Neues von der Corona-Front
Regierung: Schnelligkeit und Aktionsfähigkeit nötig
Stattdessen werde die Regierung das Parlament bitten, die zunächst für 15 Tage ausgerufene Corona-Notstandslage um 90 Tage zu verlängern. Er ersuchte die Opposition, die zur Eindämmung des Coronavirus erforderliche Gesetzgebung nicht zu erschweren.
Lage verschlechtert sich
Die Lage verschlechtere sich zunehmend in Europa, Ungarn bilde da keine Ausnahme. Aufgrund der Entscheidungen vom Dienstag werden alle Vergnügungsstätten mit Musik, d. h Diskotheken und Tanzlokale, sowie Lokale ohne Sitzgelegenheiten geschlossen.
Der öffentliche Verkehr sei eine große Gefahr hinsichtlich der Ausbreitung der Pandemie, deswegen können von nun an Autofahrer landesweit wieder gratis parken, erläuterte Gulyás die seit Dienstagnacht geltenden Regeln.
Diese Maßnahmen könnten die gegenwärtige Lage lindern, eine Lösung bringe jedoch nur ein Impfstoff. Verhandelt werde derzeit mit AstraZeneca. Wenn ein Impfstoff auf den Markt kommt, werde Ungarn diesen erwerben. All jene könnten sich dann kostenlos impfen lassen, die dies wünschen.
Ministerpräsident Orbán werde fortan täglich oder aller zwei Tage an der für 6 Uhr einberufenen Sitzung der operativen Einsatzleitung teilnehmen, um Informationen aus erster Hand zu erhalten.
Schließung aller Schulen derzeit nicht begründet
Die Regierung beobachte die Lage im Gesundheitswesen und werde aufgrund der aktuellen Daten weitere Entscheidungen treffen. Derzeit sei eine Schließung aller Schulen nicht begründet.
In Zeiten der außerordentlichen Rechtsordnung können Bürgermeister ohne Einberufung der Bürgerschaft in ihrem Kompetenzbereich vorgehen. Die Einhaltung der ergriffenen Maßnahmen werde von nun an strenger kontrolliert und sanktioniert, sagte Gulyás weiter. Bei Regelverletzungen drohen Schließungen und Bußgelder.
Opposition: Harsche Kritik an laschen Corona-Maßnahmen
Nach der Verkündung einer Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen war sich die Opposition einig, dass diese nicht ausreichend seien. Der MSZP-Vorsitzende Bertalan Tóth bezeichnete sie als kraftlose Scheinmaßnahmen und „eine Blase, scheinbar groß, jedoch innen leer.
Gratis-Parken rettet keine Leben!“ Es bedürfe Massentests und Kontaktreduzierungen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Die Regierung stelle zu wenig Geld für das Gesundheitswesen, die Kommunen, Unternehmen und Bürger bereit.
„Die Regierung schaut tatenlos zu, wie das von ihr errichtete Luftschloss zusammenbricht. Die Folgen sind unabsehbar.“
Die am Dienstagabend verkündigten Maßnahmen erwecken den Eindruck, als ob Orbán nicht wisse, was im Land vor sich gehe, postete der DK-Vorsitzende Ferenc Gyurcsány. Orbán habe kein Wort über Schulen, Ärzte und Krankenpfleger, verlorene Arbeitsplätze und Unternehmen in Schwierigkeiten gesagt. Die Regierung führt derzeit „ein Experiment mit den Bürgern“ durch.
OB Gergely Karácsony: Corona-Testkapazitäten müssen ausgeweitet werden
Budapests OB Gergely Karácsony zufolge spitze sich die Lage mittlerweile dramatisch zu. Bei den ergriffenen Maßnahmen fehlen die seit langem bestehenden Forderungen der Experten. Testkapazitäten müssen ausgeweitet und Massenveranstaltungen schärfer eingeschränkt werden.
Die Jobbik ist der Auffassung, Orbán habe eingeräumt, dass die Regierung ungeeignet sei, die Lage zu beherrschen. Dieses Bekenntnis sei beängstigend, obgleich die zweite Welle für niemanden überraschend kam. Auf die Bürger warte infolge der Verantwortungslosigkeit der Regierung ein trauriges Weihnachtsfest.
Bence Tordai, Vize-Fraktionsführer von Párbeszéd, sieht die Maßnahmen gar als schädlich und zu geringfügig an. Die Schritte werden das Ansteigen der täglichen Neuinfektionen nicht verhindern.
Zudem lüge die Regierung mit ihren Behauptungen, in Westeuropa wäre die Lage deutlich schlimmer. Die Wahrheit ist, dass Ungarn hinsichtlich der Todesrate die drittschlechtesten Daten in Europa aufweist.
Bereits Anfang September hätten Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ergriffen werden müssen, doch „die Regierung ließ dem Virus freien Lauf“. Dies kostete bereits mehreren hundert Menschen das Leben.
Täglich neue traurige Corona-Rekorde
Die Zahl der Corona-Infizierten steigt exponentiell, sagte Landesamtsärztin Cecília Müller am Mittwoch. Innerhalb einer Woche hat sie sich um das Anderthalbfache erhöht. Bis zum Mittwochmorgen wurden in Ungarn innerhalb von 24 Stunden 90 weitere Corona-Tote und 4.219 Neuinfektionen gemeldet.
Damit ist die Anzahl der registrierten Corona-Infizierungen in Ungarn auf 91.000 und die Anzahl der Corona-Toten auf 2.063 geklettert. Aktiv infiziert sind momentan über 40.000 Personen, von denen 4.871 in Kliniken, 355 mit Beatmungsgeräten behandelt werden. Derzeit sind 67 Kindergärten und 6 Schulen komplett geschlossen, in 42 Klassen und 16 Schulen erfolgt der Unterricht digital.
Außenminister Szijjártó auf Asienreise positiv getestet
Während seiner Asienreise, konkret nach der Ankunft in Bangkok, wurde Außenminister Péter Szijjártó positiv auf Corona getestet, informierte Máté Paczolay, Pressechef des Außenministeriums.
Szijjártó war nach seinem Arbeitsbesuch in Kambodscha weiter nach Thailand gereist. Den thailändischen Verordnungen entsprechend musste er sich in ein Krankenhaus begeben. Da er symptomfrei ist, begannen Abstimmungen über seine Heimholung nach Ungarn.
Vor Antritt seiner Asienreise war der Minister negativ getestet worden. Nach seiner Rückkehr werde er sich in häusliche Quarantäne begeben.