Coronavirus-Krise
Testkapazitäten ausgeschöpft
Gleichzeitig lobte sie die Bevölkerung, die sich mit nur wenigen Ausnahmen an die strengeren Auflagen halte. Bislang wurden für den Betrieb in zwei Dutzend Kindergärten und Schulen außerordentliche Pausen angeordnet, 120 Klassen und drei komplette Schulen stellten wegen Coronavirus-Fällen auf den digitalen Unterricht um. Am 1. Oktober wird das Fiebermessen an den Schulen eingeführt; ab einer erhöhten Körpertemperatur von 37,8°C werden die Schüler umgehend nach Hause geschickt.
Orbán: „Ungarn wird gestärkt aus der Coronavirus-Krise hervorgehen“
Am Sonntagabend beteuerte Ministerpräsident Viktor Orbán in einem Interview für den Privatsender TV2, auch wenn die Coronavirus-Pandemie derzeit noch an Kraft gewinne, wird Ungarn gestärkt aus der Krise hervorgehen, sobald ein Impfstoff vorliegt.
Im Moment aber ächzt das Gesundheitswesen unter der täglich steigenden Belastung: Mittlerweile sind nahezu 19.000 Ungarn aktiv mit dem Coronavirus infiziert, unter denen 700 in Kliniken, davon 44 mit Beatmungsgeräten behandelt werden müssen. Von Sonntag auf Montag zählte das Land 13 Covid-19-Opfer, so viele wie noch nie zuvor während der zweiten Welle (siehe Grafik). Insgesamt sind 749 Todesopfer zu beklagen.
Täglich werden zwischen 700 und 950 Neuinfektionen registriert, wobei diese Zahl spätestens seit Mitte September keine wirkliche Aussagekraft mehr besitzt, weil die landesweiten Kapazitäten mit täglich 10.-12.000 Tests ausgeschöpft sind. (Zu diesem Engpass trug noch die Einführung amtlicher Preise für PCR-Tests durch private Labore bei.)

Medienberichten zufolge wird die mobile Coronavirus-Klinik in Kiskunhalas, die bei der ersten Welle letztlich nicht zum Einsatz gelangte, demnächst Patienten aufnehmen müssen. Dabei klagen die Leitungen von Krankenhäusern, dass sich Fachärzte und Schwestern reihenweise im zivilen Leben anstecken und deshalb in Quarantäne gehen oder gar selbst behandelt werden müssen. Auf Anweisung des Gesundheitsministers werden zudem systematisch Fachkräfte aus den Intensivstationen für die Behandlung von Corona-Patienten abgezogen. (Mitte September galten offiziell 6,2% des Gesundheitspersonals als infiziert, im Juli waren es auf dem Höchststand 16%, in Europa im Mai sogar 23%.)