Neues von der Corona-Front
Allgemeine Impfpflicht ist unsinnig
Mittlerweile verstarben (unter 353.000 Erkrankten) mehr als 11.400 an und mit SARS-CoV-2, die Zahl der täglichen Neuinfektionen und Todesfälle ist aber auf den Stand von Mitte/ Ende Oktober gesackt. In den Kliniken werden weniger als 4.500 Corona-Patienten behandelt, darunter nur noch 330 unter Einsatz von Beatmungsgeräten.
Die Schutzimpfung wurde bislang rund 125.000 Ungarn verabreicht. Heute trifft eine weitere Ladung des Impfstoffs von Pfizer/BioNTech ein, die ca. 35.000 Dosen enthält.
Minister würden sich auch mit chinesischem Impfstoff impfen lassen
Die Pressestelle der Regierung erklärte auf Anfrage von Seiten des liberalen privaten TV-Senders RTL Klub, die Minister der Orbán-Regierung werden sich auch mit einem chinesischen Impfstoff impfen lassen, sobald sie an der Reihe sind. Die zuständigen Gesundheitsbehörden hätten abzuwägen, welcher Impfstoff als sicher zugelassen werden darf – sobald die Genehmigungen erteilt sind, erhalte jeder Bürger den gerade verfügbaren Impfstoff.
Im Falle von Covid-19 sollten wir den Begriff der Herdenimmunität besser vergessen, meint der Virologe Gábor Kemenesi. Im Interview für die linke Tageszeitung Népszava fügte er hinzu, dieses Virus lasse sich bestenfalls „zähmen“, aber nicht ausrotten. Herdenimmunität könne man aber nur anstreben, wenn Geimpfte das Virus nicht mehr weitergeben. Andernfalls trete das Szenario ein, dass Geimpfte wenigstens nicht mehr schwer erkranken, also das Gesundheitswesen entlasten.
Infektiologe Szlávik: “Impfpflicht ist unsinnig”
Der Chef-Infektiologe des Süd-Pester Zentrumskrankenhauses, János Szlávik, hält eine Impfpflicht für unsinnig, weil das Coronavirus ähnlich wie das Grippevirus ständig mutiert. Impfpflicht sollte gelten, wenn Viren auf diese Weise von der Erde verschwinden könnten.
Im Gegensatz dazu sieht der Generalsekretär der Ärztekammer (MOK) alle Voraussetzungen für eine Impfpflicht gegeben. Marcell Nagy begründete dies mit dem gesamtgesellschaftlichen Interesse; es wäre ganz und gar nicht außergewöhnlich, wenn Arbeitgeber dies anordneten. „Sollte die Risikobewertung zeigen, dass eine Immunisierung der Mitarbeiter unverzichtbar ist, um die Gesundheit bei der Arbeitsverrichtung zu garantieren, kann ein Arbeitgeber diese auf der Grundlage der gültigen Rechtsnormen anweisen“, erklärte der MOK-Funktionär.
„Welchen Impfstoff wir in Ungarn verwenden, entscheiden nicht Politiker, sondern die Fachleute. Sobald sie einen Impfstoff zulassen, ist es Sache der Regierung, diesen zu beschaffen – der zentralisierte Einkauf durch die EU geschieht halt zu langsam.“
Spätestens Anfang Februar beginnt ein Team aus Pécs und Wien mit der Phase der Tierversuche für einen eigenentwickelten Impfstoff gegen das Coronavirus. Der Virologe Ferenc Jakab konnte dem Nachrichtenfernsehen ATV zwar noch keinen konkreten Zeitpunkt benennen, wann mit dem ungarisch-österreichischen Impfstoff gerechnet werden dürfe. Er betonte jedoch: „Es ist nicht relevant, womit geimpft wird, sondern dass geimpft wird.“ Unterdessen laufen an der Universität Debrecen bereits Tierversuche für einen anderen Impfstoff.
„Es wird kein Weltende kommen, wir werden in den Sommerurlaub und auf Festivals reisen. Eigentlich reicht es dafür schon aus, die besonders gefährdeten 20% der Bevölkerung zu impfen. Von da an hört die Überlastung des Gesundheitswesens auf, und somit verliert der strenge Lockdown jeden Sinn.“
DK: Orbán macht PR für chinesischen Impfstoff
Die im Übrigen impf-„freundliche“ DK wendet sich gegen den Einsatz chinesischer Impfstoffe, die mit „veralteten Methoden“ auf ihre Tauglichkeit getestet wurden. Fraktionssprecher Zoltán Varga betonte das gemeinsame Interesse, dass in Ungarn ausschließlich von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) genehmigte Impfstoffe zur Anwendung gelangen sollten.
Indem die Orbán-Regierung PR für den chinesischen Impfstoff betreibt, werde sie am Ende erreichen, dass sich nicht einmal jene impfen lassen wollen, die dies eigentlich vorhatten. Laut Umfragen habe nur 1% der Ungarn Vertrauen in Impfstoffe aus China.
Impfstoff aus China: „Hoffnungslos veraltet“
Noch am Sonntag behauptete der Staatssekretär des Außenministeriums, Tamás Menczer, ganz Europa stehe in China um den begehrten Impfstoff gegen das Coronavirus an. Kaum dass am vergangenen Donnerstag bekannt wurde, Ungarn befinde sich in fortgeschrittenen Verhandlungen, hätten sich 14 andere europäische Länder binnen weniger Stunden bei den chinesischen Herstellern gemeldet. Das Schlangestehen bei den Chinesen sei noch zu gut in Erinnerung aus der Zeit der ersten Corona-Welle, als ein Wettlauf um Schutzausrüstungen begann.
Dabei warnte der Virologe Ernő Duda gerade am Wochenende im Regional-TV, der Impfstoff von Sinopharm sei gemessen an den modernen mRNA-Impfstoffen von Pfizer/BioNTech oder Moderna hoffnungslos veraltet. Die klassische Methode, durch abgetötete Viren eine Immunreaktion auszulösen, gehe immer mit dem Risiko einer Überreaktion einher, meinte der Professor der Universität Szeged.
EU-Abgeordnete Peter Liese (CDU): „Europa braucht keinen Impfstoff aus China!“
Diese Meinung untermauerte der EU-Abgeordnete Peter Liese (CDU), der im Interview für die linke Tageszeitung Népszava erklärte: „Europa braucht keinen Impfstoff aus China!“ Mit dem heutigen Kenntnisstand hätte die EU im vergangenen Jahr selbstverständlich mehr Impfstoffe von Pfizer/BioNTech und Moderna ordern sollen, aber diese Kenntnisse hatte man im Sommer 2020 einfach nicht.
„Auch Viktor Orbán hätte keinen besseren Abschluss als die EU-Kommission herausholen können, ganz im Gegenteil“, meinte der EVP-Politiker mit dem Verweis auf das Beschaffungschaos im Frühjahr, als gerade in Norditalien viele Mitarbeiter des Gesundheitswesens wegen der fehlenden europäischen Solidarität in Ermangelung von Schutzausrüstungen ums Leben kamen.
Liese würdigte im Interview im Übrigen den technologischen Hintergrund des russischen Impfstoffs „Sputnik V“, der auf dem gleichen fachlichen Niveau angesiedelt sei, wie die Vakzine von AstraZeneca oder Johnson&Johnson. Er lobte die Leistung der russischen Wissenschaftler, die jedoch durch voreilige politische Entscheidungen in Misskredit gebracht worden sei.