich wollte ja nur für drei-vier Tage bleiben, wie fast immer. Ich würde also doch nicht sofort wieder zurückfahren, um diesem Wahnsinn zu entkommen. Da stand es ja schwarz auf weiß: Ich darf die Quarantäne verlassen! Es war Donnerstag Mittag und ich würde spätestens am Montag wieder in Deutschland sein. Und so kam es auch. Die App wollte ich nicht laden, weil ich sowas grundsätzlich ablehne, um nicht Opfer staatlicher Willkür oder kommerzieller Interessen zu werden.
In der Quarantäne fanden wir bei Internetrecherche heraus: Die ungarischen Vorschriften bestimmen, dass meine Mitbewohner nicht in Quarantäne müssen. Sie konnten also jederzeit rein und raus, obwohl an unserer gemeinsamen Haustür der rote Zettel hängen sollte. Wer schüttelt eigentlich nicht den Kopf über so viel Unsinn? Ob die Vorschriften andere sind, wenn jemand nachweislich mit Covid-19 infiziert ist, weiß ich nicht.
Anruf von der ungarischen Polizei
Genau eine Woche nach meiner Ankunft in Ungarn kam der Anruf der ungarischen Polizei. Ich war gerade im Büro, der Empfang war schlecht. Trotzdem bestand der Anrufer am anderen Ende der Leitung auf einem Gespräch und war total perplex, als ich ihm erklärte, dass ich schon seit Montag wieder in Deutschland sei. Ich erklärte ihm, dass ich arbeiten müsste und keine 10 Tage Quarantäne machen könnte.
Außerdem hätte ich den Zettel mit den Vorschriften gelesen. Vermutlich konnte er mich nicht richtig verstehen. Es schien mir aber, dass er den Zettel mit den Vorschriften bestimmt nicht aufmerksam gelesen hatte. War das ganze vielleicht nur ein Textfehler, hatte da jemand gepennt und nur das Wort „nem“ vergessen? Der Anrufer fragte noch nach meiner Anschrift und sagte mir, ich hätte die Vorschriften verletzt.
Meine Empfehlung: Reisen Sie nicht nach Ungarn, wenn Sie nur familiäre Gründe haben. Besorgen Sie sich einen anderen Grund oder reisen Sie über eher abgelegenen Grenzübergang ein. Ich warte nun auf den Strafzettel.
“Die App wollte ich nicht laden, weil ich sowas grundsätzlich ablehne, um nicht Opfer staatlicher Willkür oder kommerzieller Interessen zu werden.”
Wir werden durchleuchtet, jeder Weg könnte verfolgt werden, wenn wir das alles mitmachen. Bei den ganz jungen Usern ist es bereits heute so. Der Virus bereitet den Weg.
Schlamperei in Ungarn? Fehlerhafte Infos bei Einreise und Ausreise? 1989 lief es auch nicht richtig gut.
Warum so zynisch, Hase. Schließlich bemühen sich viele Regierungen mehr oder weniger erfolgreich um Besserung der Lage – mit teils unsinnigen, widersprüchlichen oder extrem ungerechten Maßnahmen.
Das Handelsblatt Morning Briefing schreibt:
“Die gestrige Ad-hoc-Pressekonferenz von Angela Merkel war praktizierter Meinungsklimaschutz. Die Kanzlerin spürt, dass die flächendeckende Stilllegung von Kultur, Gastronomie und Hotellerie als ungerechte Breitseite herüberkommt – ausgerechnet gegen jene, die sich um Einhaltung der Hygieneregeln bemühen. Überall in der Bundesrepublik gehen Klagen gegen das Außerkraftsetzen etlicher Grundrechte ein. Kritiker werden mit dem Argument bedacht, „gerecht“ sei am Ende ja dann nur, alles auf- oder zuzumachen, was die Regierung im Kampf gegen die explodierenden Fallzahlen nicht wolle.
Eine besondere Note steuert in der Corona-Debatte übrigens Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil bei. Der SPD-Politiker lobt Bürger, die bei der Polizei anrufen, weil der Nachbar zu viel Besuch habe. ”
Die besten Nazis wären also die jetzigen SPDler !
Strafzettel kam . Auch ich hatte 40.000 Ft zu bezahlen. Gerne geschehen, wenn es einer guten Sache dient. Seit einigen Tagen aber ist es sehr viel teurer.